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Armin Laschet bei ProSieben: Ein Satz zur SPD lässt aufhorchen

Am Montagabend war bei ProSieben CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet zu Gast.
Am Montagabend war bei ProSieben CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet zu Gast.Bild: ProSieben / screenshot
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Armin Laschet bei ProSieben: Ein Satz zur SPD lässt aufhorchen

18.05.2021, 07:0118.05.2021, 16:08
lukas weyell
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Den Auftakt hatte Anfang April die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, gemacht. Für die Moderation der Sendung und den anschließenden Applaus für die Grünen-Kanzlerkandidatin mussten Thilo Mischke und insbesondere Katrin Bauerfeind ordentlich Kritik einstecken. Daraus hatte ProSieben gelernt und für die zweite Sendung mit Olaf Scholz, dem Kanzlerkandidaten der SPD, mit Louis Klamroth und Linda Zervakis zwei Journalisten gewonnen, die ihrem Gegenüber nicht so viel durchließen. Olaf Scholz sah sich einigen strengen Fragen konfrontiert und konnte nicht immer souverän antworten.

Aller guter Dinge sind drei: Am Montagabend war nun schließlich der Kanzlerkandidat der CDU, Armin Laschet, zu Gast bei ProSieben. Wie sich der CDU-Chef geschlagen hat, erfahrt ihr hier in der Analyse bei watson.

Erst einmal Denkpause für Laschet

Begonnen hatte die Sendung mit einer sekundenlangen Denkpause des Kanzlerkandidaten. Die Moderatoren hatten ihn tatsächlich auf dem falschen Fuß erwischt: Auf die Frage, welche kritischen Fragen sich Armin Laschet – der selbst früher einmal als Journalist tätig war – stellen würde, wäre er an Klamroths' und Zervakis' Stelle, wusste der CDU-Kanzlerkandidat erst einmal nichts zu sagen. Er grübelte und überlegte laut und kam schließlich zu dem Schluss, dass die beiden sicher genug kritische Fragen finden würden.

"Mein Wunsch ist, dass das kein polarisierender Wahlkampf wird. Mit den beiden geht das auch."
Armin Laschet, CDU-Kanzlerkandidat

Besonders kontrovers wurde es aber auch in der Folge nicht, sondern eher etwas tröge. Eine richtige Diskussion wollte nicht aufkommen, da Laschet allen Versuchen, ihn aus der Reserve zu locken, auswich oder abwiegelte. Selbst über seine politischen Gegner wusste er viel Gutes zu sagen. "Mein Wunsch ist, dass das kein polarisierender Wahlkampf wird. Mit den beiden geht das auch", erklärte er hinsichtlich seiner beiden Konkurrenten Olaf Scholz und Annalena Baerbock.

Laschet wollte offensichtlich weiterhin der Teddybär bleiben, den er als Landesvater gerne gegeben hat. Jede Möglichkeit, Schärfe in die Debatte zu bringen oder den politischen Gegner anzugreifen, wich er aus. Stattdessen versuchte er versöhnlich zu wirken, berief sich gerne auf seine politischen Vorgänger in der CDU. Als es um die Konkurrenz zu Markus Söder ging, erzählte er von Angela Merkel, Horst Seehofer, Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß und den Konflikten, die es auch schon früher mit der CSU gab. Das plätscherte alles so dahin, ohne jedoch Parallelen zum aktuellen Konflikt innerhalb der Union aufzuzeigen, die es durchaus gibt. Markus Söder wurde mit keinem Satz von Laschet erwähnt. Möglicherweise dessen größte Stärke: Während des Interviews bot er dem bayerischen Ministerpräsidenten keinerlei Bühne.

Absage an die GroKo

Die vielleicht bemerkenswerteste Aussage des CDU-Kanzlerkandidaten versteckte sich aber in einem Nebensatz. Auf die Frage, ob er lediglich für ein Weiterführen von Angela Merkels Politik stehe, erklärte Laschet: "Das ist kein 'weiter so' und es wird einen Regierungswechsel geben. Ich gehe nicht davon aus, dass die Große Koalition weiterregiert." Eine recht klare Ansage, die sich auch rechnerisch in den Umfragen so wiederfindet. Nach aktuellem Stand wäre eine Ampel-Koalition und Schwarz-Grün bzw. Grün-Schwarz denkbar. Dass Laschet dem aktuellen Koalitionspartner so eine Absage erteilt, ist trotzdem bemerkenswert.

