Deutschland
YouTube

Rezo: Youtuber lässt CDU wüten– doch Klimaforscher sagt: "Was Rezo sagt, stimmt!"

Bild
Bild: screenshot/imago/montage: watson
YouTube

Klimaforscher verteidigt Youtuber und seine CDU-Kritik: "Was Rezo sagt, stimmt!"

25.05.2019, 11:29
Mehr «Deutschland»

So intensiv hat Deutschland vermutlich noch nie über das Video eines Youtubers diskutiert. Rezo hat der CDU schwere Vorwürfe gemacht – vor allem in Hinblick auf den Klimaschutz. Bei der Berliner "Fridays for Future"-Demo hat der Youtuber nun Schützenhilfe von einem Experten bekommen. Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf sagte dort vor tausenden Menschen: "Was Rezo sagt, stimmt!"

Die Klimastreik-Demo stand am Freitag ganz im Zeichen der Europawahl. "EU-Wahl = Klimawahl" stand auf einem großen Transparent.

Für viele der Demonstranten war zumindest klar, wen sie dabei nicht wählen wollen: die CDU. Youtuber Rezo hatte die Partei nicht nur angegriffen, er hatte sein Video "Die Zerstörung der CDU" betitelt. In Punkto Klimaschutz habe die Partei versagt, und gerade da könne es keine Kompromisse geben, sondern nur eine legitime Position, so Rezos Argumentation. Die CDU reagierte auf das Video mit einem Antwortbrief (nachdem sie erst ein Video mit dem jungen Bundestagsabgeordneten Philipp Amthor angekündigt hatte, was dann doch nicht kam). Am Freitag dann die nächste Eskalationsstufe: Rezo veröffentlichte gemeinsam mit mehr als 80 weiteren Youtubern ein Video, in dem der Wahlboykott unter anderem der CDU und der SPD gefordert wird.

Klimaforscher verteidigt Rezo Fridays for Future:

Wenige Stunden vor der Veröffentlichung dieses neuen Videos sprach der Klimaforscher Stefan Rahmstorf bei der "Fridays for Future"-Demonstration vor dem Brandenburger Tor und verteidigte Rezo. Während Kritiker Rezo Einseitigkeit vorwarfen und beispielsweise bemängelten, dass er keine Beweise dafür vorbringe, dass die CDU sämtliches Leben zerstöre, stellt sich Rahmstorf aus wissenschaftlicher Sicht voll auf Rezos Seite. Mit all seinen Punkten zur Klimakrise habe der Youtuber Recht gehabt.

Stefan Rahmstorf ist Abteilungsleiter am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und Professor an der Uni Potsdam.
Stefan Rahmstorf ist Abteilungsleiter am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung und Professor an der Uni Potsdam.Bild: imago

"Ganz Deutschland redet über Rezos Youtube-Video", begann der Wissenschaftler seine Rede. Als er fragt, "wer von euch hat's gesehen?", schallten ihm Applaus und laute Rufe entgegen.

Hier ist die gesamte Rede im Wortlaut:

"Unser Job als Wissenschaftler ist es, dazu beizutragen, dass die Debatte über die Klimakrise auf einer soliden Faktenbasis abläuft. Und deshalb habe ich mir das Video von Rezo genau angeschaut. Hier ist ein kleiner Faktencheck der Kernaussagen.

Nummer eins: Die globale Temperatur ist um ein Grad gestiegen und die letzten Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Das stimmt! Wir müssen sogar 120.000 Jahre in der Erdgeschichte zurückgehen, um wärmere Temperaturen vorzufinden, als wir sie heute erleben. Das heißt, wir Menschen haben in unserer Zivilisationsgeschichte niemals wärmere Temperaturen erlebt, als jetzt.

Punkt zwei: Diese erhöhten Temperaturen werden Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende lang anhalten. Das stimmt! Das liegt daran, dass das CO2, das wir schon ausgestoßen haben, sich so lange in der Atmosphäre hält.

Punkt drei: Die Ursache dieser Erwärmung ist der Anstieg von Treibhausgasen, CO2, Methan und einigen anderen in der Atmosphäre. Das stimmt! Inzwischen ist die CO2-Konzentration in unserer Luft höher als jemals seit mindestens drei Millionen Jahren.

Punkt vier: Naturkatastrophen nehmen durch die Erderwärmung zu. Auch das stimmt! Das sagt der Weltklimarat, das sagt die Weltorganisation für Meteorologie, das bestätigen auch unsere eigenen Studien am Potsdam-Institut.

Punkt fünf: Der Mensch ist zu hundert Prozent an der Erderwärmung schuld. Auch das stimmt! Das entspricht dem Stand der Wissenschaft. Die natürlichen Beiträge zum Klimawandel wirken derzeit leicht abkühlend. Das heißt, wir hätten sogar noch mehr Erwärmung, wenn die natürlichen Faktoren nicht ein klein wenig der globalen Erwärmung entgegengewirkt hätten.

Punkt sechs: Die Regierung tut auch nicht annähernd genug, um das Pariser Abkommen einzuhalten. Auch das, was Rezo sagt, stimmt leider und das ist auch eine der Kernaussagen der Stellungnahme der Scientists for Future, die über 28.000 Wissenschaftler unterschrieben haben. Ich kann als Wissenschaftler nur sagen, das was Rezo in seinem Video zum Klima sagt, das ist korrekt.

Die CDU hat darauf geantwortet, man müsse Kompromissen machen. Ich bin auch für Kompromisse. Aber man kann keinen Kompromiss mit dem Pariser Abkommen machen, denn das ist schon der Kompromiss. Darüber ist viele Jahre verhandelt worden. Alle haben dem zugestimmt, das hat der Bundestag einstimmig verabschiedet. Das muss jetzt konsequent umgesetzt werden. Wir können auch nicht sagen, wie es die CDU gesagt hat, Deutschland ist ja so klein – denn wir sind nach unseren CO2-Emissionen das sechstgrößte Land auf der Welt und wir emittieren pro Kopf doppelt so viel CO2 wie der Durchschnitt der Welt.

Jeder, das ist ja der Sinn des Pariser Abkommens, jeder muss seinen Beitrag leisten, wenn wir die globale Erwärmung stoppen wollen. Und die CDU hat gesagt, ihre Währung ist das Vertrauen. Deswegen müssen wir Menschen, insbesondere die jungen Menschen, darauf vertrauen können, dass das, was in Paris versprochen und unterschrieben wurde, auch konsequent umgesetzt wird. Wir müssen darauf vertrauen, dass endlich ernsthafte Anstrengungen unternommen werden, um die globale Erwärmung noch auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Und jeder Politiker, der unser Vertrauen haben möchte, der muss sich daran messen lassen. Nicht weniger, als die Zukunft unserer Zivilisation steht hier auf dem Spiel."

Jeder muss seinen Beitrag leisten, sagt der Experte. Ihr fragt euch, wie? So:

(fh)

Tanzverbot an Karfreitag: Junge Politiker in Hessen planen besonderen Protest

Ostern steht vor der Tür und egal, ob religiös oder nicht: Wer nicht gerade Workaholic ist, freut sich auf ein langes Wochenende. Viele nutzen die Zeit, um in die Heimat oder in den Kurzurlaub zu fahren. Und natürlich nehmen manche die Zeit nicht nur als ein paar arbeitsfreie Feiertage wahr, sondern zelebrieren auch den christlichen Hintergrund.

Zur Story