
Im Kampf gegen Corona gilt nun auch in Paris eine Maskenpflicht im Freien. Die Zahlen steigen bisher trotzdem weiter.Bild: dpa / Gao Jing
International
29.08.2020, 08:3429.08.2020, 08:34
Schon in den vergangenen Wochen mahnte Frankreichs Regierung
mantraartig vor einem Wiederaufflammen der Corona-Epidemie. Doch
gebracht hat es offenbar nichts - die Zahlen steigen weiter rasant
an.
In Frankreich gab es nun mehr als 7000
Corona-Neuinfektionen innerhalb von einem Tag. Das
Gesundheitsministerium sprach am Freitagabend von einem
"exponentiellen" Anstieg. Auch in Krankenhäusern und auf den
Intensivstationen steige die Zahl der Patientinnen und Patienten
wieder an - wenn auch auf niedrigem Niveau. Gleichzeitig treten immer
schärfere Regelungen bei der Maskenpflicht in Kraft. Präsident
Emmanuel Macron warnte angesichts der steigenden Zahlen vor
Grenzschließungen innerhalb Europas.
In den vergangenen 24 Stunden seien 7379 neue Fälle gezählt worden,
meldete das Gesundheitsministerium am Freitagabend. Am Vortag waren
es mehr als 6000, davor mehr als 5000. Die 4000er-Schwelle war zuvor
mehrfach überstiegen worden. "Die Dynamik des Fortschreitens der
Epidemie ist exponentiell", hieß es. Seit einigen Wochen steigen die
Fallzahlen im ganzen Land an - die Lage ist allerdings regional
unterschiedlich.
Reisewarnung bald für ganz Frankreich?
Die Regierung hat 21 Départements im Land als Risikogebiete
klassifiziert. Dort herrscht erhöhte Ansteckungsgefahr. Diese
sogenannten roten Zonen liegen vorwiegend - aber nicht ausschließlich
- an der Mittelmeerküste und rund um die Hauptstadt Paris. Für die
Region Provence-Alpes-Côte d'Azur am Mittelmeer wie auch für den
Großraum Paris gilt eine Reisewarnung der Bundesregierung. Viele
fürchten, dass sich eine solche Reisewarnung auf ganz Frankreich
ausweiten könne.
Macron betonte am Freitag erneut, dass generelle Grenzschließungen
nicht der richtige Weg seien, um die Pandemie in den Griff zu
bekommen. Die Schließung von Grenzen zwischen zwei Ländern mache
keinen Sinn, wenn es Gebiete mit aktiver Virus-Zirkulation gebe, die
identifiziert seien, sagte er. "Lassen Sie uns in dieser Frage nicht
die Fehler von März wiederholen", warnte er. Er erinnerte an die
zahlreichen Grenzgänger, die von generellen Reise-Beschränkungen
betroffen wären - auch wenn sie zum Beispiel in keinem der beiden
Länder in einem Risikogebiet unterwegs sind.
Frankreich verschärft Maßnahmen
"Ich glaube, es gibt noch viel zu tun, um die Koordinierung zu
verbessern", so Macron. Wichtig sei es, Risikogebiete zu
identifizieren und regional gegen die Verbreitung des Virus
vorzugehen. Darüber habe er sich bei ihrem Besuch Ende vergangener
Woche auch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ausgetauscht. Man
werde in den kommenden Tagen daran arbeiten, in diesem Punkt
voranzukommen, so Macron. Die Grenzkontrollen zwischen Deutschland
und Frankreich hatten im Frühjahr für erhebliche Verstimmungen - vor
allem in den Grenzregionen - gesorgt.
Frankreich versucht unterdessen mit verschärften Maßnahmen gegen die
Epidemie vorzugehen. Seit Freitag gilt in ganz Paris und den
angrenzenden Départements eine Maskenpflicht unter freiem Himmel. Ab
Samstag gibt es auch strengere Regeln im an Deutschland grenzenden
Département Bas-Rhin. So ist die Maske hier in Gemeinden mit mehr als
10 000 Einwohnern Pflicht - dazu zählt auch die Elsass-Metropole
Straßburg. Ähnliche Regelungen gibt es auch andernorts - in der
Hafenstadt Marseille müssen Bars um 23 Uhr schließen.
Die Regierung betonte zuletzt immer wieder, landesweite
Ausgangsbeschränkungen vermeiden zu wollen. Wichtig sei es, in
sogenannten Clustern entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Lage
sei außerdem nicht mit der Situation im Frühjahr vergleichbar,
erklärte Premier Jean Castex. Man teste auch viel mehr als damals.
Dies täusche aber nicht darüber hinweg, dass die Zahl der
Neuinfektionen ansteige. Frankreich zählt seit Beginn der Epidemie
mehr als 30 500 Tote.
(dpa)
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