Vor fast genau einem Jahr hat Russland die Ukraine überfallen und noch immer toben vor allem im Osten des Landes heftige Kämpfe. Zum Jahrestag des Kriegsausbruchs am 24. Februar rechnen westliche Geheimdienste mit einer erneuten Offensive Russlands.
Doch schon jetzt nehmen die Angriffe Fahrt auf. Bei Eiseskälte fällt der Strom aus. Eben erst hat die EU dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj bei einem Gipfel Hilfe "so lange wie nötig" zugesagt. Außerdem soll die Ukraine in die EU aufgenommen werden und so noch besseren Schutz erhalten. Der Weg dahin ist aber noch lang.
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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei seinem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten Wunschlisten bezüglich neuer Waffenlieferungen verteilt. Selenskyj habe detaillierte Listen übergeben, sagte ein ranghoher EU-Beamter am Freitag nach Ende des Gipfels in Brüssel. Den Angaben zufolge sind die Wünsche auf die jeweiligen Lagerbestände der Mitgliedstaaten zugeschnitten. Damit solle der Druck auf die einzelnen Staaten erhöht werden, zur Verteidigung im Krieg gegen Russland mehr zu liefern.
Die Ukrainer wüssten besser als die Staats- und Regierungschefs, was in den Lagern vorhanden sei, ergänzte der EU-Beamte. "Es ist ziemlich geschickt, was die Ukrainer tun. (...) Sie wissen genau, was sie brauchen, und sie wissen, was sie fragen müssen." Auf die Frage, woher die Ukrainer die Informationen haben, sagte der Beamte: "Sie sind informiert, sie haben Kontakte." Angesichts solcher Geheimdienstfähigkeiten sei es auch kein Wunder, dass sie sich gegen Russland zur Wehr setzen könnten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die neuen Raketenangriffe auf sein Land als "Herausforderung für die Nato" bezeichnet und um Hilfe gebeten. "Das ist Terror, den man stoppen kann und muss", wandte sich der Staatschef am Freitag in einer Videobotschaft aus Kiew an das westliche Militärbündnis.
Das rumänische Verteidigungsministerium hat ukrainische Angaben zurückgewiesen, wonach zwei russische Raketen vor ihrem Angriff in der Ukraine den rumänischen Luftraum und damit Nato-Territorium durchquert hätten. Die rumänische Flugabwehr habe ein "von einem russischen Schiff im Schwarzen Meer in der Nähe der Krim-Halbinsel abgefeuertes Geschoss" entdeckt, aber dies sei "zu keinem Zeitpunkt" den rumänischen Luftraum eingedrungen, erklärte das Verteidigungsministerium am Freitag in Bukarest.
Russland hat nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe "massive" Raketen- und Drohnenangriffe auf den Nordosten und Süden der Ukraine gestartet. Hauptziel der Angriffe am Morgen waren demnach vor allem Städte und kritische Infrastruktur in den Regionen Charkiw und Saporischschja. Nach ukrainischen Angaben sollen zwei russische Raketen auch rumänisches und damit Nato-Gebiet überflogen haben.
Der ukrainische Armeechef Walery Saludschny erklärte, zwei der russischen Marschflugkörper hätten am Morgen Rumänien und Moldau überflogen, bevor sie in den ukrainischen Luftraum vorgedrungen seien. Moldau gab bekannt, eine Rakete habe den eigenen Luftraum durchquert.
Bei einer neuen Welle russischer Raketenangriffe hat es Einschläge in der südostukrainischen Großstadt Krywyj Rih gegeben. Weitere Raketen würden erwartet, teilte der Chef der Stadtverwaltung, Olexandr Wilkul, am Freitag in seinem Telegram-Kanal mit. In mehreren Gebieten, darunter in der Hauptstadt Kiew, wurde am Freitag von Explosionen berichtet, die von Raketen der Flugabwehr ausgelöst wurden. Über Schäden und mögliche Opfer wurde vorerst nichts bekannt. Schon in der Nacht hatte es russische Angriffe gegeben.
Das russische Militär hat erneut massive Drohnen- und Raketenangriffe gegen die Energieinfrastruktur der Ukraine durchgeführt. "Die Okkupanten haben Schläge gegen die kritische Infrastruktur geführt. Zehn Einschläge wurden registriert", schrieb der Militärgouverneur von Charkiw, Oleh Synehubow, am Freitag auf seinem Telegram-Kanal. Es gebe Stromausfälle, teilte er mit. Auch aus anderen Regionen wurden in der Nacht Einschläge vermeldet.
In der ebenfalls umkämpften Region Saporischschja sollen offiziellen Angaben nach innerhalb einer Stunde 17 Geschosse eingeschlagen sein. "Das ist die größte Anzahl seit Beginn der Invasion", teilte Militärgouverneur Anatolij Kurtjew auf seinem Telegram-Kanal mit.
