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Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien: Ausmaß immer stärker sichtbar

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In Diyarbakir in der Türkei wird eine verletzte Frau aus den Trümmern getragen.Bild: IMAGO/SNA
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Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien: Ausmaß immer stärker sichtbar

07.02.2023, 15:0107.02.2023, 19:49
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Tausende Tote und bis zu 23 Millionen Betroffene – am ersten Tag nach der Erdbebenkatastrophe im türkisch-syrischen Grenzgebiet wird das Ausmaß der Katastrophe immer stärker sichtbar. Die Zahl der Todesopfer ist auf mehr als 7000 gestiegen. Bisherigen Informationen zufolge wurden mehr als 26.000 Menschen verletzt. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten bis zu 23 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien von den Folgen des Bebens betroffen sein.

In der Türkei kamen bei der Katastrophe inzwischen mehr als 4500 Menschen ums Leben, wie die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Katastrophenschutzbehörde Afad am Dienstagabend meldete. In Syrien starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weißhelme mehr als 1700 Menschen. Damit überstieg die vorläufige Opferbilanz insgesamt die Marke von 5000 Toten.

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Bei Erdbeben ist die Zahl der Todesopfer laut WHO oft achtmal so hoch wie bei der ersten Bilanz.Bild: AP / Hussein Malla

Es wurde mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Opferzahlen in den kommenden Tagen gerechnet. WHO-Vertreterin Catherine Smallwood verwies darauf, dass bei Erdbeben die Zahl der Todesopfer am Ende oft "achtmal höher als die ersten Bilanzen" sei.

Die hochrangige WHO-Vertreterin Adelheid Marschang teilte am Dienstag dem Exekutivkomitee der UN-Organisation in Genf mit, ein Überblick über die betroffenen Gebiete in der Türkei und Syrien ergebe, dass "potenziell 23 Millionen Menschen" den Folgen des Bebens ausgesetzt seien, darunter fünf Millionen ohnehin besonders verletzliche Menschen. Die WHO sicherte den betroffenen Gebieten langfristige Unterstützung zu. Zahlreiche Staaten, darunter Deutschland, haben die Entsendung von Einsatzkräften und die Bereitstellung von Hilfsgeldern zugesagt. Allerdings wurde das Anlaufen der internationalen Hilfe durch einen Wintersturm verzögert.

Deutschland schickt THW-Hilfstrupp

Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) wollten am Dienstagmittag vom Flughafen Köln-Bonn in das Katastrophengebiet fliegen. Das 50-köpfige Team der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (Seeba) ist im Auftrag der Bundesregierung unterwegs.

THW-Präsident Gerd Friedsam sagte vor dem Abflug, derzeit bestehe "die größte Schwierigkeit" darin, die Katastrophengebiete zu erreichen, da viele Flughäfen in der Region gesperrt seien. Nach einer "Phase der Rettung und Bergung von Verschütteten" werde es darum gehen, "die Überlebenden zu versorgen". "Unsere Einsatzkräfte werden dabei helfen, Menschen aus den Trümmern zu bergen und hoffentlich Überlebende zu retten", erklärte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD).

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Zudem würden derzeit Hilfslieferungen mit Notstromaggregaten, Zelten und Decken für die Erdbebenopfer zusammengestellt. Laut Faeser sind bereits 40 Einsatzkräfte der Hilfsorganisation International Search and Rescue (ISAR) sowie zwei Rettungssanitäter und fünf Diensthundeführer der Bundespolizei in die Türkei gereist.

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Die deutschen Helfer reisen mit Rettungshunden an, die helfen sollen, die Verschütteten zu finden. Bild: dpa / Federico Gambarini

Die Überlebenden und Einsatzkräfte vor Ort benötigen dringend Unterstützung. Unter zahlreichen eingestürzten Gebäuden werden noch Menschen vermutet. In Sanliurfa im Südosten der Türkei etwa arbeiteten sich die Einsatzkräfte in nächtlicher Dunkelheit durch die Überreste eines mehrstöckigen Gebäudes. "Da ist eine Familie, die ich kenne, unter den Trümmern", sagte ein Student der Nachrichtenagentur AFP. "Bis gegen Mittag hat meine Freundin noch auf Anrufe reagiert. Aber jetzt antwortet sie nicht mehr", fügte der 20-Jährige hinzu. "Sie muss irgendwo unter den Trümmern sein."

Ungeachtet der eisigen Temperaturen verbrachten viele Menschen aus Angst vor weiteren Nachbeben und Gebäudeeinstürzen die Nacht auf den Straßen. Mustafa Koyuncu zog sich mit seiner Frau und ihren fünf Kindern ins Familienauto zurück. "Wir können nicht nach Hause gehen – alle haben Angst", sagte er.

Syrien: Bürgerkriegszustände erschweren Versorgung von Opfern

Auch in den syrischen Erdbebengebieten ist die Versorgungslage dramatisch, zumal das Land bereits durch den 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg gezeichnet ist. Außerdem wird das Katastrophengebiet im Norden Syriens teils von der Regierung in Damaskus und teils von Rebellen beherrscht.

Die syrische Regierung versicherte, dass Hilfsgüter auch in die nicht von Damaskus kontrollierten Gebiete des Landes weitergeleitet würden. Die Regierung werde Hilfe "an alle betroffenen Syrer und in alle Gebiete Syriens" weitergeben, sagte in New York der UN-Botschafter des Landes, Bassam Sabbagh.

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Auch in Syrien sind die Folgen des Erdbebens verheerend. Bild: AP / Omar Sanadiki

Im Nordwesten Syriens nutzten derweil 20 mutmaßliche Kämpfer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) eine nach dem Beben ausgebrochene Gefängnismeuterei zur Flucht, wie AFP aus dem Militärgefängnis von Rajo nahe der Grenze zur Türkei erfuhr.

Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte das türkisch-syrische Grenzgebiet am frühen Montagmorgen getroffen. In den Stunden danach wurde die Region von mehr als 50 Nachbeben erschüttert. Eines von ihnen hatte die Stärke 7,5. In der Türkei stürzten laut Staatschef Recep Tayyip Erdogan fast 3000 Gebäude in insgesamt sieben Provinzen ein, darunter die staatlichen Krankenhäuser in Iskenderun und Adiyaman.

(mit Material von dpa)

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