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Trump: Behörde will US-Frau abschieben – und begeht fatalen Fehler

10.07.2025, USA, Camarillo: Bundesbeamte der Einwanderungsbehörde blockieren die Straße während einer Razzia bei Einwanderern in Camarillo, Kalifornien. Die Agenten der ICE-Behörde (Immigration and Cu ...
Die US-Abschiebebehörde ICE ist für ihr rücksichtsloses Vorgehen berüchtigt.Bild: AP / Michael Owen Baker
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Trump-Behörde wollte US-Frau abschieben – obwohl sie Native American ist

US-Präsident Donald Trump unterwandert in den USA seit seinem Amtsantritt das System von Recht und Ordnung auf mehreren Ebenen. Gesetze interessieren ihn oft wenig, Regeln des Anstands und Menschlichkeit ebenso. Eine fragwürdige Aktion der Einwanderungsbehörde ICE verleiht dem erneut Ausdruck.
14.11.2025, 16:2514.11.2025, 16:25

Die US-Einwanderungsbehörde ICE ist seit Donald Trumps Amtsantritt im Frühjahr für oft aggressives Vorgehen bei Abschiebungen bekannt. In Razzien, Patrouillen und gewaltsamen Einsätzen kommen oft auch unschuldige Menschen zu Schaden – sowohl körperlich als auch insofern, dass sie aus fadenscheinigen Gründen abgeschoben werden.

Dieses Schicksal drohte zuletzt auch Leticia Jacobo. Aus ihrer kurzfristigen Haft sollte plötzlich eine Abschiebung werden – obwohl Jacobo in Phoenix geborene US-Bürgerin ist. Doch damit nicht genug: Ihre Familie lebt gar seit Jahrhunderten in den USA.

USA: Einwanderungsbehörde ICE will Indigene abschieben

Die 24-Jährige sollte eigentlich am 11. November aus dem Polk County Jail in Des Moines, Iowa, entlassen werden, wie der "Arizona Mirror" berichtet. Jacobo war demnach im September wegen Fahrens mit einem entzogenen Führerschein inhaftiert worden.

Als ihre Mutter Ericka Burns demnach am Tag vor der geplanten Entlassung die Details für die Abholung klären wollte, habe sie erfahren, dass Jacobo an die Einwanderungsbehörde ICE übergeben und abgeschoben werden sollte. "Meine Schwester sagte: 'Wie soll sie abgeschoben werden, wenn sie eine Native American ist?'", erinnert sich Maria Nunez, Jacobos Tante, gegenüber dem "Arizona Mirror".

Jacobo ist Mitglied der Salt River Pima-Maricopa Indian Community, einem Jahrhunderte altem indigenen Stamm, der seit 1879 auch offiziell vom US-Recht anerkannt ist.

US-Indigene nach Abschiebeplan freigelassen

Dennoch war die Antwort der Gefängnisangestellten ernüchternd: "Wir wissen es nicht, wir sind nicht die Einwanderungsbehörde. Wir halten sie nur fest, bis sie abgeholt wird."

Die Familie habe demnach schnell gehandelt. Während die Mutter mit Jacobos Geburtsurkunde zum Gefängnis geeilt sei, hätten Verwandte in Arizona und Nebraska lokale Stammesführer nach Unterstützung gebeten.

Die Zeit habe zusätzlich dadurch gedrängt, dass durch den Veteran’s Day viele Behörden nicht erreichbar gewesen seien. Letztlich konnte Jacobo jedoch am frühen Morgen des 12. November freigelassen werden, einen Tag später als geplant.

Trump-Behörde mit Racial Profiling?

Warum genau Jacobo zunächst ans ICE übergeben und abgeschoben werden sollte, bleibt derweil unklar. Laut Mark Chance vom Polk County Sheriff's Office handelte es sich bei der ICE-Anordnung um eine Verwechslung. Eigentlich sei der Haftbefehl für eine andere Person im Gefängnis ausgestellt worden, die zur gleichen Zeit wie Jacobo inhaftiert gewesen sei.

Gegenüber dem "Arizona Mirror" erklärt Chance: "Es war menschliches Versagen." Er sei sicher, "dass die Führungsebene darüber sprechen wird, wie man solche Fehler in Zukunft vermeiden kann".

Jacobos Familie zweifelt an dieser Version der Geschichte. Maria Nunez, Jacobos Tante, vermutet, dass es sich um einen Fall von "Racial Profiling" handelt, weil Jacobo schon mehr als einmal in demselben Gefängnis gewesen sei. "Sie haben ihre Daten – warum sollte man bei jemandem, der bekannt ist, so einen Fehler machen?"

Jacobo hatte demnach ihre Stammes-ID, ihre Sozialversicherungsnummer und ihre Fingerabdrücke hinterlegt. Dennoch wurde die ICE-Anordnung auf ihre Akte gesetzt. Jacobo selbst wurde nicht über die Anordnung informiert, die bereits eine Woche vor ihrer geplanten Entlassung erlassen worden war.

Ihre Familie überlegt dem Artikel zufolge nun, rechtliche Schritte einzuleiten, um sicherzustellen, dass so etwas nicht noch einmal passiert. "Ich bin einfach so froh, dass wir es rechtzeitig bemerkt haben und sie nicht allein war", sagt Nunez. "Ich hoffe, dass das niemand anderem passiert, der nicht weiß, dass er abgeschoben werden soll."

Die Abschiebebehörde ICE hatte in den vergangenen Monaten bereits Kritik für diverse aggressive und fragwürdige Einsätze eingesteckt. Donald Trump, der die Behörde zunehmend in Personal und Kompetenzen stärkt, sagte kürzlich wiederum in einem CBS-Interview, die ICE-Maßnahmen gegen illegale Einwanderer würden bisher "nicht weit genug" gehen. Er sei mit den Taktiken der Beamt:innen einverstanden, "weil man die Leute rausbekommen muss".

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