
Felix Kästle/dpa
Deutschland
18.04.2018, 11:1518.04.2018, 20:33
Ein Hakenkreuz, Symbol für massenhaftes Morden
der Nazis, als Gratis-Eintrittskarte für eine Theaterstück? Ein Witz?
Was sich der in der Türkei geborene deutsche Kabarettist und
Regisseur Serdar Somuncu als Provokation am Theater Konstanz
ausgedacht hat, ruft immer mehr Kritiker auf den Plan. Am Freitag will Somuncu dort die Premiere von George Taboris Stück "Mein Kampf" aufführen.
Das Schauspielhaus in Konstanz bietet den Zuschauern zur Vorführung einen umstrittenen Deal an:
- Wer zur Aufführung im Theatersaal ein Hakenkreuz-Symbol trägt, erhält freien Eintritt.
- Wer eine Karte kauft, kann einen Davidstern als Zeichen der Solidarität mit den jüdischen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft tragen.
50 Interessierte hätten sich gemeldet (Spiegel Online).
Ist das Geschmacklosigkeit, wie es unter anderem die Gesellschaft für
Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Konstanz dem Theater vorwirft?
Oder ein misslungener Marketing-Gag?
Weder noch, heißt es beim
Theater. Mit der Idee habe man zeigen wollen, wie leicht Menschen
bestechlich seien. Theaterintendant Christoph Nix sieht darin zudem
eine Auseinandersetzung mit Rassismus.
Der Theaterintendant sagt:
"Das Theater ist der
einzige Ort, an dem unmittelbar solche Auseinandersetzungen
stattfinden."
dpa
Taboris "Mein Kampf" ist nach Darstellung des Theaters ein Groteske
der früheren Jahre Hitlers. Das Stück zeige, "dass wir nicht von
Ideologien befreit sind" und sich historischer Horror entwickeln
könne, hieß es im Schauspielhaus.
Auch Regisseur Somuncu verweist darauf, dass Antisemitismus in
Deutschland zunehmend hoffähig sei - dem müsse man entgegenwirken. Es
gehe darum, die demokratische Verfassung in Schutz zu nehmen, sagte
er.
Regisseur Somuncu:
"Aber nicht dadurch, dass wir uns zum Opfer machen oder uns
zurückziehen in Räume und kleine abgezirkelte Bereiche, in denen wir
mit Gleichgesinnten Gleichgesinntes austauschen – sondern offensiv
raus auf die Straße und zwar direkt ins Gesicht unserer politischen
Gegner."
Somuncu sagte weiter, dass es Aufgabe des Theaters sei, praktische Anleitungen für Diskussionen zu geben - "und genau das ist die Idee meiner Inszenierung."
Bislang seien bereits mehrere Anfragen für eine Freikarte im Gegenzug
für das Tragen eines Hakenkreuz-Symbols eingegangen, sagte Nix. Ein
Treffpunkt für Nazis soll das Theater nicht werden. Man werde darauf
achten, dass es bei den insgesamt 14 Vorstellungen jeweils nur eine
Handvoll Menschen mit Freikarte sei.
Am Eingang werde streng
kontrolliert und auch intensiv darauf geachtet, dass die Symbole nach
der Veranstaltung wieder eingesammelt würden. Zudem seien
Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, falls es zu Zwischenfällen
kommen sollte.
Dass die Premiere auch noch ausgerechnet auf den Geburtstag von Adolf
Hitler (1889-1945) fällt, ist nach Angaben von Nix ein früherer
Wunsch seines Freundes George Tabori (1914-2007). Das Theater habe
zudem ein Gutachten eingeholt, um mögliche juristische Fragen zu
klären.
Denn grundsätzlich ist das Tragen von Hakenkreuzen in der
Öffentlichkeit verboten, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft
Konstanz sagt. Es seien bereits mehrere Anzeigen eingegangen, die nun
geprüft würden.
(mbi/dpa)
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