Sahra Wagenknecht will keinen Fehler machen: Die heißdiskutierte Frage, ob sie eine eigene Partei gründet, will die prominente Linke-Politikerin erst in den nächsten Monaten beantworten. "Ich gehe davon aus, dass innerhalb des nächsten Dreivierteljahres die Entscheidungen fallen. Bis Ende des Jahres muss klar sein, wie es weitergeht", sagte die 53-Jährige dem Nachrichtenportal "ZDFheute.de".
Für ihre Genoss:innen ein rotes Tuch. Viele aus der Linken-Führungsebene finden deutliche Worte für Wagenknecht. Ex-Parteichef Bernd Riexinger fordert nun klare Konsequenzen.
Linken-Urgestein Gregor Gysi hat Wagenknecht bereits aufgefordert, möglichst schnell eine Entscheidung zu treffen. Im Interview mit dem ZDF erklärte Gysi, es sei aktuell schwierig, die Lager innerhalb der Linken zusammenzubringen. Auf der einen Seite stehe Wagenknecht mit ihrem umstrittenen Friedens-Kurs, auf der anderen Seite die Parteispitze. Gysi gehe nicht davon aus, dass eine Wagenknecht-Partei über einen längerfristigen Zeitraum Erfolge einfahren werde.
Auch Experten bewerten die Erfolgsaussichten einer Wagenknecht-Partei als mäßig. So erklärte Politikwissenschaftler Klaus Schröder in einem Gespräch mit watson: "Sie müsste Stimmen von der Linken und der AfD einsammeln. Und ob sie über diesen Schatten springt, wage ich zu bezweifeln."
Die Spitze der Linken kritisiert die Gedankenspiele der Politikerin ebenfalls: "Anzukündigen, dass man im Verlauf der nächsten Monate über die Bildung einer konkurrierenden Partei entscheiden will, ist verantwortungslos", erklären die Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan.
Die Linke sei angesichts von Krieg, Klimakrise, Inflation und Streiks mehr denn je gefordert. "Wir fordern alle auf, Spaltungsbestrebungen eine Absage zu erteilen", fügen sie hinzu. Daraufhin meldet sich die ehemalige Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann mit einem harten Vorwurf: Wissler und Schirdewan hätten völlig versagt.
Die Vorsitzenden führten wie ihre Vorgänger einen "zerstörerischen Kampf gegen Sahra Wagenknecht". Eine Parteigründung wäre nur konsequent, meint Zimmermann. "Ich finde, es wird Zeit." Was wohl vor allem den Grad der Zerrüttung in der Partei zeigt.
Auch der ehemalige Parteichef Bernd Riexinger hat sich mittlerweile klar positioniert. Der "Spiegel" zitiert aus einem Beitrag des Nachrichtenportals "The Pioneer": "Sobald es konkrete Schritte zu einer Neugründung gibt, darf es für sie keinen Platz mehr in Partei und Fraktion geben." Wagenknecht habe längst mit der Partei abgeschlossen und spiele dort auch keine Rolle mehr.
(Mit Material von dpa)