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Italien kämpft mit Coronavirus – und sucht nach "Patient Null"

Über 130 Menschen haben sich in Italien mit dem neuartigen Coronavirus infiziert.
Über 130 Menschen haben sich in Italien mit dem neuartigen Coronavirus infiziert.Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com
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Italien kämpft mit Coronavirus – und sucht nach "Patient Null"

23.02.2020, 15:1123.02.2020, 15:55
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Aus Furcht vor dem neuartigen Coronavirus gibt es nun auch in Europa großangelegte Quarantänemaßnahmen: In Norditalien wurden am Sonntag elf Städte mit insgesamt 52.000 Einwohnern isoliert. Bislang infizierten sich in der Region nach Behördenangaben mehr als 130 Menschen, zwei von ihnen starben.

Die italienische Regierung ordnete am Samstagabend an, wegen des Virus zehn Städte in der Region Lombardei sowie eine in der Nachbarregion Venetien zu isolieren. Die als Epidemiezentren geltenden Gebiete dürften weder verlassen und noch betreten werden, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte. Ausnahmen seien nur mit Sondergenehmigung möglich. Die Anordnung solle von Polizei und notfalls auch dem Militär durchgesetzt werden.

Suche nach "Patient Null"

Conte verfügte zudem die Schließung von Unternehmen und Schulen sowie die Absage von öffentlichen Veranstaltungen wie Karnevalsfeiern und Sportwettbewerben.

Er wandte sich in einer Fernsehansprache an die Bürgerinnen und Bürger: "Wir möchten die Bevölkerung beruhigen. Wir haben alle Personen unter Quarantäne gestellt, die mit den infizierten Menschen in Kontakt gekommen sind", sagte der Premier.

Wie Italiens Zivilschutz mitteilte, stieg die Zahl der nachgewiesenen Infizierten in Italien bis Sonntag auf 132: 89 Fälle in der Lombardei, 25 in Venetien, neun in der Emilia-Romagna, sechs im Piemont und drei in Latium. "Patient null", der das Virus ins Land brachte, wurde bislang nicht gefunden.

Zentrum der Epidemie ist die 15.000-Einwohner-Stadt Codogno rund 60 Kilometer südlich von Mailand. Hier galt ein 38-Jähriger als "Patient null", als Erst-Überträger. Doch die Theorie hat sich mittlerweile laut der "Corriere della Sera" als falsch herausgestellt.

Der Mann sei zwar krank gewesen, und ein Test auf das Virus sei positiv verlaufen, doch es seien keine Antikörper nachgewiesen worden. Das bedeute, dass er nicht Träger des Coronavirus gewesen ist.

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Das Werkstor von Unilever in Casalposterlengo.Bild: ap

Deutsche Mitarbeiter der Firma sollen in letzter Zeit nicht an dem Unilever-Standort gewesen sein. "Das haben wir sofort überprüft", sagte Unilever-Sprecher Konstantin Bark am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. "Da gab es keine persönlichen Kontakte." Es gebe auch keine Berührungspunkte zwischen der Einrichtung in Casalpusterlengo in der norditalienischen Lombardei und dem deutschen Markt.

"Wir haben alle Angst"

Ein weiterer Infektionsherd ist offenbar das Dorf Vo'Euganeo nahe Padua in der Region Venetien. Dort war am Freitag ein infizierter 78-jähriger Maurer gestorben – er war das erste europäische Todesopfer des neuartigen Coronavirus in Europa. Am Samstag starb eine alte Frau nahe Codogno.

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Leere Straßen in Codogno.Bild: imago images

In Codogno waren die Straßen am Samstagabend wie leergefegt, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten. "Wir haben alle Angst", sagte Apothekerin Rosa Cavalli. Außer einer Ausbreitung des Virus fürchte sie auch Versorgungsengpässe. Ein Supermarkt in Casalpusterlengo ließ die Kunden am Sonntag nur in 40er-Gruppen hinein.

Auch Mailänder Fashion Week betroffen

Das neue Coronavirus hat auch die Mailänder Fashion Week erreicht. Nachdem Italien den ersten große Covid-19-Ausbruch in Europa gemeldet hatte, erklärte die italienische Modekammer als Veranstalterin der Fashion Week am Sonntag, allen Anweisungen der zuständigen Institutionen zu folgen. Jedes Label werde aber autonom entscheiden, ob es seine Show stattfinden lassen wird, hieß es in der Pressemitteilung.

Der Designer Giorgio Armani kündigte etwa an, die Vorführung seiner Damenkollektion Herbst/Winter 2020/21 am späten Sonntagnachmittag sei ausschließlich online über einen Live-Stream zu verfolgen. Die Modewoche geht am Montag zu Ende.

Knapp 77.000 Infizierte in China

Das neuartige Coronavirus war im Dezember in China erstmals bei Menschen festgestellt worden. Seitdem infizierten sich dort knapp 77.000 Menschen mit dem Erreger der Lungenkrankheit Covid-19, mehr als 2400 Infizierte starben. Chinas Staatschef Xi Jinping räumte am Sonntag Versäumnisse im Umgang mit der Epidemie ein und forderte die Behörden auf, daraus zu lernen.

In Südkorea verhängte Staatschef Moon Jae In wegen des Virus die höchste Seuchen-Alarmstufe. Die Zahl der Neuinfizierten stieg dort um 123 auf 556. Südkorea ist damit das Land mit der höchsten Fallzahl nach China. Die Zahl der Todesopfer stieg auf vier. Staatschef Xi Jinping von der größten Gesundheitskrise seit der Staatsgründung 1949.

Sektenmitglied ging mit Virus in Gottesdienst

Ausgangspunkt eines Großteils der Infektionen in Südkorea ist die Shincheonji Church of Jesus. Eine 61-jährige Anhängerin der christlichen Sekte hatte nach Behördenangaben die Virustests zunächst verweigert und war weiter zu Gottesdiensten in der südlichen 2,5-Millionen-Einwohner-Stadt Daegu gegangen.

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Desinfizierungsarbeiten vor einem Gebäude der Shincheonji Church of Jesus in Südkorea.Bild: reuters

Ein weiterer Infektionsherd außerhalb Chinas ist das Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" in Japan. Nach einer zweiwöchigen Quarantäne durften seit Mittwoch örtlichen Medien zufolge rund 970 Passagiere das Schiff verlassen, die negativ auf das neuartige Coronavirus getestet worden waren und keinen engen Kontakt zu Infizierten hatten.

Mehrere Passagiere wurden jedoch nach ihrer Heimkehr positiv auf das Virus getestet. Am Sonntag meldete das japanische Gesundheitsministerium den Tod eines dritten japanischen "Diamond Princess"-Passagiers.

Im Iran stieg die Zahl der Infizierten auf 43; acht von ihnen starben laut Gesundheitsministerium. Die meisten Infektionen gingen offenbar von der Stadt Kom aus, die ein Zentrum für islamische Studien und beliebtes Touristenziel ist. Die Türkei schloss vorsorglich die Grenzen zu ihren persischen Nachbarn.

(pcl/mit afp und dpa)

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