Ein israelischer Polizist mit Waffe. Zuvor kam es auf dem Tempelberg in Jerusalems Altstadt zu schweren Auseinandersetzungen.Bild: dpa / Ilia Yefimovich
International
Kurz nach Ablauf eines Ultimatums der
islamistischen Hamas haben militante Palästinenser mehrere Raketen
aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Nach Angaben der Armee
gab es in angrenzenden Gebieten sowie in den Städten Jerusalem, Beit
Schemesch, Aschkelon und Sderot Luftalarm. In Jerusalem ist ein
solcher Alarm sehr selten.
Sieben Raketen seien abgeschossen worden, teilte das Militär am
Montagabend mit. Eine sei vom Abwehrsystem Eisenkuppel abgefangen
worden. Nach Angaben der israelischen Polizei gab es einige
Einschläge in der Nähe von Jerusalem. Ein Marsch in der Stadt
anlässlich des Jerusalem-Tages sei aufgrund der Angriffe abgebrochen
worden. Medienberichten zufolge wurde das Parlament in Jerusalem
geräumt. Die Abgeordneten seien in Schutzräume gebracht worden.
"Botschaft" der Hamas an Israel
Ein Hamas-Sprecher sagte, man habe als "Botschaft" an den
israelischen Feind Raketen auf Jerusalem gefeuert. Es handele sich um
eine "Reaktion auf seine Verbrechen und Aggression gegen die heilige
Stadt" sowie auf Israels Vorgehen auf dem Tempelberg und in Scheich
Dscharrah.
Nach heftigen Zusammenstößen in Jerusalem hatte der militärische
Hamas-Flügel zuvor ein Ultimatum gestellt. Ein Sprecher der
Organisation in Gaza forderte, Israel müsse bis 18.00 Uhr Ortszeit
(17.00 Uhr MEZ) alle Polizisten und Siedler vom Tempelberg (Al-Haram
al-Scharif/Das edle Heiligtum) sowie aus dem Viertel Scheich
Dscharrah in Ost-Jerusalem abziehen. Außerdem müssten alle im Rahmen
der jüngsten Konfrontationen festgenommenen Palästinenser
freigelassen werden. Es handele sich um eine Warnung. Kurz nach 18
Uhr Ortszeit begann der Beschuss. Zu den Angriffen bekannte sich auch
die Gruppe Islamischer Dschihad.
Schwere Auseinandersetzungen auf dem Tempelberg
Auf dem Tempelberg in Jerusalems Altstadt war es am Montag erneut zu
schweren Auseinandersetzungen gekommen. Vor der Al-Aksa-Moschee
setzten Polizisten Blendgranaten, Tränengas und Gummigeschosse gegen
Steine werfende Palästinenser ein. Palästinensische Rettungskräfte
sprachen von mehr als 300 Verletzten. Nach Polizei-Angaben wurden
fast zwei Dutzend Beamte verletzt.
Die Lage im Westjordanland und im arabisch geprägten Ostteil
Jerusalems ist seit Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan
angespannt. Viele Palästinenser sind zornig, weil die Polizei
Bereiche der Altstadt abgesperrt hatte, um Versammlungen zu
verhindern. Zudem drohen einigen palästinensischen Familien im
Stadtteil Scheich Dscharrah Wohnungsräumungen durch israelische
Behörden. Dies verschärfte die Spannungen. Vergangenes Wochenende
hatte es jede Nacht Konfrontationen mit zahlreichen Verletzten im
Osten der Stadt gegeben.
Der Status Jerusalems ist eine der zentralen Streitfragen im
Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als "ewige und
unteilbare Hauptstadt" für sich. Die Palästinenser halten ihrerseits
an ihrem Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt fest.
Israel beging am Montag den Jerusalem-Tag. Das Land feiert damit die
Eroberung des Ostteils von Jerusalem einschließlich der Altstadt
während des Sechstagekriegs 1967.
Der Marsch anlässlich des Jerusalem-Tages hatte am Nachmittag
begonnen. Nach Warnungen, er könne neue Spannungen auslösen, wurde
dessen Route verändert. Zuvor hatte es die Polizei Juden bereits
verboten, bei dem Marsch auch den Tempelberg zu besuchen.
(ogo/dpa)
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