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Die Jugend ist faul? Studie über Gen Z zeigt überraschendes Ergebnis

Die Generation Z will arbeiten. Allerdings anders als die Generationen zuvor. Ein Generationenkonflikt besteht dennoch nicht.
Der Generation Z wird immer wieder nachgesagt, sie wolle nicht arbeiten.Bild: iStockphoto / Natalia Bodrova
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Faule Jugend? Trendforscher erklärt überraschendes Studienergebnis

17.05.2023, 18:3317.05.2023, 18:34
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Die Gen Z ist faul, sie will nicht arbeiten, das "Life" in Work-Life-Balance ist ihr wichtiger.

Das sind nur einige von zahlreichen Vorurteilen gegenüber der jungen Generation. Gen Z meint dabei – je nach Auslegung – meist die Geburtsjahre zwischen 1995 und 2010.

Ist die Jugend faul? "Nein", meint Simon Schnetzer, Autor und Leiter der Trendstudie "Jugend in Deutschland 2023", am Dienstag in einer Medienrunde. In diesem Jahr wurde der Jugendstudie erstmals ein Generationenvergleich hinzugefügt.

Im Gespräch mit watson erklärt Schnetzer, woher die Vorurteile gegenüber der Gen Z rühren und warum ihn das Ergebnis des Generationenvergleichs nicht überrascht hat.

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Überraschendes Ergebnis? Generationenkonflikt bleibt aus

Die Trendstudie wird bereits seit 2010 erhoben. Im vergangenen Jahr standen dabei vor allem der Krieg in der Ukraine und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie im Vordergrund.

Normalerweise wurde dabei nur die Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren befragt. In diesem Jahr wurden erstmals die Angehörigen der Altersgruppen 30 bis 49 Jahre, also in gewisser Weise die Millennials, und 50 bis 69 Jahre miteinbezogen.

Aufgrund der Vorurteile gegenüber der Gen Z könnte man meinen, es gebe einen Generationenkonflikt. Schließlich hören Schulabgänger:innen nicht selten von ihren Eltern Sätze wie: "Ihr wollt doch eh alle nur vier Tage arbeiten oder Influencer werden".

Die Studienautoren der Trendstudie Jugend in Deutschland: Links: Kilian Hampel (Foto: Ines Njers), Mitte: Simon Schnetzer (Foto: Pio Mars), Rechts: Klaus Hurrelmann (Foto: Hertie School)
Die Studienautoren (v.l.) Kilian Hampel, Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann.Bild: privat / Ines Njers, Pio Mars, Hertie School

Das sieht Jugendforscher Simon Schnetzer allerdings keinesfalls als Konflikt an. Er verzichte sogar bewusst auf den Begriff, erklärt er im Interview mit watson. Vielmehr würde er es als Unverständnis bezeichnen: "Ein Unverständnis gegenüber den Wünschen und der Erwartungshaltung anderer". Deshalb sei das Ergebnis für ihn auch nicht überraschend. Denn ein Generationenkonflikt bleibt auch laut Studie aus.

Generell bestünde eine Einigkeit in der Wertorientierung. So sind der Jugend etwa ähnliche Tugenden wichtig, wie der älteren Generation, wie beispielsweise Familie, Freiheit oder Gerechtigkeit. In ihrer Studie schreiben die drei Autoren:

"Entgegen vieler Vorurteile in der älteren Bevölkerung kann die vorherrschende Wertorientierung der jungen Generation als durchaus traditionell und konventionell bezeichnet werden."

Viel eher bestünde Potenzial für einen Generationenkonflikt beim Thema Altersarmut. Denn zum einen würden die Älteren nun Angst bekommen. Sich fragen, ob die Jüngeren wohl genug arbeiten werden, um die Rente der alten Generation zu sichern. Und zum anderen habe die Gen Z Angst, jetzt in ein System einzuzahlen, aus dem sie am Ende nichts herausbekommen würden, erklärt Schnetzer.

Generation Z steht unter Dauerstress

Letzteres zählt auch zu den sechs größten Sorgen der 14- bis 29-Jährigen, wie aus der Trendstudie hervorgeht. Platz eins belegt dabei allerdings die Inflation (63 Prozent). Ebenfalls führen die Angst vor dem Krieg in Europa (59 Prozent), der Klimawandel (53 Prozent) und eine drohende Wirtschaftskrise (45 Prozent) sowie die Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft die Sorgenliste der Jugend an.

Alarm schlägt Schnetzers Co-Autor Kilian Hampel in diesem Zusammenhang auch beim Thema Wohlstand und Armut. In einer Medienrunde am Dienstag betonte er: Die finanzielle Lage der Jugend sei noch schlechter als im Winter, zum Zeitpunkt der vorherigen Jugendstudie. "Sie ist auf einem neuen Tiefstand angekommen." Rund jeder fünfte Mensch zwischen 14- und 29 Jahren gab demnach an, unter Armut zu leiden.

