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Ralf Stegner schimpft über Querdenker – Markus Lanz muss ihn bremsen

SPD-Politiker Ralf Stegner kann sich bei Querdenkern nicht mehr zurückhalten und schimpft bei "Lanz" über sie.
SPD-Politiker Ralf Stegner kann sich bei Querdenkern nicht mehr zurückhalten und schimpft bei "Lanz" über sie. ZDF/screenshot
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Ralf Stegner schimpft bei "Markus Lanz" über Querdenker – Moderator muss ihn bremsen

14.01.2022, 06:06
Deana Mrkaja
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Um zwei Themen ging es am Donnerstagabend bei "Markus Lanz": Die Omikron-Welle und das Rentensystem. Dabei haben beide gemeinsam, dass es schwierig wird, zukünftige Entwicklungen vorauszusagen. Während Modellierer Dirk Brockmann erklärt, was es für Deutschland bedeutet, wenn die Omikron-Welle weiterhin steigt, redet sich Ralf Stegner (SPD) um Kopf und Kragen – und schimpft dabei über Querdenker und Verschwörungsideologen.

Er war schon etliche Male zu Gast bei Moderator Markus Lanz und doch musste er kürzlich seinen Auftritt absagen: Denn der Physiker Dirk Brockmann hat sich über die Weihnachtsfeiertage mit Corona infiziert. Und das obwohl er bereits geboostert ist.

"Omikron scheint sich deshalb so schnell auszubreiten, weil die Impfung praktisch keinen Impfschutz bietet."
Dirk Brockmann

Dieser Satz verwirrt zunächst, doch erklärt der Modellierer, was er damit meint. Doppelt geimpfte Menschen haben bereits kurze Zeit nach der zweiten Spritze kaum Infektionsschutz gegen die Variante, während es bei geboosterten Personen etwas besser ist. Jedoch scheinen die Spritzen Omikron nicht aufzuhalten. Obwohl der Satz stimmt, gibt es aber auch gute Nachrichten vom Experten: So helfen die Impfungen gegen schwere Verläufe und vor einer Hospitalisierung.

Der Modellierer Dirk Brockmann hat sich trotz dreifacher Impfung mit Corona infiziert.
Der Modellierer Dirk Brockmann hat sich trotz dreifacher Impfung mit Corona infiziert.ZDF/Screenshot

Diesen Satz wiederholt der Physiker noch einige Male an diesem Abend, um deutlich zu machen, wie wichtig die Impfungen bleiben. Er belegt seine Aussagen zudem mit Daten, die er mitgebracht hat. So hat er Inzidenz-Zahlen und Hospitalisierungsraten aus Dänemark und den USA dabei. Auffällig ist dabei, dass in einem Land wie Dänemark, wo die Impfquote bei rund 80 Prozent liegt, die Hospitalisierungsrate trotz signifikant ansteigender Infektionszahlen kaum steigt.

Zahlen zeigen einerseits die Inzidenz und andererseits die Hospitalisierungsrate in Dänemark.
Zahlen zeigen einerseits die Inzidenz und andererseits die Hospitalisierungsrate in Dänemark. ZDF/Screenshot

Im Gegensatz dazu nehmen in den USA nicht nur die Infektionen zu, sondern auch die Zahl an Menschen, die einen schweren Covid-Verlauf haben. Je mehr Menschen in einem Land geimpft sind, desto eher kann die Zahl der schweren Covid-Verläufe von denen der Infektion entkoppelt werden, erklärt Brockmann.

Im Vergleich zu oberen Bild die Zahlen aus den USA.
Im Vergleich zu oberen Bild die Zahlen aus den USA. ZDF/Screenshot

Eine Sache hält der Experte insbesondere für besorgniserregend. Wenngleich die hohen Fallzahlen sich nicht in der Belegung der Intensivbetten spiegeln, bedeuten alle infizierten Menschen einen Ausfall. "Das sind Lehrer, Polizisten, Krankenhauspersonal und und und", sagt Brockmann und meint damit: Je mehr Menschen infiziert werden, desto mehr fallen auch beruflich aus, weil sie krankgeschrieben sind. Er spricht davon, die Quarantänezeit zu verkürzen, doch rechnet auch vor: Wenn in Deutschland so viele Menschen erkranken, wie es derzeit täglich in Frankreich der Fall ist, dann wird es schwierig mit dem Erhalt der "kritischen Infrastruktur" für das Land. Er setzt die Zahl noch etwas höher an und sagt: "Wenn täglich 600.000 Menschen erkranken, dann haben wir in 10 Tagen noch 6 Millionen Menschen, die entsprechend fehlen."