"Das ist kein 'weiter so' und es wird einen Regierungswechsel geben. Ich gehe nicht davon aus, dass die Große Koalition weiterregiert"
Armin Laschet, CDU-Kanzlerkandidat

Anschließend wurde es persönlich. Linda Zervakis, die beim Moderatorenduo den Good Cop spielte und dafür da war, dass es etwas menschelt, las Armin Laschet die Zitate vor, die bereits zuvor in anderen Medien heiß gelaufen waren. Laschets Frau hatte bei einem TV-Auftritt gesagt, dass sie ihn als fünfjähriges Mädchen "eklig" fand, weil er sie im Kindergarten geschlagen habe. Laschet wiegelte ab. Das sei nicht so brutal gewesen, wie es klang. Wieder einmal gab er sich versöhnlich und redete jeglichen Konflikt klein.

Wenigstens gab es durch die Fragen von Zervakis ein paar kleine Einblicke in das Innenleben des CDU-Politikers. Er höre gerne Schlager und spiele hin und wieder Lotto. Vielleicht auch bemerkenswert, dass Armin Laschet nicht neidisch auf seinen Sohn ist, der mehr Follower hat als sein Vater. Und: Die zwei Ereignisse an die er sich erinnert, als Politiker geweint zu haben. Bei dem Absturz der German Wings Maschine 2015 hatte er bei einer Trauerfeier teilgenommen. Das habe ihn bewegt. Ebenso der Ausstieg aus der Braunkohle. Vielleicht ein Moment, den nicht so viele Menschen nachvollziehen können – zumindest außerhalb von Nordrhein-Westfalen.

Beim Nahostkonflikt bleibt Laschet vage

Und natürlich musste auch der Nahostkonflikt angesprochen werden. Auf die Frage, was die Solidarität Deutschlands gegenüber Israel konkret bedeute, erklärte Laschet, Israel sei selbst in der Lage sich selbst zu verteidigen, dafür brauche es Deutschland nicht. Und wieder wich er Nachfragen aus und kam ins Dozieren: Der Konflikt sei so alt und schwierig, bereits seit der Staatsgründung Israels 1948 bestünden die aktuellen Spannungen. Trotzdem gebe es Anlass zum Optimismus. Auch zwischen Deutschland und Frankreich herrschte ein Konflikt, von dem man dachte, dass dieser nie enden werde, so Laschet. Er habe immer noch die Hoffnung, dass es auch im Nahen Osten irgendwann zum Frieden komme.

Laschets Ausführungen blieben vage und wenig konkret. Es wirkte in der Sendung, als ob Armin Laschet mit der konkreten Ausarbeitung dieser Friedenspolitik nichts zu tun haben würde. Das wäre aber definitiv der Fall, wenn er Bundeskanzler werden würde. Wie er dann innen- und außenpolitisch für das Existenzrecht Israels eintreten würde, ließen seine Äußerungen an diesem Abend nicht erkennen.

Laschet entschuldigt sich bei Angehörigen

Zumindest bei der Corona-Politik wurde der CDU-Chef dann wenigstens etwas konkreter. Bezüglich der verpatzten Osterruhe erklärte Laschet, die Ministerpräsidenten hätten sich sorgsamer überlegen sollen, was da beschlossen wurde. Entschuldigen wollte sich Laschet auch dafür, dass im Herbst 2020 Menschen ohne Angehörige in Krankenhäusern und Pflegeheimen gestorben sind. "Dafür muss man sich bei den Angehörigen entschuldigen. Die Verstorbenen wird man nicht mehr erreichen."

