
Tausende Menschen in Istanbul demonstrieren gegen die Entscheidung des Präsidenten.Bild: www.imago-images.de / Nazim Serhat Firat - Depo Photos
International
20.03.2021, 10:3220.03.2021, 18:07
Die Türkei ist aus einem internationalen Abkommen gegen Gewalt an Frauen ausgetreten. Der Rückzug aus der sogenannten Istanbul-Konvention wurde in einem am Freitag veröffentlichten Präsidialdekret bekannt gegeben. Die Konvention des Europarats aus dem Jahr 2011 ist das weltweit erste verbindliche Abkommen gegen Gewalt an Frauen, von Vergewaltigung in der Ehe bis zur weiblichen Genitalverstümmelung.
Konservative Politiker in der Türkei hatten einen Austritt mit der Begründung gefordert, die Übereinkunft schade der Einheit der Familie und fördere Scheidungen. Die Oppositionspartei CHP kritisierte den Schritt der Regierung. Der Rückzug aus dem Abkommen bedeute, dass "Frauen weiterhin Bürger zweiter Klasse bleiben und zugelassen wird, dass sie getötet werden", erklärte die stellvertretende CHP-Chefin Gökce Gökcen. Familienministerin Zehra Zümrüt Selcuk erklärte laut der Nachrichtenagentur Anadolu hingegen, die Rechte der Frauen würden durch die türkische Verfassung und Gesetzgebung garantiert.
Tausende Menschen protestieren gegen die Entscheidung
In der Metropole Istanbul forderten die Teilnehmer einer Kundgebung am Samstag Staatschef Recep Tayyip Erdogan auf, die Entscheidung zu revidieren und dem Abkommen wieder beizutreten. Die Demonstranten zeigten Plakate mit den Porträts ermordeter Frauen. Kleinere Kundgebungen gab es laut Medienberichten auch Ankara und Izmir.
Nach der Bekanntgabe des Austritts aus dem Abkommen riefen Frauenrechtsgruppen umgehend zu Demonstrationen auf. Erdogan kam mit seiner Entscheidung konservativen Kreisen entgegen. Diese hatten den Austritt mit der Begründung gefordert, die Übereinkunft schade der Einheit der Familie und fördere Scheidungen.
Im Jahr 2020 sollen in der Türkei 300 Frauen ermordet worden sein
In den vergangenen Monaten waren tausende Frauen in Istanbul und anderen Städten auf die Straße gegangen und hatten ein Festhalten an der Konvention gefordert. Gewalt gegen Frauen ist in der Türkei nach wie vor ein weit verbreitetes Problem. Allein im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Organisation "Wir werden Frauenmorde stoppen" 300 Frauen ermordet.
(lfr/afp)
Alice Weidel gilt aktuell als eine der prägenden Figuren der rechtsextremen Partei Alternative für Deutschland (AfD). Sie polarisiert sowohl innerhalb ihrer Partei als auch in der öffentlichen Debatte. In diesem Porträt werfen wir einen Blick auf Weidels Kindheit, Karriere und Privatleben.