Hannes (Name geändert) arbeitet Teilzeit – weil er sich bewusst dafür entschieden hat. Er ist 31 Jahre alt, aus der Nähe von Frankfurt, arbeitet 40 Prozent als Fachinformatiker für Systemintegration. Dort verdient er 788 Euro netto. In seiner restlichen Zeit arbeitet er als Musiker an Solo-Projekten, ist Lehrer an einer Musikschule und produziert andere Hobbymusiker. Aus diesen Nebentätigkeiten hat er noch kein verlässliches Einkommen, im Durchschnitt verdient er damit ungefähr 50 Euro im Monat.
Von den rund 838 Euro im Monat zahlt er:
Damit bleiben rund 88 Euro monatlich übrig.
Nein. Ich definiere Armut anders. Mir gibt es unglaublich viel, dass ich die Zeit habe, mich mit der Musik beschäftigen zu können.
Das hat mich ziemlich fertiggemacht. Deshalb würde ich mich in meiner jetzigen Situation nicht als arm bezeichnen. Materiell gesehen bin ich arm, klar.
Im Alltag muss ich schon schauen, ob ich mir Sachen, die total praktisch sind, kaufen kann.
Aber klar: Es gibt problematische Punkte. Beispielsweise besitze ich ein Auto, für das mein Vater noch die Versicherung bezahlt. Das zu halten ist sehr schwierig. Wenn dafür Reparaturen oder ein Reifenwechsel anstehen, dann merke ich schon sehr krass, wie lange ich überlege, ob ich das jetzt wirklich mache oder ob ich es noch aufschieben kann. Außerdem fehlt mir das Geld für Weiterbildungen, Seminare oder einfach mal ein Buch. Wenn ich 100 Euro mehr im Monat zur Verfügung hätte, wüsste ich, dass ich dafür gute Investitionen tätigen könnte.
In meinem sozialen Leben merke ich das schon krass. Ich überlege mir sehr genau, ob ich einen Kumpel besuchen kann oder ob ich mir das Geld für die Bahnfahrt leisten kann. Ein Ticket für 20 Euro hin und zurück geht kaum. Und auch sonst wirkt sich das auf mein soziales Leben aus. Ich kann schon mal Essen gehen, wenn ich mir das bewusst gönne. Aber bei Freizeitaktivitäten wie Museumsbesuchen oder Kino merke ich das schon.
Eine Sonnenbrille mit Sehstärke.
Ich habe Sachen verkauft, an denen ich mal gehangen habe, wie meinen Plattenspieler. Aber das war alles nicht so schlimm, denn ich bin auch schon in der Zeit, als ich noch in Ausbildung war, mit recht wenig Geld zurechtgekommen. Wenn ich 1500 Euro auf dem Konto hatte, dann dachte ich immer, wohin soll ich mit den letzten 500 Euro? Außerdem habe ich mich über die Jahre hinweg immer stückweise reduziert. Jetzt gerade ist es so, dass ich mit dem wenigsten ever auskomme.
Die Menschen sollen alle in Vollzeit-Arbeit gebracht werden. Persönliche Wünsche werden da nicht berücksichtigt.
Naja, es ist ja meine Entscheidung, zu sagen, dass ich nicht so viel Geld, sondern lieber Freizeit haben möchte. Dafür gibt es wenig flexible Möglichkeiten. In Deutschland gibt es das 450-Euro-Modell, welches praktisch ist.
Also, dass Menschen, die nicht arbeitslos sein wollen, aber auch nicht Vollzeit arbeiten, genauso in eine für sie interessante Beschäftigung gebracht werden.
Dafür habe ich ja einen guten Grund: Wenn ich 40 Stunden arbeite, dann kann ich nicht noch nebenher an der Musikschule arbeiten. Das wurde zwei Monate lang verstanden und dann habe ich trotzdem Angebote für Vollzeit bekommen, weil das Amt das nicht akzeptiert hat. Ich hatte das Gefühl, die wollen die Statistiken schön bekommen und deshalb möglichst viele Menschen wieder in Beschäftigung bekommen. Das fand ich schade.
An dieser Stelle hört für mich die Freiheit in Deutschland auf. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich selbst die Entscheidung treffen kann, dass ich gar nicht so viel Geld verdienen möchte.
Die haben recht positiv reagiert. Ich muss aber dazu sagen, dass ich aus der IT-Branche komme, dort tut sich sehr viel. Ich habe das Gefühl, dass das mehr angenommen wird. Aber das liegt natürlich immer auch an den Möglichkeiten der Firmen und selbstverständlich gibt es Jobs, in denen das nicht möglich ist.
Ich finde das sehr interessant. Im Moment kocht die Diskussion ja schon hoch, ich denke auch wegen Hartz-IV. Ich glaube, dieser ganze Papierkrieg kann schon sehr viel Stress bei den Menschen, die ohnehin nicht mehr wissen wo oben und unten ist, erzeugen.