"Dafür muss man sich bei den Angehörigen entschuldigen. Die Verstorbenen wird man nicht mehr erreichen."
Armin Laschet, CDU-Kanzlerkandidat

Bezüglich der versäumten Vorkehrungen vor der Corona-Pandemie, die der Staat hätte ergreifen sollen, erklärte Laschet, dass sich niemand eine Pandemie dieses Ausmaßes hatte vorstellen können. Entsprechend seien eben auch die Katastrophen-Pläne aus dem Jahr 2012 nie umgesetzt worden, die für genau den eingetretenen Fall entwickelt wurden. Auch ProSieben hatte damals keine Spezialsendung dazu gesendet, dass möglicherweise mal ein Virus den gesamten Globus befallen könnte, so Laschet.

An einem Punkt hatte Louis Klamroth Armin Laschet dann allerdings festgenagelt. Ob ein Treffen von Gesundheitsminister Jens Spahn mit Unterstützern, bei dem die Gäste genau 9999 Euro gespendet hatten, also exakt die Summe, die noch nicht deklariert werden muss, richtig war, wollte Klamroth wissen. Laschet erklärte, dass es erlaubt gewesen sei. Die Frage, ob es auch richtig gewesen sei, wollte Armin Laschet nicht beantworten.

Kritik an Luisa Neubauer

Die Causa Maaßen wollte Armin Laschet ebenfalls nicht kommentieren. Zumindest nicht entschlossen. Er begrüßte es, dass Teile der Partei ihre Kritik formuliert haben. Er selbst wollte an diesem Abend aber keine Kritik an Hans-Georg Maaßen formulieren. Im Gegenteil: Er nahm Maaßen in Schutz und erklärte, dass nicht jeder, der das Wort "Globalist" benutze ein Antisemit sei. Das habe Luisa Neubauer auch nicht gesagt, entgegnete Moderator Klamroth, der mal wieder den Bad Cop im Moderatorenduo spielte. Die Fridays-for-Future-Aktivistin habe nur erklärt, dass er antisemitische Begriffe benutze, nicht dass er ein Antisemit sei.

Luisa Neubauers Vorwurf empfand CDU-Chef Laschet aber als genau das: Die Unterstellung, Maaßen sei Antisemit, so Laschet. Dieser sei aber weder rechtsradikal noch Antisemit. "Wenn das so ist, würde er die CDU verlassen", so der CDU-Chef. Alles Weitere müssten die Wähler in Maaßens Wahlkreis in Thüringen entscheiden.

Laschets Klimapolitik wirkt unkonkret

Zum Schluss fragte Klamroth Laschet noch nach Laschets Vision für Deutschland. Er wünsche sich, dass Deutschland Industrienation bleibe und trotzdem den Klimawandel bewältige, so der CDU-Chef. Und weiter: Er wolle ein Europa, das zusammenbleibt und ein Deutschland, das pluralistisch und aus verschiedenen Regionen und Kulturen besteht. So weit, so vage.

Auch was die Klimapolitik anbelangt, wollte er sich nicht wirklich festlegen: Laschet bekannte sich zwar zum 1,5-Grad-Ziel, als es dann aber konkret werden sollte, wollte er sich nicht auf Beschränkungen einlassen. Er lehne das Verbot von Kurzstreckenflügen ab und glaube an technologischen Fortschritt. Die Menschen würden auf umweltfreundlichere Alternativen umsteigen, wenn es sich für sie lohnt, so der CDU-Chef. Eine CO2-Steuer wollte Laschet aber nicht. Und so fragte man sich als Zuschauer, wie der zukünftige Kanzlerkandidat der CDU denn nun das Klimaziel erreichen wolle.

So blieb der Eindruck vom Abend: Wenig Konkretes und viel Weichgespültes. Eine klare Ansage ließ der CDU-Kanzlerkandidat vermissen, ebenso wie eine lebhafte Debatte. Trotz durchaus spitz formulierter Fragen und cleverem Nachhaken der beiden Moderatoren ließ sich der CDU-Chef auf keine wirkliche Diskussion ein und schien sich eher darauf zu beschränken, den Zuschauer einzuschläfern. Ob das reicht, um die Grünen in den Umfragen noch einmal zu überholen, bleibt abzuwarten.

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