Brockmann möchte sich nicht darauf festlegen, ob Omikron womöglich die letzte Variante des Coronavirus darstellt, aber gibt an, er gehe davon aus, dass sich irgendwann jeder Mensch auf der Welt mit Omikron angesteckt haben wird.

Bevor es um das Thema Rente geht, wird noch erneut über eine Impflicht diskutiert. Lange Zeit hieß es, es würde sie nicht geben, nun wird doch darüber debattiert. Doch auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich noch nicht eindeutig dazu geäußert. "Persönlich" sei er zwar dafür, sagte er bei einer Befragung im Bundestag, jedoch verriet er nicht, was er als Kanzler zum Thema denke. "Mein Eindruck ist, dass Deutschland wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt und hofft, doch noch einmal wegspringen zu können", urteilt die Journalistin Kerstin Münstermann. Für sie ist es nun Aufgabe der Regierung, das Thema nicht aufzuschieben, sondern einen Gesetzesentwurf vorzulegen.

Kerstin Münstermann verlangt von Olaf Scholz, dass er eine eindeutige Haltung zur Impflicht zeigt.
Kerstin Münstermann verlangt von Olaf Scholz, dass er eine eindeutige Haltung zur Impflicht zeigt. ZDF/Screenshot

"Herr Stegner, warum eiert die SPD so rum?", fragt Lanz direkt bei dem SPD-Politiker nach. "Ich teile diese Einschätzung nicht", ist zunächst seine Antwort. Für ihn ist es klar, dass eine Impflicht für die jetzige Lage keine Entspannung bringen würde, jedoch vor einer nächsten Welle im Herbst schützen könnte. Anfangs sei er ein Gegner der Pflicht gewesen, doch nun ein entschiedener Befürworter. Für den 62-Jährigen sei Deutschland zudem – verglichen mit anderen europäischen Ländern – gut durch die Pandemie gekommen, und damit meint er größtenteils wirtschaftliche Faktoren.

Als Lanz mehrfach sagt, er solle nicht ablenken, geht Stegner dennoch nicht genau auf die Frage ein, sondern betont, dass die neue Regierung beispielsweise für genügend Impfstoff gesorgt habe, was die vorige Regierung nicht geschafft habe. "Warum positioniert sich der Kanzler nicht eindeutig?" Der Politiker versucht zu erklären, dass es nicht so einfach sei, da es um die körperliche Unversehrtheit von Menschen ginge. "Aber dann legen Sie doch einfach einen Gesetzesentwurf vor", betont Münstermann. Sie fragt hinterher, warum der Bundestag erneut darüber debattieren müsste und das während einer anhaltenden Krise.

"Die Entscheidung wird Ende des ersten Quartals kommen", erklärt Stegner schließlich – das bedeutet voraussichtlich erst Ende März. Für die Ökonomin Monika Schnitzer ist es mit Corona so wie mit der Rente in Deutschland: Man schiebt die Dinge "auf die lange Bank". Zudem wirft sie ein, finde sie das Argument mit der Unversehrtheit falsch in Anbetracht der Tatsache, wie wenig sich die Regierung um die psychischen Schäden von Menschen kümmere, die durch die Pandemie entstanden sind.

Monika Schnitzer verlangt mehr Ehrlichkeit von Politikern.
Monika Schnitzer verlangt mehr Ehrlichkeit von Politikern. ZDF/Screenshot

Stegner regt sich über "Montagsspaziergänger" auf

So ganz wird der Zusammenhang nicht klar, als der SPD-Politiker plötzlich beginnt, sich über Querdenker und Impfgegner zu echauffieren.

