
200 Frauen marschieren bei einem Solidaritätsmarsch durch MInsk, die Hauptstadt von Belarus.Bild: AP
International
14.08.2020, 06:4314.08.2020, 06:43
Nach Tausenden Festnahmen bei den Protesten
gegen Präsident Alexander Lukaschenko in Belarus (Weißrussland) haben
die Behörden überraschend mit der Freilassung vieler Gefangener
begonnen. Vor dem Gefängnis Okrestina in der Hauptstadt Minsk nahmen
Familien und Freunde zutiefst erleichtert ihre Angehörigen in
Empfang, es gab große Freude und Tränen, wie in oppositionsnahen
Kanälen des Nachrichtendienstes Telegram in der Nacht zum Freitag zu
sehen war. Viele berichteten von schweren Misshandlungen im Gefängnis
und zeigten ihre Wunden. Bis zum Morgen, 6.00 Uhr (5.00 Uhr MESZ),
solle ein Großteil der bei Protesten in den vergangenen Tagen
Festgenommenen wieder in Freiheit kommen, teilten die Behörden mit.
Die Rede war von mehr als 1000 Gefangenen. Es handele sich um
Menschen, die am Rande nicht genehmigter Proteste ohne Grund
festgenommen worden seien, hieß es. Die Gesamtzahl hatte bei rund
7000 gelegen. Es war das erste Mal seit Tagen, dass der Machtapparat
unter Lukaschenko, der als letzter "Diktator Europas" gilt,
einlenkte. Tausende hatten auch am Donnerstag seinen Rücktritt
gefordert.
An diesem Freitag wollen Außenminister der Europäischen Union
über die Lage in Belarus beraten. Im Raum stehen mögliche Sanktionen
gegen die autoritäre Führung in Minsk.
Innenminister entschuldigt sich für Gewalt
Staatsmedien berichteten, dass Lukaschenko am Donnerstagabend
selbst angewiesen habe, sich um die Lage der Gefangenen zu kümmern.
Er reagiere damit auf die Proteste von Arbeitskollektiven in den
Staatsbetrieben der Ex-Sowjetrepublik, hieß es. Innenminister Juri
Karajew entschuldigte sich im Staatsfernsehen bei den Bürgern für die
Festnahme vieler Unschuldiger. Bei Polizeieinsätzen gegen
Massenproteste komme es auch zu versehentlichen Festnahmen, sagte er.
"Als Kommandierender möchte ich die Verantwortung übernehmen und
mich ehrlich auf menschliche Weise entschuldigen bei diesen
Menschen", sagte er. Zuvor hatten viele Belarussen ihre Uniformen
demonstrativ in den Müll geworfen oder verbrannt und ihre
Dienstmarken abgegeben. Es hatte Hunderte Verletzte gegeben. Eine
Mutter aus Gomel hatte den Behörden vorgeworfen, dass ihr Sohn am
Sonntag auf dem Weg zu seiner Freundin gefasst worden sei. Er habe
nicht an Protesten teilgenommen. Der 25-Jährige starb wenig später
unter ungeklärten Umständen im Gewahrsam.
Journalisten von Staatsmedien hatten in einem offenen Brief am
Donnerstag ein Ende der Lügen-Propaganda gefordert und die
Verunglimpfung friedlicher Bürger in ihren Sendern kritisiert. Zuvor
hatten viele ihrer Kollegen gekündigt. An diesem Freitag soll es
wegen der öffentlichen Kritik der vom Staat bezahlten Journalisten
ein Treffen mit der Regierung geben.
Menschen glauben an Wahlbetrug
Belarus hatte am Donnerstag ein Land in Aufruhr gesehen. Es waren
die größten Proteste landesweit seit der von Fälschungsvorwürfen
überschatteten Präsidentenwahl vom Sonntag. Lukaschenko hatte sich
zum sechsten Mal in Folge als Sieger ausrufen lassen. Es gibt viele
Beweise für Fälschungen. Die Forderungen von Lukaschenkos Gegnern
reichen von Neuauszählung der Stimmen über eine Anerkennung des
Wahlsieges seiner Gegnerin Swetlana Tichanowskaja bis hin zu einem
Rücktritt des Präsidenten und Neuwahlen.
Menschen veröffentlichten von Betriebsversammlungen viele Videos,
auf denen zu sehen war, dass die große Mehrheit der Bürger für die 37
Jahre alte Tichanowskaja gestimmt hatte. Sie war auf Druck der
Behörden in das EU-Nachbarland Litauen ausgereist - zu ihren Kindern,
die sie aus Angst um deren Sicherheit schon vorher hatte ins Exil
bringen lassen. Die Betriebe gingen in Streik aus Protest gegen
Lukaschenko.
Beobachter halten es für möglich, dass der Staatschef sich nach
26 Jahren wegen des Wahlbetrugs und der bisher beispiellosen Gewalt
gegen Bürger nicht mehr im Amt halten kann. Er hatte die
Demonstranten zuletzt als arbeitslose Ex-Kriminelle bezeichnet - und
damit noch mehr Wut ausgelöst. Die Staatsmedien berichten seit Tagen,
dass die Proteste aus dem Ausland gesteuert und die Menschen
manipuliert seien. Der 65-jährige Lukaschenko hatte auch erklärt, bis
zum Schluss um seine sechste Amtszeit zu kämpfen - notfalls mit dem
Einsatz der Armee./mau/DP/stk
(pcl/dpa)
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