Wie ein reißender Fluss schnellen die Wassermassen durch die Straßen in der Provinz Attapeu im Südosten von Laos. Nur die Dächer, die gerade die Wasseroberfläche überragen, lassen erahnen, dass dies kein Flussbett ist, sondern eigentlich ein Wohngebiet.
Die Wassermassen sind über die Region hereingebrochen, nachdem ein noch im Bau befindlicher Staudamm eingestürzt war. Tausende Häuser und Wohnungen wurden durch fünf Milliarden Kubikmeter Wasser weggespült.
Am Mittwoch sind 19 Todesopfer geborgen worden. Die Zahl der Vermissten könne noch nicht abgeschätzt werden, sagte ein Sprecher vom thailändischen Konsulat der Nachrichtenagentur AFP. Bei den Toten handele es sich ausschließlich um laotische Staatsbürger. Mehr als 6000 Menschen aus acht Dörfern in der Nähe des Dammes seien von den Überflutungen betroffen, hieß es weiter.
Die abgelegene Region ist derzeit ausschließlich mit Helikoptern und flachen Booten zu erreichen. Straßen wurden von den Wassermassen beschädigt oder komplett zerstört. Fernsehaufnahmen zeigten Menschen, die sich auf den Dächern ihrer Häuser vor den schlammigen Fluten in Sicherheit gebracht hatten.
Der nach wie vor hohe Wasserstand erschwere die Rettungsarbeiten. Die Provinzregierung bat die Öffentlichkeit um Hilfsgüter wie Kleidung, Nahrung, Trinkwasser und Medikamente sowie Geldspenden. Das Nachbarland Thailand schickte Rettungskräfte.
Das südkoreanische Unternehmen SK Engineering & Construction, das an dem Wasserkraftprojekt beteiligt ist, erklärte am Mittwoch, es habe bereits 24 Stunden vor dem Dammbruch Schäden an der Konstruktion bemerkt. Der obere Teil eines Hilfsdammes sei weggespült gewesen.
Der Staudamm ist das Projekt des Energieunternehmens Xe-Pian-Xe Namnoy Power Company (PNPC), das dabei mit mehreren weiteren Unternehmen aus dem In- und Ausland zusammenarbeitet. Der Grundstein für das 1,2 Milliarden Dollar (1,02 Milliarden Euro) teure Bauvorhaben war 2013 gelegt worden.
(sg/hd/afp/dpa)