US-Präsident Donald Trump hat heiligen Zorn auf sich gezogen. Nach seiner Rede am Montagabend im Weißen Haus ging er zur nahe gelegenen St. Johns Episcopal Church, um dort mit einer Bibel in der Hand für Fotos zu posieren.
Den Weg dazu ließ sich der Präsident von Sicherheitskräften mit Tränengas freischießen. Denn auf der Straße waren Demonstranten, die ein Zeichen gegen Polizeigewalt und Rassismus setzen wollten.
Für diese Foto-Einlage erntete Trump umgehend Kritik von religiösen Vertretern, Politikern und Stars. Bischof Michael Curry, der Vorsitzende der Episkopalkirche in den USA, schrieb auf Twitter, Trump habe eine Kirche und die Heilige Bibel für parteipolitische Zwecke benutzt.
This evening, the President of the United States stood in front of St. John’s Episcopal Church, lifted up a bible, and had pictures of himself taken. In so doing, he used a church building and the Holy Bible for partisan political purposes.
— Presiding Bishop Michael Curry (@PB_Curry) June 2, 2020
"Ich bin empört", sagte Bischöfin Mariann Edgar Budde von der Diözese Washington zu CNN. Trumps Botschaft stehe im Gegensatz zur kirchlichen Lehre. Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, kritisierte die Anwendung von Gewalt, um Trump den Weg für ein Pressefoto freizumachen. "Es war wirklich, wirklich beschämend."
Der Jesuiten-Priester James Martin nannte das inszenierte Foto "abstoßend". Religion sei kein politisches Instrument, Gott sei kein Spielzeug.
Let me be clear. This is revolting. The Bible is not a prop. A church is not a photo op. Religion is not a political tool. God is not your plaything. pic.twitter.com/RZwPeqrwoZ
— James Martin, SJ (@JamesMartinSJ) June 2, 2020
Der katholische Priester Edward Beck schrieb auf Twitter: "Wurde die Bibel jemals in einer unaufrichtigeren und ausbeuterischeren Weise benutzt?"
Has the Bible ever been used in a more disingenuous and exploitative way? pic.twitter.com/3G948kG0K9
— Father Edward Beck (@FrEdwardBeck) June 1, 2020
Auf Twitter finden sich unzählige, wütende Reaktionen. Trump wollte mit seinem Foto ein Zeichen setzen, die Kirche war während der Proteste angezündet und verwüstet worden. Aber das Zeichen misslang dem US-Präsidenten. Dazu trug auch seine Rede bei, die er kurz vor dem Bibel-Foto noch gehalten hatte. Darin drohte er den Demonstranten mit dem Einsatz der Armee.
Die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez twitterte bissig: "Er hält die Bibel, als würde sie ihn verbrennen."
He holds that Bible like it’s burning him.
— Alexandria Ocasio-Cortez (@AOC) June 2, 2020
Auch Trumps früherer Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci kritisierte seinen Ex-Chef für den Auftritt.
Trump fired tear gas and rubber bullets on peaceful protestors so he could get a photo opp in front a church that didn’t want him there, holding a Bible from which he cannot name a single verse, all to prove he’s not a coward hiding in his bunker again. A perfect encapsulation.
— Anthony Scaramucci (@Scaramucci) June 2, 2020
"Star Wars"-Legende Mark Hamill befand, Trump eigne sich die Religion in diesem Foto an.
M(ust)
— Mark Hamill (@HamillHimself) June 1, 2020
A(ppropriate)
G(od)
A(gain)#MartialLaw2020 #WarOnAmerica pic.twitter.com/5aRP3ZtHh4
Musikstar John Legend nannte Trump "Bunker-Junge", laut Berichten hatte sich der US-Präsident am Wochenende in den Schutzbunker des Weißen Hauses begeben. "Trump wollte beweisen, dass er am helllichten Tag auf der Straße laufen kann, also hetzte er die Polizei auf friedliche Demonstranten, damit er da stehen und unbeholfen eine Bibel halten konnte."
#BunkerBoy Trump had to prove he could walk in broad daylight today so he sicced the police on peaceful protesters so he could stand there and awkwardly hold the Bible. Dear God. We need to end this nightmare of a presidency. https://t.co/umEY90OTcy
— John Legend (@johnlegend) June 2, 2020
Natürlich war das Foto auch Gegenstand von Photoshop-Künstlern.
Send us a sign. pic.twitter.com/bjGNenu9XW
— Schooley (@Rschooley) June 1, 2020
(ll)