Putins neue Elite-Einheit jagt Drohnen-Piloten: Forscher warnt vor Vorteils-Verlust
Seit Monaten verschieben Drohnen die Machtbalance an der Front in der Ukraine. Was einst als digitales Schlachtfeld galt, auf dem ukrainische Einheiten mit Tempo und Erfindergeist dominierten, verwandelt sich zunehmend in einen tödlichen Wettlauf um Technologie, Reaktionszeit und Ortungsdaten.
Immer häufiger werden die Menschen ins Visier genommen, nicht nur die Maschinen. Wie die "Financial Times" berichtet, jagt eine neue russische Spezialeinheit gezielt diejenigen, die die Drohnen steuern. Also jene Piloten, die im Untergrund oder in getarnten Stellungen um jeden Meter Signal kämpfen.
Drohnen-Piloten in der Ukraine: vom Jäger zum Gejagten
Für den ukrainischen Drohnenpiloten Dmytro änderte sich alles an einem Tag im Wald an der Frontlinie. Statt selbst einen russischen Soldaten über einen Video-Feed zu verfolgen, hörte er plötzlich das schrille Geräusch eines russischen Quadcopters über seinem eigenen Kopf, wie er berichtet.
Er sei gerannt, habe in die Luft geschossen, ohne zu wissen, wo genau sich der Angreifer befand. "Es ist desorientierend, beschossen zu werden, wenn du gerade eine Drohne fliegst", erzählt er in der "Financial Times" (FT). "Ich habe verfehlt, aber zum Glück hat er auch verfehlt."
Szenen wie diese sind für ukrainische Drohnen-Piloten mittlerweile Alltag. Nach zwei Jahren technischer Überlegenheit sind die ukrainischen Drohneneinheiten zunehmend zur Beute geworden.
Rubikon: Das steckt hinter Russlands neuer Einheit
Die Angreifer, so berichten ukrainische Soldaten an der Front, gehören zu einem neuen russischen Verband: Rubikon. Die Einheit nutzt nicht nur modernste Tools und eigene Jagddrohnen, sondern spürt Piloten gezielt auf, um sie auszuschalten, bevor sie starten können.
"Es ist leicht, eine Drohne zu ersetzen. Aber einen Drohnenpiloten zu ersetzen ist schwer", sagt Dmytro, der vor dem Krieg erfolgreicher Rapper war.
Rubikon agiert nicht nur an der Front. Die Einheit greift bis zu 10 Kilometer hinter die ukrainischen Linien ein, zerstört Fahrzeuge, Roboter und schwere Quadrocopter, die die Truppen versorgen. Laut Rob Lee vom Foreign Policy Research Institute in Philadelphia umfasst Rubikon rund 5000 Personen und verfüge über "enorme finanzielle Ressourcen", wie er der "FT" erklärt.
Ukraine-Krieg: Rubikon verändert die Dynamik im Drohnenkrieg
Für viele Soldaten an der vordersten Linie hat der Name Rubikon einen eigenen Klang. "Rubikon ist unser Hauptproblem", sagt Artem Kariakin, ein ukrainischer Soldat bei Pokrowsk im Gebiet Donezk der Zeitung. Die Gegend ist seit Monaten hart umkämpft. "Wenn die Russen nicht so kompetente Drohnenpiloten hätten, könnten ihre Infanterieeinheiten die Stadt nicht infiltrieren. Es ist gerade sehr gefährlich, Drohnenpilot zu sein."
Rubikon bildet zudem andere russische Drohneneinheiten aus und fungiert als Entwicklungszentrum für neue Taktiken, Technik und Software. "Es ist mehr als eine Einheit; es ist ein Zentrum", sagt Lee. "Für Forschung, Analyse und Entwicklung von Taktiken und Verfahren."
Die Ortung ukrainischer Bediener erfolgt über klassische Aufklärung, über Antennen auf Hügeln oder Häusern – und über Daten aus der elektronischen Kriegsführung. Denn: Jeder Pilot braucht Sichtlinie und Funksignal, das macht ihn auffindbar.
Ein Experte für elektronische Kriegsführung, Tom Withington vom Royal United Services Institute in London, beschreibt das Rennen um Störungen und Aufklärung in der "FT" so: "Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Physik der Schiedsrichter ist."
Hoch-effektive Einheit: Warnung vor Vorteilsverlust der Ukraine
Beide Seiten betreiben massive Störsysteme, hacken Kamera-Feeds und orten Funkquellen. Doch Rubikon kann, anders als viele ukrainische Einheiten, Teams im Schichtsystem rund um die Uhr rotieren.
Bevor Rubikon vor Pokrowsk auftauchte, sei die Lage für die Drohnenteams völlig anders gewesen, sagt ein Soldat aus der Ukraine. Jetzt werde jeder Start zum Risiko. Dabei gelten Drohnen weiter als entscheidendes Mittel, um Angriffe zurückzuwerfen und die Front transparent zu machen. Der Forscher Bob Tollast vom RUSI sagt dazu:
Aber Moskau habe große Anstrengungen unternommen, die Lektionen der Ukraine zu übernehmen. Jetzt müsse Kiew der stark organisierten Strategie von Rubikon mit einem "klaren, zentralisierten Schlachtplan" begegnen.
Einzelne Brigaden haben bereits Gegenmaßnahmen entwickelt. Sie setzen auf Anti-Drohnen-Teams, Tarntechniken oder wechselnde Startpunkte. Konkrete taktische Details bleiben geheim.
