
Ein Mann wird in Belarus von Polizisten abgeführt. Die Proteste gehen nach der Wahl Lukaschenkos weiter. Bild: AP / Sergei Grits
International
In Belarus gehen die Menschen weiter gegen Präsident Lukaschenko auf die Straße. Viele glauben nicht, dass es bei seiner Wiederwahl mit rechten Dingen zuging. Der Sicherheitsapparat geht hart gegen das eigene Volk vor. Am Abend gibt es den ersten Toten. Unterdessen ist Swetlana Tichanowskaja nach Litauen gereist.
11.08.2020, 07:4411.08.2020, 08:21
Nach der von Manipulationsvorwürfen überschatteten
Präsidentenwahl in Belarus (Weißrussland) bleibt die Lage in dem Land
angespannt. In der Nacht zum Dienstag kam es bei Demonstrationen
erneut zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei. Tausende Menschen
waren auf den Straßen unterwegs, die meisten davon in der Hauptstadt
Minsk. Für den Abend sind erneut Proteste angekündigt. Unklar war
zunächst, wie Staatschef Alexander Lukaschenko darauf reagieren wird.
Die Proteste richten sich gegen den 65-Jährigen, der das Land
zwischen Polen und Russland schon seit mehr als einem
Vierteljahrhundert mit harter Hand regiert. An seinem vermeintlichen
Sieg bei der Wahl am Sonntag mit 80 Prozent der Stimmen gibt es große
Zweifel. Viele vermuten, dass das Ergebnis gefälscht wurde.
Lukaschenko wird von Kritikern "letzter Diktator Europas" genannt.
Was setzte die Polizei ein?
Bereits die zweite Nacht infolge kam es landesweit zu Protesten,
gegen die die Sicherheitskräfte hart vorgingen. In sozialen Medien
gab es vielfach Videos, die zeigten, wie Uniformierte auf Menschen
einprügelten. Es kursierten zudem Berichte, wonach die Polizei
Blendgranaten abfeuerte, um Demonstranten auseinanderzutreiben. Auch
Gummigeschossen sollen eingesetzt worden sein.
In 33 Orten des Landes habe es Aktionen gegeben, berichteten Medien.
In Minsk kam es dabei zu einem tödlichen Zwischenfall. Nach
Darstellung der Behörden soll am Montagabend ein Sprengsatz in der
Hand eines Mannes explodiert sein, den er auf Spezialeinheiten der
Polizei habe werfen wollen. Es gab Berichte von vielen Verletzten.
Eine Zahl lag zunächst nicht vor. Im Internet wurden Bilder
von blutüberströmten Menschen veröffentlicht.
Es gab zudem Medienberichte, wonach schwere Militärtechnik in das
Zentrum von Minsk gebracht worden sei. Lukaschenko hatte im Wahlkampf
mit dem Einsatz der Armee gedroht, um Putschversuche zu verhindern.
In Minsk versuchte die Polizei, die Menschen aus dem Stadtzentrum zu
vertreiben. An einigen Stellen wurden Barrikaden errichtet.
Die Menschen skandierten "Es lebe Belarus" und "Freiheit". Ein Video
zeigte einen Mann, der auf das Dach eines Einsatzwagens sprang. Er
wurde festgenommen. Aber auch die Polizisten selbst wurden Ziel
von Attacken. In einem beim Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten
Video war zu sehen, wie ein Uniformierter auf einer Kreuzung
womöglich absichtlich von einem Auto angefahren wurde.
Bereits in der Nacht zum Montag hatte es landesweit Proteste und auch
Ausschreitungen gegeben. An den Aktionen wollte sich die
Herausforderin von Lukaschenko, Swetlana Tichanowskaja, nach Angaben
ihres Wahlkampfstabes zunächst nicht beteiligen. Die Polizei könnte
sich von ihrer Anwesenheit provoziert fühlen und sie festnehmen, hieß
es.
Tichanowskaja nicht zufrieden
Tichanowskaja kam dem offiziellen Ergebnis zufolge bei der Abstimmung
nur auf 10 Prozent. Sie erkennt das Ergebnis nicht an. Sie will eine
Neuauszählung der Stimmen erreichen. Ihr Wahlkampfteam geht davon
aus, dass sie zwischen 70 und 80 Prozent der Stimmen errungen hat.
International löste die Gewalt nach der Wahl Besorgnis aus.
UN-Generalsekretär António Guterres rief die Behörden in Belarus dazu
auf, "absolute Zurückhaltung und vollsten Respekt für das Recht auf
Meinungsfreiheit, friedliche Versammlungen und das Bilden von
Gruppen" zu zeigen.
Das Weiße Haus in Washington äußerte sich "tief besorgt". Die
Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Kayleigh McEnany, sagte:
"Wir fordern die Regierung von Belarus auf, das Recht auf friedliche Versammlung zu respektieren und keine Gewalt anzuwenden."
Swetlana Tichanowskaja nach Litauen gereist
Am Dienstagmorgen wurde bekannt, dass Swetlana Tichanowskaja inmitten der Proteste nach der Präsidentenwahl nach Litauen gereist ist. Sie sei in Litauen und in Sicherheit, twitterte der litauische Außenminister Linas Linkevicius am Dienstag. Ihr Stab hatte sie am Montag telefonisch nicht erreichen können, nachdem sie das Gebäude der Wahlkommission verlassen hatte.
(lin/dpa)
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