Der ukrainische Militärgeheimdienst hatte am Donnerstag erklärt, die erwartete Offensive Russlands habe begonnen – vor allem in den Gebieten Luhansk und Donezk. Der dortige ukrainische Gouverneur sagte, in Städten wie Bachmut versuchten die russischen Kräfte, neue Erfolge zu erzielen.
Die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten haben nach dem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Brüssel ein klares Bekenntnis zu weiterer Hilfe für das von Russland angegriffene Land abgegeben. "Die Europäische Union wird der Ukraine solange wie nötig mit tatkräftiger Unterstützung zur Seite stehen", heißt es in einer in der Nacht zum Freitag beim EU-Gipfel beschlossenen Erklärung. Zudem sei man bereit, die Sanktionen gegen Russland in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit Partnern weiter zu verschärfen. Maßnahmen gegen Umgehungsversuche würden verstärkt.
Nach mehreren Treffen mit europäischen Verbündeten in den vergangenen Tagen hatte Selenskyj zuvor von Fortschritten bei den Gesprächen über weitere Waffenlieferungen für sein Land berichtet. Sein Besuch in London habe Entscheidungen über die Lieferung weitreichender Waffen und die Ausbildung von Piloten näher gebracht, sagte er am Donnerstag auf einer Pressekonferenz am Rande des EU-Gipfels. "Das ist wirklich ein gewisser Schritt zur Lieferung von Kampfflugzeugen."
Die USA sollen die Ukraine einem Bericht zufolge bei der Koordination von Angriffszielen gegen das russische Militär unterstützen. Bei einer Mehrheit der Angriffe, bei denen die fortschrittlichen Raketensysteme der USA zum Einsatz kommen, sollen die USA oder Verbündete Koordinaten von Angriffszielen bereitstellen oder bestätigen, wie die "Washington Post" am Donnerstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen aus der Ukraine und den USA berichtete. Die Informationen würden vom US-Militär in Europa bereitgestellt. Die Zeitung nannte als Ziele etwa russische Munitionsdepots oder Kasernen auf ukrainischem Boden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Beziehung zu Deutschland wegen der Debatte um die Lieferung von Kampfpanzern in einer "schwierigen Phase". "Ich muss ihn zwingen, der Ukraine zu helfen und ihn ständig überzeugen, dass diese Hilfe nicht für uns ist, sondern für die Europäer", sagte Selenskyj in einem Interview des "Spiegel" und der französischen Zeitung "Le Figaro" (Donnerstag) mit Blick auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Gleichzeitig dankte Selenskyj Deutschland für die Lieferung des Flugabwehrsystems Iris-T. Dies habe "eine Menge Leben gerettet". Das Verhältnis der Ukraine zu Deutschland verlaufe "wellenförmig, es ist ein Auf und Ab", sagte er.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach seinem ersten persönlichen Auftritt bei einem EU-Gipfel in Brüssel zuversichtlich mit Blick auf weitere Waffenlieferungen geäußert. "Ich habe von der Bereitschaft gehört, nötige Waffen zu schicken, auch Kampfjets. Das werden wir jetzt bei bilateralen Gesprächen weiter vertiefen", sagte Selenskyj am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Von konkreten Zusagen war zunächst jedoch nicht die Rede.
Der ukrainische Präsident wollte am Nachmittag mit fast allen Staats- und Regierungschefs zu zweit oder in Kleingruppen zusammentreffen, mit Ausnahme von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, die bereits am Vorabend mit Selenskyj in Paris zusammengetroffen waren.
Die EU-Spitzen haben den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Brüssel willkommen geheißen. "Willkommen zu Hause, willkommen in der EU", schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel am Donnerstag im Onlinedienst Twitter. Selenskyj traf zunächst im Europaparlament ein, wo ihn Parlamentspräsidentin Roberta Metsola begrüßte. Sie sprach auf Twitter von einem "historischen Tag für Europa".
Selenskyj soll zunächst eine Rede im Parlament halten. Anschließend wird er beim Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs erwartet. Wie Ratspräsident Michel weiter auf Twitter schrieb, geht es um "den besten Weg" zur Unterstützung der Ukraine.
Vor dem EU-Sondergipfel zur Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron nachdrücklich zur Lieferung von Kampfjets gedrängt. Die militärische Ausrüstung müsse "so schnell wie möglich" geliefert werden, sagte der ukrainische Staatschef bei einem Dreier-Treffen in Paris. Scholz und Macron gingen auf die Forderung nicht ein – diese dürfte aber den am Donnerstag startenden EU-Gipfel bestimmen, an dem auch Selenskyj teilnimmt.
