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Genua: Die wichtigsten Fragen nach der Brücken-Kastastrophe

Dieses Foto ging nach der Brückenkatastrophe von Genua mit 35 Toten um die Welt.
Dieses Foto ging nach der Brückenkatastrophe von Genua mit 35 Toten um die Welt.Bild: Vigili Del Fuoco/AP/watson.ch
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Die 7 wichtigsten Fragen zur Brückenkatastrophe von Genua mit 42 Toten

15.08.2018, 10:4615.08.2018, 11:24
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Nach dem schweren Brückeneinsturz in Genua will die italienische Regierung den Autobahnbetreiber zur Rechenschaft ziehen. Zunächst müsse die Führung des Unternehmens Autostrade per l'Italia zurücktreten, forderte Verkehrsminister Danilo Toninelli auf Facebook.

Außerdem prüfe die Regierung die Auflösung des Vertrags mit der Firma sowie Bußgeldforderungen in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro.

Das sind die 7 wichtigsten Fragen zu dem Unglück.

Was ist passiert?

In der italienischen Hafenstadt ist am Dienstagvormittag eine vierspurige Autobahnbrücke zusammengebrochen. Nach Angaben der Feuerwehr brach die etwa 50 Meter hohe Brücke an der A10 gegen 11:30 Uhr auf einer Länge von 100 bis 200 Meter zusammen.

Bei der eingestürzten Brücke handelt es sich um den Polcevera-Viadukt auf der Autobahn A1. Der Viadukt, im Volksmund nach dem Architekten Riccardo Morandi auch Ponte Morandi genannt, gehört zur Hauptverkehrsader, die an die Riviera und nach Südfrankreich führt. Er überquert unter anderem Gleisanlagen und ein Gewerbegebiet im Westen von Genua.

Wie viele Opfer forderte das Unglück?

Bis zum frühen Morgen lag die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer laut italienischer Nachrichtenagentur Ansa bei 42. Unter den Opfern seien auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und 13 Jahren. Regierungschef Giuseppe Conte sagte am Abend in Genua, dass die Zahlen steigen dürften.

Die Rettungskräfte waren die Nacht über im Einsatz.
Die Rettungskräfte waren die Nacht über im Einsatz.Bild: Vigili Del Fuoco/AP

Wie viele Überlebende gab es?

Elf Überlebende waren bislang aus den Trümmern geborgen worden, sagte Bürgermeister Marco Bucci gegen Abend dem Fernsehsender SkyTG24.

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Bild: ANSA/AP

Mehr als 300 Rettungskräfte waren nach Angaben der Feuerwehr im Einsatz. In der Nähe der Brücke wurden nach dem Einsturz vorsichtshalber Gebäude evakuiert. Es bestehe das Risiko, dass weitere Teile einbrechen, berichtete Ansa unter Berufung auf Rettungskräfte vor Ort. Drei Krankenhäuser in Genua wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Mehr als 400 Menschen seien obdachlos, erklärte der Staatssekretär im Verkehrsministerium.

Was könnte die Ursache sein?

Die Ursache des Brückeneinsturzes ist weiterhin unklar. Der Betreiber teilte auf seiner Website mit, auf der Brücke habe es Instandhaltungsarbeiten gegeben. Dazu sei ein Kran zu der Baustelle gebracht worden. Der Zustand der Brücke sowie der Fortgang der Renovierung seien immer wieder kontrolliert worden.

Erst wenn ein gesicherter Zugang zur Unfallstelle möglich sei, könne Näheres über die Ursachen des Einsturzes gesagt werden, teilte das Unternehmen weiter mit.

Zum Zeitpunkt des Zusammensturzes regnete es heftig und es ging ein kräftiger Wind. Deshalb wird darüber spekuliert, welche Rolle das Wetter beim Unglück spielte. "Schon am Morgen tanzte die Brücke", erzählte Maurizio Ruggiero einer Lokalzeitung. Er fahre fast täglich über die Brücke, führte Ruggerio aus, und sei daran gewöhnt, "dass sie häufig schwingt".

