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"Team Wallraff": Ryanair-Chef wird mit Vorwürfen konfrontiert & redet sich raus

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Ryanair-Chef O'Leary wehrt sich gegen Vorwürfe. Bild: imago images/ Eastnews
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"Sie erfinden dummes Zeug!": RTL konfrontiert Ryanair-Chef mit Vorwürfen

08.10.2019, 11:4508.10.2019, 12:00
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Die Missstände beim irischen Billigflieger Ryanair sind lange bekannt. Der Druck auf die Mitarbeiter ist laut Medienberichten riesig, der Kundenservice laut Tests schlecht.

Nun haben sich die Undercover-Reporter der RTL-Sendung "Team Wallraff" dem Billigflieger angenommen. Das Team dokumentierte die rabiaten Methoden bei der Ausbildung und die fragwürdigen Beschäftigungsverhältnisse.

In einem Interview konfrontierte RTL danach den Chef der Airline, den Iren Michael O'Leary, mit den eigenen Erkenntnissen und anderen Vorwürfen. Das Gespräch hatte es in sich.

Leiden Ryanair-Mitarbeiter unter zu viel Druck?

Im Rahmen einer Pressekonferenz in Toulouse konnte RTL O'Leary Fragen stellen. Anfragen zu einer Stellungnahme habe die Airline zuvor ignoriert.

Ein Vorwurf, über den bereits mehrfach Medien berichtet hatten: Mitarbeiter bei Ryanair litten unter starkem Stress. Wer zu häufig krank sei, dem werde mit der Kündigung oder dem Ausfallen von Flugstunden gedroht. Das berichtete etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" 2018 oder der NDR 2015.

O'Leary aber widerspricht der Aussage, Piloten und andere Mitarbeiter müssten mit einem Verfahren rechnen, würden sie sich krankmelden. Im RTL-Interview sagt er: "Wir haben rund 20 Prozent zusätzlicher Piloten und Flugbegleiter pro Tag, die einspringen können, wenn Kollegen sich nicht fit genug zum Fliegen fühlen. Die Behauptung, die Sie machen, ist also falsch."

Der Interview hakt nach. Und O'Leary wird deutlicher: "Nein, das ist wirklich Quatsch, was Sie da behaupten. Niemand wird gefeuert, weil er sich nicht fit zum Fliegen fühlt." Ryanair habe die besten Dienstpläne.

Nochmalige Nachfrage. O'Leary: "Sie erfinden diese Medienberichte gerade. Die sind nicht wahr."

Dann wiederholt er sich: "Sie erfinden dieses dumme Zeug gerade." Kein Pilot bei Ryanair würde sagen, er werde wegen Krankheit unter Druck gesetzt.

Dabei hat auch RTL in seiner Ryanair-Reportage ähnlich Erlebnisse gemacht:

Als die Undercover-Reporterin nach überstandener Ausbildung einige Tag wegen Migräne krankmeldet, muss sie in die Firmenzentrale nach Dublin kommen.

Dort erkundigt sich eine Mitarbeiterin nach den Krankheitstagen. Und nach angeblich zu niedrigen Verkaufszahlen an Bord. Bei Ryanair verkaufen Mitarbeiter im Flugzeug nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Rubbellose und Duty-free-Produkte.

"Ich werde hier bei Ryanair mit dem Personalchef über deine Leistung sprechen und dann treffen wir eine Entscheidung", ist die Mitarbeiterin in einer heimlich mitgeschnittenen Aufnahme zu hören. Für die Undercover-Reporterin klingt das nach einer Drohung.

Diese Drohungen gibt es laut dem Ryanair-Chef aber nicht.

Diese Vorwürfe wies der Ryanair-Chef außerdem zurück:

  • Die Sicherheitstrainings seien nicht ausreichend genug, wie auch die Undercover-Reporterin feststellte. O'Leary: "Das ist nicht wahr. Unsere Kabinencrew geht durch ein fünfwöchiges Sicherheitstraining. (...) Das ist exakt der gleiche Kurs, den Flugbegleiter bei allen anderen europäischen Fluggesellschaften machen.“
  • Es gebe ein System der Angst bei Ryanair. O'Leary: "Nein, man kann nicht 70.000 Menschen beschäftigen und ein System der Angst haben."
  • 50 Euro für Check-in-Gebühren seien sehr hoch. O'Leary: "Also wenn man dem Online-Check-in zugestimmt hat und wir schicken 3 Erinnerungen und man sie ignoriert und dann trotzdem am Flughafen ohne Check-in auftaucht, berechnen wir eben 50 Euro, weil man ehrlich gesagt alle Regeln gebrochen hat."
  • Die Airline verdient vor allem an Extra-Gebühren. "Der Betrag, den wir durch die Check-in-Gebühr bekommen, ist also gering. Und all dieses Geld geht an die Ticketschalter- oder die Flughafen-Gesellschaften, darum sind die Gebühren so teuer.“

(ll)

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