In dieser Welt reicht es nicht, eine Stimme zu haben. Eine Stimme, die spricht, etwas zu sagen hat, auch laut wird. Wer spricht, muss auch gehört werden. Einer Stimme muss geglaubt werden. Dafür kämpft Sibel Schick.
Sibel Schick wurde 1985 in der Türkei geboren und lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Als freie Journalistin schreibt sie u.a. für die "taz" und das "Missy Magazine" – über Themen wie Sexismus, Rassismus und sexuelle Selbstbestimmung.
Im August 2018 löste Schick mit einem Tweet und einem im Anschluss publizierten Gedicht eine Debatte zu #MenAreTrash aus.
In ihrem Gedicht hieß es:
In anderen Worten: Es reiche nicht, wenn sich Männer einfach nur von Sexismus distanzieren. Sie müssen aktiv werden. Aktiv gegen Sexismus. Denn das grundsätzliche Problem, so Schick, sei, das Männer auch immer dann von patriarchalen Strukturen profitieren, wenn sie schweigen. Und einfach nur zusehen. Statt sich einzumischen und laut zu werden, wenn sie Sexismus beobachten.
In anderen Worten: Wer Zaungast von Sexismus ist, macht sich mitschuldig. Und klar, der Hashtag provozierte. Nicht nur rechte Trolle, die Schick mit Gewaltdrohungen einzuschüchtern versuchten, sondern auch viele andere Twitter-User, die Schicks Thesen zu provokant fanden. Schubladendenken, Spaltung, unnötige Zuspitzung wurden Schick vorgeworfen.
Schick selbst erklärte "ze.tt": "Mir ist klar, dass einige Menschen die Pauschalisierung als problematisch empfinden. Was ich geschrieben habe, war: Solange ein Problem strukturell ist, kann es nicht individuell gelöst werden. Da können einzelne Männer noch so okay sein."
Es reicht nicht, eine Stimme zu haben. Es reicht nicht, die eigene Geschichte zu erzählen. Geschichten werden erst zu einer allgemeinen Wahrheit, wenn sie auch geglaubt werden.
Ein Beispiel hierfür sind Frauen, denen Berichte von sexualisierter Gewalt nicht geglaubt werden. Sind Länder, in denen Frauen überhaupt keine Zeugenaussagen machen dürfen. Sind Minderheiten, deren Erfahrungen mit zum Beispiel Alltagsrassismus abgetan werden: "Ach, kann mir nicht vorstellen, dass das so schlimm ist."
Schick weist in ihren Tweets und Texten immer wieder auf dieses Problem hin. Wem geglaubt wird, und wer sich Gehör verschaffen kann. Denn wem nicht geglaubt wird, der kämpft ums Überleben.