Politik
Die Wahl des dreiköpfigen Staatspräsidiums
in Bosnien-Herzegowina hat den Kroaten in der Herzegowina eine
schwere Niederlage beschert. Statt ihres jahrelangen Führers Dragan
Covic werde der Kroate Zeljko Komsic ins höchste Amt des kleinen
Balkanstaates einziehen, teilte die staatliche Wahlkommission am
Montagmorgen in Sarajevo mit. Der Unterlegene kündigte an, jetzt sei "eine nie gesehene Krise" möglich. Schon im Wahlkampf hatte der
Nationalist Covic angekündigt, im Falle einer Niederlage wolle seine
Nation die politischen Gremien im ganzen Land lahmlegen.
Zeljko KomsicBild: X80002
- In Bosnien-Herzegowina machen die muslimischen Bosniaken rund die Hälfte der Bevölkerung aus.
- Die orthodoxen Serben stellen ein Drittel, die katholischen Kroaten als kleinstes Volk rund 15 Prozent.
- Im Staatspräsidium muss jeweils ein Vertreter aller drei Nationen vertreten sein.
- Zwar hätten fast alle Landsleute für ihn gestimmt, begründete Covic seine Position. Doch hätten die Bosniaken den aus Sarajevo stammenden Kroaten Komsic durchgesetzt, der als moderat gilt.
"Ihr könnt für die Kroaten nicht ihren Präsidenten wählen", sagte Covic mit Blick auf die Bosniaken.
Für die Muslime wird Sefik Dzaferovic ins Präsidium einziehen,
berichtete die Wahlkommission weiter. Er gehört der größten
muslimischen Partei SDA an. Die Serben sind danach in Zukunft mit
ihrem langjährigen Führer Milorad Dodik vertreten.
Dragan CovicBild: X80002
Während diese
beiden Spitzenpolitiker für die Rechte ihres jeweiligen Volkes
kämpfen tritt der Sozialdemokrat Komsic für einen bürgerlichen Staat
ein. Für ihn steht der Einzelne im Mittelpunkt und nicht die Nation.
Folgerichtig sagte er am Wahlabend:
"Ich werde allen Bürgern dienen, auch wenn sie mich nicht gewählt haben."
Obwohl nur etwas mehr als die Hälfte der 3,4 Millionen Wähler an
der Abstimmung teilgenommen hatte, dauerte es mehr als fünf Stunden
nach Schließung der Wahllokale, bis die Wahlkommission erste
Ergebnisse mitteilte. Resultate für das ebenfalls gewählte
Bundesparlament, die Parlamente der beiden fast selbstständigen
Landesteile und ihre Präsidenten sollen erst im Laufe des Montags
folgen, kündigte die Kommission an.
(sg/dpa)
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