Ein Frontex-Mitglied steht auf einem Patrouillenboot am Hafen von Malaga im Juli 2020.Bild: SOPA Images via ZUMA Wire / Jesus Merida
International
Die Kritik an der
EU-Grenzschutzagentur Frontex wird immer lauter. Dabei geht es um
mögliche illegale Zurückweisungen von Schutzsuchenden an den
EU-Außengrenzen, aber auch um Ermittlungen der EU-Antibetrugsbehörde
Olaf gegen Frontex. Die Organisation Pro Asyl verlangte am
Wochenende, bis zur lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe alle
deutschen Beamten aus der EU-Grenztruppe zurückzuziehen. Die Grünen
und das UN-Flüchtlingswerk UNHCR fordern bessere Kontrollen gegen
Grundrechtsverletzungen.
"UNHCR ist beunruhigt und alarmiert über die Zunahme von
Berichten über Zurückweisungen und "Pushbacks" von Flüchtlingen und
Asylsuchenden an Europas Land- und Seegrenzen", sagte
UNHCR-Vertreterin Katharina Lumpp der Deutschen Presse-Agentur.
Pushbacks seien inakzeptabel und rechtwidrig, so Katharina Lumpp
Medienberichten zufolge haben griechische Grenzschützer mehrfach
Boote mit Migranten zurück in Richtung Türkei getrieben.
Flüchtlingsorganisationen kritisieren, dass Frontex-Beamte dies nicht
verhindert hätten. Frontex-Chef Fabrice Leggeri hat diese Vorwürfe im
Dezember im Innenausschuss des EU-Parlaments zurückgewiesen.
Lumpp sagte, das UNHCR habe "wiederholt auf Mängel im
Frontex-Meldeverfahren für solche schwerwiegenden Vorfälle
hingewiesen". Frontex sei aufgefordert worden, ein zuverlässiges
Melde- und Überwachungssystem für Grundrechtsverletzungen
einzurichten. "Vorfälle von Zurückschiebungen und Gewalt gegenüber
Schutzsuchenden wären nicht nur inakzeptabel, sondern auch
rechtswidrig", betonte Lumpp. UNHCR begrüße den Vorschlag der
EU-Kommission für unabhängige nationale Überwachungsmechanismen.
Erik Marquardt fordert mehr Transparenz bei Frontex
Der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt sagte der dpa, nötig
seien mehr Einsicht in Frontex-Unterlagen für das EU-Parlament sowie
eine schärfere interne Prüfung durch die EU-Staaten. "Frontex braucht
Mechanismen, bei denen Vorfälle nicht verdeckt werden, bei denen
Ungereimtheiten aufgedeckt werden und nicht hingenommen."
Zu den Berichten über die illegale Zurückweisung von Geflüchteten
durch nationale Grenzschützer an den EU-Außengrenzen sagte Marquardt:
"Frontex hat systematisch weggeschaut." Durchgriffsrechte seien nicht
genutzt worden. Dies führe dazu, dass Menschen das verbriefte Recht
zum Stellen eines Asylantrags verweigert werde.
Die Behörde soll bis 2027 weiter an Personal wachsen
Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt nannte Frontex "eine
Persiflage einer rechtsstaatlichen Polizei". Zur Kritik an
Frontex-Chef Leggeri sagte er, der Austausch einer Person an der
Spitze wäre nur ein "Alibihandeln": "Wir fordern einen Totalabriss."
Die EU-Kommission und die EU-Staaten hätten seit Jahren Kenntnis der
illegalen Praktiken, ohne zu handeln, kritisierte Burkhardt.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) müsse dafür sorgen, dass
deutsche Polizeibeamte "nicht in kriminelle Machenschaften einer
EU-Agentur involviert werden".
Auch die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Katrin
Göring-Eckardt, forderte, Frontex müsse "neu aufgestellt werden". Die
EU-Staaten hätten Frontex in den vergangenen Jahren mit "immer mehr
Mitteln und Kompetenzen aufgeblasen, aber auf eine Kontrolle dieser
wildwüchsigen Grenzagentur verzichtet", sagte sie den Zeitungen der
Funke Mediengruppe. Bis 2027 soll die Behörde von ehemals rund 1500
Beamten auf eine ständige Reserve mit bis zu 10.000 Beamten ausgebaut
werden.
Auch Jan Böhmermann erhebt Verwürfe
Helge Lindh, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Migration und
Integration der SPD-Bundestagsfraktion, sagte der dpa, Leggeri sei
ein Symptom für Frontex. "Die Fehlkonstruktion von Frontex hat ihn
geboren. Frontex muss sich unter Druck der EU und Deutschland neu
erfinden."
Am Freitagabend hatte das ZDF-"Magazin Royale" von Jan Böhmermann
auch berichtet, dass Frontex-Mitarbeiter sich entgegen eigener
Angaben mit Waffenlobbyisten getroffen hätten, die nicht im
EU-Transparenzregister verzeichnet seien. Dieser Vorwurf müsse
ebenfalls aufgeklärt werden, sagte Grünen-Politiker
Marquardt.
(lfr/dpa)
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