Nach Aussage von Bundesjustizminister Mraco Buschmann wird eine Maskenpflicht in Innenräumen sicher eine Rolle spielen.Bild: picture alliance / Flashpic / Jens Krick
Deutschland
Mitten in der Corona-Sommerwelle schaut die Politik bereits auf den
Herbst: Welche Maßnahmen sollen dann noch möglich sein? Der
Justizminister verhandelt darüber mit dem Gesundheitsminister - und
gibt nun schon mal ein paar Hinweise.
"Form der Maskenpflicht" werde eine Rolle spielen
Das Konzept der Bundesregierung für den Corona-Herbst
dürfte nach Aussage von Bundesjustizminister Marco Buschmann "eine
Form der Maskenpflicht" vorsehen. "Die Wirksamkeit von Masken für den
Einzelnen in Innenräumen ist unstreitig", sagte der FDP-Politiker den
Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag). "Deswegen wird eine Form
der Maskenpflicht in Innenräumen in unserem Konzept sicher eine Rolle
spielen. Wir arbeiten ja jetzt bereits mit Maskenpflichten im
Öffentlichen Personennahverkehr."
Bundesjustizminister Marco Buschmann.Bild: dpa / Kay Nietfeld
"Die Wirksamkeit von Masken für den Einzelnen in Innenräumen ist unstreitig. Deswegen wird eine Form der Maskenpflicht in Innenräumen in unserem Konzept sicher eine Rolle spielen. Wir arbeiten ja jetzt bereits mit Maskenpflichten im Öffentlichen Personennahverkehr."
Marco Buschmann
Zugleich kommen bestimmte weitreichende Eingriffe nach seiner
Darstellung für die Ampel-Koalition nicht infrage: "Wir sind uns
einig in der Koalition, dass es keinen Lockdown mehr geben wird,
keine pauschalen Schulschließungen und auch keine Ausgangssperren."
Das seien "unangemessene Instrumente im dritten Jahr der Pandemie".
Rechtsgrundlage für Basis-Maßnahmen läuft aus
Buschmann verhandelt derzeit mit Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) über die Corona-Maßnahmen, die künftig grundsätzlich
möglich sein sollen. Denn im September läuft die Rechtsgrundlage für
die inzwischen stark eingeschränkten Basis-Maßnahmen aus. Zugleich
wird in der kälteren Jahreszeit ein erneuter starker Anstieg der
Infektionszahlen befürchtet. Während Lauterbach sich bereits für
eine Maskenpflicht in Innenräumen ausgesprochen hatte, hatte
Buschmann sich im vergangenen Monat noch zurückhaltend geäußert, er
wollte zunächst ein inzwischen vorliegendes Sachverständigengutachten
zu den Corona-Maßnahmen abwarten.
"Wir sind uns einig in der Koalition, dass es keinen Lockdown mehr geben wird, keine pauschalen Schulschließungen und auch keine Ausgangssperren."
Marco Buschmann
Der Justizminister warnte, man müsse sehr ernst nehmen, "was uns im
Herbst und Winter erwartet". Zum Fahrplan sagte er: "Ich bin guter
Dinge, dass wir Ende des Monats ein Konzept haben, das wir dann im
August mit den Ländern besprechen, und im September bringen wir die
Änderung des Infektionsschutzgesetzes durch das Parlament."
Der Justizminister kündigte an, "klare und verständliche Regeln" zu
schaffen. Als weitere Maßgaben nannte er, dass die Maßnahmen
nachweisbar helfen - und dass die Regeln "grundrechtsschonend, also
verhältnismäßig" sind.
Buschmann stellte zudem eine "ambitionierte Impfkampagne" gerade in
Alten- und Pflegeheimen in Aussicht. Außerdem sorge die Ampel dafür,
"die besten und modernsten Impfstoffe" rechtzeitig zur Verfügung zu
haben. Zur Beurteilung der Corona-Lage setzt er auf ein "Bündel an
Kennziffern". Ihm sei ganz wichtig, "dass wir endlich
verbesserte Daten aus den Krankenhäusern bekommen". Die Inzidenz habe
stark an Aussagekraft verloren. Beispielsweise könnten auch
Abwasseruntersuchungen auf das Coronavirus helfen, Infektionswellen
besser vorherzusagen. "Der Datenblindflug muss ein Ende haben."
Lauterbach spricht sich für vierte Impfung bei unter 60-Jährigen aus
Weitere Kritik gab es unterdessen an Gesundheitsminister Lauterbach,
der für zweite Auffrischimpfungen auf breiterer Front geworben hatte
- nicht nur bei Älteren ab 60 oder 70 Jahren. Der
CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger warf dem Sozialdemokraten
in der "Augsburger Allgemeinen" deshalb vor, die Bevölkerung zu
verängstigen und zu verwirren. "Eine solche Aussage gegen die
Empfehlungen der fachlich zuständigen Ständigen Impfkommission und
der Europäischen Arzneimittelbehörde ist eine Ohrfeige für alle, die
an nachvollziehbare evidenzbasierte Pandemiepolitik glauben", sagte
er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Gegenüber beiden Redaktionen
sprach Pilsinger von einem "Konjunkturprogramm für die
Querdenkerbewegung".
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.Bild: dpa / Annette Riedl
Lauterbach hatte gesagt, wolle man den Sommer ohne Risiko einer
Erkrankung genießen, würde er eine vierte Impfung - "in Absprache
natürlich mit dem Hausarzt" - auch Jüngeren empfehlen. Die Ständige
Impfkommission (Stiko) empfiehlt einen zweiten Booster bislang nur
für Über-70-Jährige und einige andere Risikogruppen. EU-Fachbehörden
hatten sich kürzlich für eine weitere Auffrischung ab 60 Jahren
ausgesprochen. "Medizinische Empfehlungen aus der Politik heraus
sollten sehr zurückhaltend erfolgen", sagte der gesundheitspolitische
Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, der "Rheinischen
Post".
(and/dpa)
Robert Habeck ist wohl eine der einprägsamsten Figuren der Politiklandschaft Deutschlands. Seit Dezember 2021 ist er Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Vizekanzler der Bundesrepublik. Als Mitglied der Partei Bündnis 90/Die Grünen hat er sich einen Namen als pragmatischer und kommunikationsstarker Politiker gemacht.