
Bald ein Ladenhüter? Der Impfstoff von Astrazeneca wird in Deutschland erst einmal nicht mehr verabreicht.Bild: ap / Gareth Fuller
International
15.03.2021, 16:3915.03.2021, 16:48
Deutschland setzt die Impfungen mit dem
Impfstoff von Astrazeneca vorerst aus. Vorausgegangen
waren Meldungen von Blutgerinnseln im zeitlichen Zusammenhang mit
einer Corona-Impfung mit dem Präparat, teilte das
Bundesgesundheitsministerium am Montag in Berlin mit. Es handele sich
um einen vorsorglichen Schritt, dem eine entsprechende Empfehlung des
zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vorangegangen sei, sagte ein
Sprecher.
"Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen
Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa, hält das PEI
weitere Untersuchungen für notwendig", so der Sprecher. Die
Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde entscheiden, ob und wie
sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes
auswirken.
Frankzeich zieht nach
Direkt nach der Verkündung in Deutschland gab Emmanuel Macron bekannt: Auch Frankreich setzt die Astrazeneca-Impfungen vorerst aus. Dies gelte zunächst bis Dienstag gegen Mittag, dann werde eine Entscheidung der Europäischen Arzneimittelaufsicht (EMA) erwartet.
Niederlande mit Stopp
Auch die Niederlande haben Impfungen mit dem Impfstoff des
britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astrazeneca für zwei Wochen
ausgesetzt. Dies geschehe auf der Grundlage "neuer Informationen",
hatte Gesundheitsminister Hugo de Jonge am späten Sonntagabend
mitgeteilt. Dabei bezog er sich auf sechs Fälle möglicher
Nebenwirkungen in Dänemark und Norwegen an diesem Wochenende. Nach
"Wir müssen immer auf Nummer sicher gehen", sagte der Minister.
"Daher ist es klug, nun auf die Pausetaste zu drücken."
Die EMA erklärte allerdings, dass es keine auffällige Häufung von
Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gebe. Der
Nutzen der Verabreichung des Astrazeneca-Mittels sei größer als die
Risiken.
Italien setzt erneut aus
Italien hat die Verabreichung des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca landesweit gestoppt. Das teilte die italienische Arzneimittel-Agentur Aifa am Montag mit. Die Verwendung werde vorsorglich und vorübergehend eingestellt, bis eine Entscheidung der Europäische Arzneimittelbehörde EMA vorliege, hieß es in der Mitteilung weiter. Die Entscheidung fiel demnach im Einklang mit denen anderer Länder in Europa.
.In Italien waren in der vergangenen Woche und am Wochenende Menschen gestorben, die zuvor mit dem Vakzin von Astrazeneca geimpft worden waren. Die Aifa hatte die Verwendung der betreffenden Chargen zunächst gestoppt. Italienische Experten hatten das Corona-Vakzin zuletzt weiter für sicher befunden. Sie hatten auch betont, dass es zwar einen zeitlichen Zusammenhang zwischen den Impfungen und den Todesfällen gegeben habe, jedoch kein kausaler Zusammenhang nachgewiesen wurde.
Großbritannien impft weiter
Auch Großbritannien nutzt den Astrazeneca-Impfstoff weiter. "Wir
prüfen die Berichte genau, aber angesichts der großen Anzahl
verabreichter Dosen und der Häufigkeit, mit der Blutgerinnsel auf
natürliche Weise auftreten können, deuten die verfügbaren Beweise
nicht darauf hin, dass der Impfstoff die Ursache ist", sagte Phil
Bryan von der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA)
einer Mitteilung zufolge.
Zuletzt hatte die irische Impfkommission sich für einen
vorübergehenden Stopp der Impfungen mit dem Präparat ausgesprochen,
das der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca gemeinsam mit der
Universität Oxford entwickelt hat. Es handele sich um eine reine
Vorsichtsmaßnahme.
Astrazeneca hatte nach einer Analyse von Impfdaten erneut Sorgen
über die Sicherheit seines Corona-Impfstoffes zurückgewiesen. Eine
sorgfältige Analyse der Sicherheitsdaten von mehr als 17 Millionen
Geimpften in der EU und Großbritannien habe keine Belege für ein
höheres Risiko für Lungenembolien, tiefen Venenthrombosen und
Thrombozytopenie geliefert, wie der Konzern am Sonntag in London
mitteilte. Damit bezieht sich das Unternehmen nun auf noch mehr
Datensätze. Am Freitag hatte Astrazeneca sich bereits ebenso geäußert
und dabei auf 10 Millionen Datensätze verwiesen.
(hau/dpa)
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