"Hätten Sie gedacht, dass Menschen außerhalb von psychiatrischen Einrichtungen solche Theorien verfolgen?"
Ralf Stegner

Dass die Menschen aus der bürgerlichen Mitte kommen, erschrecke ihn sehr. Ebenso, dass sie mit Rechtsradikalen "spazieren" gehen. Etwas verwirrt über den plötzlich Themenwechsel sagt Lanz nur: "Echt jetzt? Jetzt schmeißen sie alle in eine Ecke." Warum die Regierung nicht schon früher reagiert hat, wird man an diesem Abend nicht erfahren. Stegner geht jeder direkten Nachfrage aus dem Weg. Am Ende dieser Diskussion wirft er noch ein, dass es selbst bei einer Impflicht eine Herausforderung wird, "die Verrückten" zu überzeugen.

Ralf Stegner (r.) sagt, dass eine Entscheidung über die Impflicht Ende März kommen wird.
Ralf Stegner (r.) sagt, dass eine Entscheidung über die Impflicht Ende März kommen wird. ZDF/Screenshot

Nach dieser Debatte geht es um das zweite Thema: die Rente. Bei diesem Thema, sagt Münstermann, würde "kaum ein Politiker wahrheitsgemäß antworten". Für sie sind die jungen Menschen innerhalb der Gesellschaft die Verlierer. Ihren Kindern rät sie dazu, etwas zur Seite zu legen.

"Ich teile praktisch nichts von dem, was Sie gesagt haben", äußert Stegner entschieden. "Wir reden hier nicht nur über Mathematik. Es geht auch um die Vergangenheit. Um miese Löhne, schlechte Renten." Für den SPD-Politiker ist klar: Wenn die Löhne steigen, steigt auch die Rente. Diese Ansicht teilt die Ökonomin in der Runde nicht, schon allein aus zwei Gründen: Die Menschen leben immer länger und beziehen somit länger Rente. Und gleichzeitig bekommen die Menschen heute immer weniger Kinder. Das bedeutet, dass in Zukunft eine arbeitende Person deutlich mehr Rentner versorgen muss.

Deutschland braucht jährlich 400.000 Zuwanderer für eine sichere Rente

Stegner bleibt dabei, dass die Löhne erhöht werden müssen. Deshalb habe seine Partei den Mindestlohn erhöht. Schnitzer hingegen sagt, dass mehr Menschen in die Erwerbsfähigkeit kommen müssen. Frauen, die jetzt in Teilzeit tätig sind, sollen mehr arbeiten. Dafür müsse aber für eine bessere Kinderversorgung gesorgt werde, ebenso müsste das Ehegattensplitting in Bezug auf die Steuern geändert werden. Doch der wichtigste Punkt ist die Zuwanderung. Die Ökonomin spricht von einer Netto-Zuwanderung von 400.000 Menschen – das bedeutet, die Menschen, die wirklich hinzukommen, wenn man diejenigen abzieht, die jährlich wegziehen.

Woher werden die Menschen kommen? Das möchte nicht nur Schnitzer wissen, sondern auch Lanz. Viele andere europäische Länder kämen nicht infrage, da sie dieselben Probleme haben. "Aus der ganzen Welt", ist schließlich Stegners Antwort darauf. Doch selbst, wenn das gelinge, würde es nicht ausreichen, um für sichere Renten zu sorgen, sagt die Expertin. Ihrer Meinung nach dürfen die Renten nicht mehr so hoch steigen. Zudem spricht sie sich für eine Kapitaldeckelung aus. Das bedeutet, dass ein Teil des Geldes vom Staat am Aktienmarkt angelegt wird. Oder einfach höhere Rentenbeiträge – sagt die Journalistin und verlangt mehr Ehrlichkeit von Politikern.

Am Ende der Sendung wird klar, dass es von Seiten der Politik weder eindeutige Antworten zum Thema Impflicht gibt, noch dazu, wie zukünftig für sichere Renten in Deutschland gesorgt werden soll.

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