Es ist wieder so weit, die Karnevalssaison geht in ihre finale Phase und in wenigen Tagen steht unter anderem Rosenmontag an. Dabei stehen in den Hochburgen wie Köln neben schrillen Kostümen, feuchtfröhlichen Partys und großen "Jeföhlen" auch wieder Umzüge mit kreativen Wagen auf der Tagesordnung.
Die riesigen Gefährte sind der wohl politischste Teil des Karnevals, denn sie werden so gestaltet, dass sie auf satirische Weise gegen die Reichen und Mächtigen der Welt schießen. Das gehört bei diesem Volksfest einfach dazu, trotzdem gab es um das ein oder andere Design in den vergangenen Jahren bei so manch humorbefreiten Personen und Organisationen Ärger.
Denn wer eitel ist, lacht natürlich nur so lange mit, bis der Humor gegen einen selbst gerichtet wird. Das beweisen in diesem Jahr auch mal wieder die Kirche und ihr politischer Patron, die CDU.
Denn während sich die Motivwagen des Kölner Rosenmontagszugs noch in einer Halle auf ihren großen Auftritt vorbereiten, sorgt ein ganz bestimmter bereits für hitzige Diskussionen. Besonders die katholische Kirche und die Kölner CDU laufen Sturm gegen einen Wagen, der sich mit dem Missbrauchsskandalen in der Kirche auseinandersetzt.
Der umstrittene Wagen zeigt einen Beichtstuhl, aus dem ein Priester einen Messdiener zu sich heranwinkt – begleitet von der Aufschrift: "Jesus liebt dich." Für die CDU ein absolutes No-Go. Mehrere Parteipolitiker verfassten einen Brief an das Festkomitee Kölner Karneval und wetterten gegen die Darstellung.
Sie nannten sie "abstoßend", "verletzend" und "geschmacklos". Besonders ärgerlich für sie: Köln sei eine Stadt, in der viele Menschen noch immer zur Kirche gehören. "Dieses an Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit nicht zu überbietende Bild sollte den Kölner Rosenmontagszug und den Karneval insgesamt nicht herabwürdigen", echauffierten sich die CDU-Politiker:innen, unter anderem der ehemalige Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma.
Auch das Erzbistum gab ein Statement gegen die Satire-, oder in diesem Fall Narrenfreiheit ab. "Nein, es ist weder lustig, noch geht im Karneval alles", ließ das Bistum von Kardinal Rainer Maria Woelki auf seiner Website verlauten. Die Begründung seitens der Kirche: Jesus werde hier mit dem Missbrauch in Verbindung gebracht.
Die Karnevalist:innen hingegen zeigen sich unbeeindruckt. Der Leiter des Rosenmontagszugs, Marc Michelske, bezeichnete es als "befremdlich", dass CDU-Politiker:innen versuchen, Einfluss auf die Freiheit der Karnevalist:innen zu nehmen.
Karneval bedeute schließlich, Missstände aufzugreifen und satirisch zuzuspitzen. Im Falle des kritisierten Wagens bedeute das:
Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn sieht das ähnlich. Gerade von Missbrauchs-Betroffenen habe man viel positives Feedback für den Wagen bekommen.
Während die Debatte weiterläuft, wartet der Rest der Rosenmontagswagen noch auf seinen großen Tag. Ob Noch-Kanzler Olaf Scholz oder sein möglicher Nachfolger Friedrich Merz ihren Platz auf einem Motivwagen finden? Möglich. "Wir haben noch nicht alle Wagen gezeigt, und wir sind dabei, noch Wagen zu entwerfen", so Kuckelkorn. Die Bundestagswahl könnte also noch ihren Weg in den Karneval finden.
Generell hätte die Wahl, die dieses mal in die Zeit des Karnevals fällt, eine Herausforderung dargestellt. Der Karneval zeige "deutlich Flagge" und habe im Wahlkampf "für eine offene, tolerante Gesellschaft" geworben.