Deutschland stehe "eng an der Seite der Ukraine", betonte der Bundeskanzler. Kiew werde so lange unterstützt, "so lange es nötig ist". Macron versprach Selenskyj, Frankreich werde der Ukraine zum Sieg im Kampf gegen die russische Invasion verhelfen. Frankreich sei "entschlossen", die Ukraine bei der "Wiederherstellung ihrer legitimen Rechte" zu unterstützen. Paris werde sich "weiter bemühen", Waffen an Kiew zu liefern.
Die UN-Kulturorganisation Unesco will in der Ukraine vom Krieg traumatisierten Schülern helfen, Kulturgüter schützen und Journalisten bei der Arbeit unterstützen. In Absprache mit dem ukrainischen Kulturministerium sollen Experten ab Februar 20.000 Lehrerinnen und Lehrer im Erkennen und Betreuen von traumatisierten Kindern schulen, teilte die Unesco am Mittwoch in Paris mit. Schulen sollten somit zu Schutzräumen gemacht werden.
Die Arbeit von Journalisten im Kriegsgebiet will die Unesco mit Rechtshilfe und psychologischer Beratung, Schulungen zum Einsatz in Krisenregionen sowie mit Notstromaggregaten unterstützen. Außerdem soll es Hilfe für Medien in Moldau, Rumänien und der Slowakei geben, damit diese ukrainische Flüchtlinge in ihrer eigenen Sprache informieren können.
Erwartet war ein Brüssel-Besuch, tatsächlich unternimmt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine kleine Europa-Tournee, die ihn nach London, Paris und Brüssel führt. Dabei ist für Mittwoch in Paris ein Dreiertreffen von Selenskyj mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geplant, wie die Bundesregierung und der Elysée am Nachmittag bestätigten. Die drei Politiker werden am Abend im Elysée zusammentreffen. Geplant sind ein gemeinsames Abendessen und vorab kurze Stellungnahmen vor Journalisten. Am Donnerstag reisen alle drei Politiker weiter zum EU-Gipfel nach Brüssel.
Bei den Gesprächen wird es um die weitere Unterstützung der Ukraine in dem russischen Angriffskrieg gehen. Selenskyj könnte auf weitere Waffenlieferungen drängen, etwa Kampfflugzeuge. Auch der Weg zur EU-Mitgliedschaft dürfte Thema sein.
Bei seiner Rede vor den Parlamentariern in London hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Verbündeten seines Landes einmal mehr zur Lieferung von Kampfflugzeugen aufgefordert. "Ich richte an Sie und die Welt den Appell ... für Kampfflugzeuge für die Ukraine, Flügel für die Freiheit", sagte Selenskyj am Mittwoch in Westminster Hall vor Mitgliedern beider Kammern des britischen Parlaments in London.
Später wurde Selenskyj zur Audienz mit König Charles III. im Buckingham-Palast und zu einem Besuch ukrainischer Rekruten, die in Großbritannien ausgebildet werden, erwartet. London war immer wieder vorgeprescht, wenn es um die Lieferung noch schwererer Waffen ging und setzte damit die Verbündeten, nicht zuletzt Berlin, unter Druck.
Selenskyj war am Vormittag am Flughafen Stansted in Londoner Nordosten gelandet. Seinen Besuch in Großbritannien hatte die britische Regierung kurz zuvor bekannt gegeben. Es ist der zweite Besuch Selenskyjs im Ausland seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine vor fast einem Jahr.
Die Ukraine soll künftig mehrere Bataillone schwerer Kampfpanzer aus westlichen Waffenschmieden gegen die russischen Invasoren einsetzen können. Zusätzlich zu den bereits zugesagten Panzern des Typs Leopard 2 aus einer Reihe westlicher Länder sowie den M1 Abrams aus den USA und Challenger 2 aus Großbritannien wollen mehrere europäische Staaten mehr als 100 Kampfpanzer des älteren Typs Leopard 1 an die Ukraine liefern.
"Ich danke Deutschland und allen unseren Partnern für ihre Unterstützung", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Mit der Lieferung werde man den russischen Invasoren auf dem Schlachtfeld zwar nicht überlegen sein, aber zumindest Parität mit ihren Streitkräften erreichen.
Zuvor war Selenskyj in Kiew mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius zusammengekommen und hatte mit ihm über die aktuelle Lage in der Ukraine gesprochen. "Wir tun alles, um den Luftraum freizuhalten, um sicherzustellen, dass unsere Soldaten über starke Panzer verfügen und dass unsere Artillerie genauso gut ist wie die der Besatzer", sagte der Präsident. Aktuell verfolge die Führung in Kiew mit größter Aufmerksamkeit, "was die Besatzer vorbereiten". Die Lage um Donezk im Osten der Ukraine sei gegenwärtig "am heißesten".
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(nik/ast/mit Material von dpa und afp)