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Die SPD will das "Recht auf Homeoffice" – warum das eine großartige Idee ist.

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Das "Recht auf Homeoffice" ist eine der besten SPD-Ideen seit Jahren

11.02.2019, 09:5311.02.2019, 09:56
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Die SPD versucht, sich aus dem Umfragetief zu befreien. Sozialdemokraten wie Parteichefin Andrea Nahles, Arbeitsminister Hubertus Heil und Juso-Chef Kevin Kühnert schmieden Pläne für den neuen "Sozialstaat". Da geht es dann vor allem um faire Renten und um ein Ende der Hartz4-Ära – Clash mit dem Koalitionspartner CDU inklusive. Fast unterzugehen droht bei all dem eine ziemlich fantastische Idee der Sozialdemokraten: Das "Recht auf Homeoffice"

Es greift endlich eine Frage auf, die viele von uns sich täglich stellen: Warum müssen wir andauernd zur Arbeit rennen, um dort am Computer zu sitzen und per Chat mit dem Kollegen zu kommunizieren, der nur drei Tische entfernt vor sich hin vegetiert? Warum können wir nicht Zuhause in Jogginghose am Schreibtisch sitzen, den handgefilterten Kaffee aus der eigenen Küche trinken und und uns den Weg zur Arbeit sparen? Wenn unsere Anwesenheit im Büro nicht erforderlich ist, um unsere Arbeit zu bewältigen, sollte Homeoffice für alle möglich sein.

Die deutsche Social Media-Welt verspottete diesen Vorstoß der SPD. Dabei geht die Partei damit einige Probleme mit einer simplen Lösung an.
  • Homeoffice bietet etwa eine Möglichkeit, die eigenen Kinder nach dem Kindergarten oder der Schule sofort zu sehen.
  • Zuhause arbeiten hilft Familien, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen, ohne die ganze Zeit den Pendel-Burnout zu riskieren.
  • Viele Betreuungsprobleme lassen sich dadruch ohne Hort lösen.
  • Durch die wegfallenden Wege zum Büro sparen Arbeitnehmende Fahrtportkosten, sei es nun Benzin oder Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Arbeitswege, die länger als eine Stunde pro Tag beanspruchen, machen krank, körperlich und psychisch. Öffentlich Verkehrsmittel sind außerdem als Brutstelle für Krankheiten bekannt. Mit Homeoffice würde man dem massentauglich entgegenwirken.

Noch einen Vorteil hat das Homeoffice: Es macht die Arbeitswelt inklusiver. Personen, die körperliche Einschränkungen haben oder wegen psychischer Probleme ihr Zuhause nicht verlassen möchten, können unkompliziert von zuhause aus arbeiten.

Auch die Hipster unter uns, die ohne körperlichen Einschränkungen leben und familienlos sind, dürften vom Projekt Homeoffice begeistert sein: Einmal wie ein Freelancer mit seinem MacBook im WorkSpace-Café sitzen, den Großstadt-Dschungel genießen und nach Lust und Laune einen Muffin essen – den Arbeitsplatz selbst wählen. Dein Arbeitsplatz ist dort, wo dein Laptop ist. Du kommunizierst nur im äußersten Notfall sprechend mit deinen Kollegen über Videocalls oder Telefonate. Im besten Fall klärst du alle über den Chat. Niemand sieht, wie du dabei aussiehst.

Apropos Outfit. Du brauchst keins mehr. Ob du im Cocktailkleid oder Unterhose arbeitest, merkt niemand. Du hast verschlafen und schaffst es nicht mehr zu duschen? Niemand kann sich davor ekeln, außer dir selbst. Deine Kollegen mögen es nicht, wenn du am Arbeitsplatz Knochblaucheintopf mit Zwiebelsauce isst? Wenn du die Beziehung zu ihnen digitalisierst, ist auch dieses Problem passé.

Keine Kollegen im Großraumbüro, die laut husten, atmen oder sich neben dir über das letzte Betriebsfest unterhalten. Wer kann da widerstehen? Schreib uns deine Meinung.

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Video: watson/Marius Notter

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