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Taliban verkünden neue Regeln – UN-Treffen zu humanitärer Hilfe

Afghans wait in front of a bank as they try to withdraw money in Kabul, Afghanistan, Sunday, Sept. 12, 2021. (AP Photo/Bernat Armangue)
Bürger in Kabul warten vor einer Bank, um Geld abzuheben.Bild: AP / Bernat Armangue
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Taliban verkünden neue Regeln – UN wollen bei Treffen über humanitäre Hilfe beraten

13.09.2021, 10:48
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Knapp einen Monat nach der Rückkehr der Taliban an die Macht in Afghanistan berät die internationale Gemeinschaft über ihren künftigen Umgang mit den militanten Islamisten. Auf einer Geberkonferenz unter dem Dach der Vereinten Nationen in Genf soll an diesem Montag entschieden werden, wie es mit humanitärer Hilfe weitergeht. Viele Länder sind dazu bereit, knüpfen daran aber Bedingungen. Die Taliban machten einmal mehr deutlich, dass sie von ihren Grundsätzen nicht ablassen wollen: Am Sonntag gaben sie bekannt, dass Frauen und Männer an Afghanistans Universitäten künftig streng getrennt werden.

Ziel des bislang größten internationalen Treffens seit der Machtübernahme Mitte August ist, den Hunger in dem zentralasiatischen Land zu bekämpfen und das öffentliche Leben vor dem Zusammenbruch zu bewahren. UN-Hilfsorganisationen haben einen Finanzbedarf von 606 Millionen Dollar (513 Millionen Euro) bis Dezember angemeldet. Erwartet werden etwa 40 Minister, darunter Außenminister Heiko Maas (SPD). Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres will nach Genf kommen. Andere Teilnehmer sind nur per Videoschalte dabei.

Die Bürger sorgen sich um die Zukunft ihres Landes unter den Taliban

Die Taliban haben inzwischen auch eine Übergangsregierung ernannt – ohne eine einzige Frau und ohne einen einzigen Minister einer anderen politischen Gruppierung. Die internationalen Truppen haben das Land nach annähernd 20 Jahren nahezu vollständig wieder verlassen. Nach Angaben der Welthungerhilfe haben 13 Millionen Menschen in Afghanistan nicht genug zu essen. Hunderttausende wurden seit Jahresbeginn durch Kämpfe in ihren Städten und Dörfern vertrieben. Viele sind in die Hauptstadt Kabul geflohen.

Dutzende Frauen gingen in Afghanistan auf die Straße

An den Universitäten wird es künftig nur noch nach Geschlechtern getrennten Unterricht geben, wie der amtierende Minister für höhere Bildung, Abdul Baghi Hakkani, bekanntgab. Für Studentinnen wollen die Taliban Dozentinnen einstellen – aber auch Männer sollen Frauen unterrichten dürfen, solange der Unterricht nach ihrer Scharia-Auslegung erfolgt. Dazu zählten auch islamische Kleidungsvorschriften, so der Minister.

Am Samstag demonstrierten Dutzende Frauen für die neue Regierung. Sie zogen über das Gelände einer Universität und versammelten sich dann in einem Hörsaal. Viele waren auf eine Weise verschleiert, wie das in Afghanistan in den vergangenen Jahren nie zu sehen war: Sie trugen bodenlange schwarze Gewänder und auch schwarze, kapuzenähnliche Kopfbedeckungen. Auch ihre Gesichter waren komplett schwarz verhüllt. Der Marsch wurde von Sicherheitskräften der Taliban begleitet.

Die Talibanregierung hat Demonstrationen verboten

Nach mehreren Protesten diese Woche in Kabul und anderen Städten – gegen Pakistan und indirekt auch gegen die Herrschaft der Taliban – hatte das Innenministerium Demonstrationen verboten und erklärt, Proteste müssten künftig vorab angemeldet werden. Journalisten, die von den Protesten berichteten, wurden teils für mehrere Stunden festgenommen und dabei schwer misshandelt.

Nach dem Ende der militärischen Evakuierungsmission in Kabul wurden in den vergangenen Tagen mehr als 250 Schutzbedürftige aus der afghanischen Hauptstadt ausgeflogen, darunter nach Angaben des Auswärtigen Amts auch 60 Bundesbürger. Sie wurden mit Passagiermaschinen ins arabische Emirat Katar gebracht. Künftig will auch Pakistan mit solchen Flügen helfen. Mit Militärmaschinen waren zuvor schon mehr als 120.000 Menschen ausgeflogen worden. Die Bundeswehr brachte etwa 5300 Menschen außer Landes.

(lfr/dpa)

In Russland kommt es zu mutigen Protesten nach Dammbruch: "Eine Schande!"

Es ist ein seltenes Bild in Russland: Mehrere hundert Menschen versammeln sich vor einem Rathaus und protestieren. Dabei rufen sie lautstark "Eine Schande! Eine Schande!", wie ein Video des russischen Mediums RBK zeigt. Es handelt sich um Menschen aus der russischen Stadt Orsk. Ihre Häuser stehen unter Wasser, sie fühlen sich von der Regierung alleingelassen.

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