In der Nacht gingen die Bergungsarbeiten weiter.
In der Nacht gingen die Bergungsarbeiten weiter.Bild: Antonio Calanni/AP

Doch am Morgen vor der Katastrophe kam ihm das Schwingen besonders heftig vor. Sowohl auf dem Hinweg, als er die Stadt verließ als auch auf dem dem Rückweg, als er von der Baustelle zurückkam. Eine Viertelstunde später brach das Bauwerk zusammen.

Augenzeugen haben zudem berichtet, dass vor dem Einsturz ein Blitz in die Brücke eingeschlagen habe.

Kritik gab es an dem nun eingestürzten Polcevera-Viadukt wegen hoher Baukosten schon seit seiner Erbauung. Doch auch kostspielige Renovierungen sorgten immer wieder für Diskussionen.

Welche weiteren Schäden wurden verursacht?

Die Brückenteile prallten mit großer Wucht auf den Erdboden. Das grösste Stück ist in den Polcevera-Fluss gefallen, einige Teile trafen auch Fabrikhallen. Laut Zivilschutz dürfte in den Hallen wegen Ferien so gut wie niemand an der Arbeit gewesen sein.

Die Trümmer begruben mindestens einen Lastwagen und mehrere Gebäude unter sich. Nach Berichten von Zeugen wurden auch Autos in die Tiefe gerissen. Zahlreiche Fahrzeuge wurden unter herabfallenden Trümmern begraben.

Was sagen die Behörden?

Italiens Innenminister Matteo Salvini reagierte betroffen und erbost auf das Unglück in der nordwestitalienischen Hafenstadt. Er selbst sei "hunderte Male" über die Morandi-Brücke gefahren, sagte der Innenminister bei einer Pressekonferenz im sizilianischen Catania.

FILE PHOTO: League party leader Matteo Salvini speaks at the media after a round of consultations with Italy's newly appointed Prime Minister Giuseppe Conte at the Lower House in Rome, Italy, May ...
Innenminister Matteo Salvini will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.Bild: Tony Gentile/reuters

Nach ihrem Einsturz werde er "alles dafür tun, um die Namen der Verantwortlichen in der Vergangenheit und Gegenwart zu bekommen". Es sei "nicht akzeptabel, auf diese Weise in Italien zu sterben".

Verkehrsminister Danilo Toninelli sprach von einer "entsetzlichen Tragödie". Er schloss in einem Radio-Interview aus, dass Bauarbeiten an der Brücke Grund für den Einsturz seien. Das Unglück belege den maroden Zustand der Infrastruktur in Italien und die Wartungsmängel, sagte er dem staatlichen Fernsehen.

Wie geht es dem Fahrer dieses Lkws? 

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ap/watson

Nur wenige Meter konnte er vor dem Abgrund noch stoppen: Das Bild des grünen LKW, der beim Brückeneinsturz nur haarscharf nicht in die Tiefe gerissen wurde, ging in der Folge um die Welt.

Dem Fahrer gehe es gut, sagt Giorgio Venturoli, der Geschäftsführer der Supermarktkette Basko gegenüber Il Sole 24 Ore. "Doch er steht unter Schock."

Der Mitarbeiter habe die Brücke jeden Tag passiert und sei bereits auf dem Rückweg von der Auslieferung gewesen, so Venturoli. Die Strasse sei normalerweise stark frequentiert, weswegen man nicht so schnell fahre auf der Brücke, erklärt der Geschäftsführer. "Vielleicht hatte der Fahrer deshalb genug Zeit, um zu bremsen." Der Fahrer des LKW wurde medizinisch untersucht und das Fahrzeug von der Brücke entfernt.

(pb/cma/vom/dpa/afp/reu)

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