Die Belastung ist also gestiegen. Und damit auch die Selbstzweifel.

ARCHIV - 17.11.2020, Bayern, M
Rund drei Jahre mussten vor allem junge Menschen auf vieles wegen der Corona-Pandemie verzichten.Bild: dpa / Matthias Balk

Fast die Hälfte aller Befragten gaben an, unter Stress zu leiden. Bei den älteren zwischen 50 und 69 Jahren sind es lediglich 20 Prozent. Zwar blickt die ältere Generation laut den Studienautoren grundsätzlich pessimistischer in die Zukunft, als die GenZ – die Jugend fühlt sich allerdings deutlich stärker belastet von den aktuellen Krisen, wie aus der Studie hervorgeht.

Doch woran liegt das?

"Wir sind nicht faul! Unsere Generation will nur anders arbeiten. Wir sind Risktaker, wir wollen etwas bewirken, unser eigener Chef sein."
Abiturientin Nour Idelbi

Generationenforscher Klaus Hurrelmann beschrieb die Ergebnisse am Dienstag so: Zum einen würden sich die jungen Menschen stärker selbst unter Druck setzen, mit dem Gedanken, dass sie scheitern könnten. Zum anderen sei die Lebensplanung in der heutigen Zeit deutlich komplexer als früher. Außerdem hätte die Gen Z mehr Angst vor der wirtschaftlichen Zukunft als die Älteren. Und zu guter Letzt sei die Corona-Pandemie bei weitem nicht vergessen.

"Die Jahre des Verzichts haben psychische Narben hinterlassen", betonte Hurrelmann in der Medienrunde.

GenZ ist nicht faul – Jugendforscher erklärt Hintergrund des Mythos

Doch zurück zu den Vorurteilen gegenüber der jungen Generation. Woher rührt etwa der Mythos, die Jugend wolle nicht arbeiten?

Simon Schnetzer erklärt sich das im Gespräch mit watson so:

"Tendenziell ist der älteren Generation beispielsweise eine Work-Life-Balance sogar wichtiger, als der Gen Z. Auch beim Thema Feedback: Sie wünschen sich das auch in ihrer täglichen Arbeit. Allerdings fordert es die junge Generation viel stärker ein."

Das sei auch der Grund, weshalb man die Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche eher der Generation Z zuschreibe, als der älteren Generation. Zudem würde dieser Eindruck verstärkt durch ein für sie nicht funktionierendes System. Den Älteren würde es leichter fallen, zu sagen: "Die Jungen haben keine Lust auf Arbeit". Die Wahrheit sei jedoch: Die Gen Z will lediglich anders arbeiten und nicht in einem veralteten System.

Das bestätigte auch Abiturientin Nour Idelbi in der Medienrunde am Dienstag. Sie betonte: "Wir sind nicht faul! Unsere Generation will nur anders arbeiten. Wir sind Risktaker, wir wollen etwas bewirken, unser eigener Chef sein."

Die junge Generation, GenZ, will arbeiten. Allerdings anders als die Generationen zuvor.
Das veraltete System funktioniert nicht für die GenZ: Sie will arbeiten, aber anders als die Generationen vor ihnen.Bild: iStockphoto / Alessandro Biascioli

Gen Z retten: Was jetzt getan werden muss

Fast jede:r Zweite der jungen Generation leidet unter Stress und den Symptomen, wie Erschöpfung (35 Prozent), Selbstzweifeln (33 Prozent) und Gereiztheit (24 Prozent).

"Wir müssen mehr tun, als ein 'Weiter so'!"
Jugendforscher Simon Schnetzer

Simon Schnetzer fordert im Gespräch mit watson, dass dagegen dringend etwas getan werden müsse. Vor allem fehle es aktuell an konkreten Hilfsangeboten. Ein Fokus sollte dabei auf Mental Health gelegt werden. Die Angebote müssten vor allem an Schulen und Hochschulen erhöht werden.

Aber auch beim Thema Altersvorsorge müsste die Jugend unbedingt abgeholt werden. "Wir können nicht länger wegschauen. Das aktuelle System können wir so nicht weiter finanzieren", sagt Schnetzer. Alle Menschen jedes Alters hätten in diesem Zusammenhang Angst.

Ein gutes Beispiel sei hier die Schweiz, führte Schnetzer aus. Dort sei die Rentenversicherung, Arbeitgeberversicherung und eigene Vorsorge im Einklang. Man müsse die Menschen besser anleiten, eigenverantwortlich zu handeln, findet der Jugendforscher. Er fordert:

"Wir müssen mehr tun, als ein 'Weiter so'!"

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