Wieder verliert US-Präsident Donald Trump eine Person aus seinem Umfeld. Seine Beraterin Kellyanne Conway hat ihren Rücktritt angekündigt.
Der breiten Weltöffentlichkeit bekannt wurde Conway im Januar 2017, als sie den Ausdruck "alternative Fakten" zum ersten Mal prägte. Er ist seither zum Symbol für den Umgang des US-Präsidenten mit der Wahrheit geworden ist.
Was bedeutet ihr Rückzug für Trump? Watson hat bei Thomas Jäger nachgefragt, Professor für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln.
Wie wichtig war Kellyanne Conway überhaupt noch im Weißen Haus? Jäger sagt dazu:
Wie geschickt Conway dabei gewesen sei, könne man alleine daran erkennen, dass sie im "politischen Haifischbecken" so lange überlebt habe. Jäger sieht dafür besonders einen Grund:
Welche Bedeutung Conway für Trump persönlich hatte, habe immer wieder geschwankt, sagt Jäger – so, wie das bei diesem Präsidenten eben üblich sei. Das gelte vor allem für die Ratschläge, die sie ihm intern gegeben habe. In den vergangenen Monaten hat Conways Bedeutung nach Jägers Einschätzung aber eher zugenommen: Unter anderem soll Trumps Entscheidung, wieder Corona-Briefings für die Presse im Weißen Haus zu veranstalten, laut Jäger auf Conways Rat erfolgt sein.
Conway habe für Trump aber vor allem für seine Wirkung nach außen eine große Rolle gespielt. Jäger dazu wörtlich:
Wäre sie nicht zurückgetreten, wäre Kellyanne Conway laut Jäger in den kommenden Wochen mit Trump in den Wahlkampf gezogen – und hätte ihn dabei wie 2016 beraten. Scheinbar seien die "privaten Spannungen" aber so groß geworden, dass sich Conway dagegen entschieden habe. Das bedeute dann auch, dass sie in einer möglichen zweiten Trump-Administration keine Rolle mehr spielen werde.
Conways Arbeit im Weißen Haus hatte in ihrer Familie zu heftigen und teils öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen gesorgt. Zum einen geriet Trump mehrfach mit Conways Ehemann aneinander. George Conway ist, wie seine Frau, ein erzkonservativer Republikaner. Aber er ist auch Trump-Gegner, weil er den Präsidenten für eine Gefahr für die US-amerikanische Demokratie hält. Nach mehreren Attacken George Conways auf Trump nannte der den auf Twitter einen "Ehemann aus der Hölle". Zum anderen hat Kellyanne Conways Tochter am Sonntag auf Twitter harsche Kritik an ihrer Mutter geäußert. "Der Job meiner Mutter hat mein Leben ruiniert", schrieb sie unter anderem.
my mother’s job ruined my life to begin with. heartbreaking that she continues to go down that path after years of watching her children suffer. selfish. it’s all about money and fame, ladies and gentlemen.
— CLAUDIA CONWAY (@claudiamconwayy) August 23, 2020
Was folgt aus Conways Abgang jetzt aber für Trumps Wahlkampf für die Wiederwahl als Präsident? Experte Thomas Jäger sagt dazu:
(se)