31 Tage, 31 Frauen. Im Monat März werden wir anlässlich des "Women's History Month" bei watson jeden Tag eine bemerkenswerte Frau vorstellen. Tag 21: Die Journalistin und Autorin Sibel Schick.
21.03.2019, 10:0603.04.2019, 14:21
In dieser Welt reicht es nicht, eine Stimme zu haben. Eine Stimme, die spricht, etwas zu sagen hat, auch laut wird. Wer spricht, muss auch gehört werden. Einer Stimme muss geglaubt werden. Dafür kämpft Sibel Schick.
Was macht sie?
Sibel Schick wurde 1985 in der Türkei geboren und lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Als freie Journalistin schreibt sie u.a. für die "taz" und das "Missy Magazine" – über Themen wie Sexismus, Rassismus und sexuelle Selbstbestimmung.
Im August 2018 löste Schick mit einem Tweet und einem im Anschluss publizierten Gedicht eine Debatte zu #MenAreTrash aus.
In ihrem Gedicht hieß es:
"Du sagst: 'Nicht alle Männer sind gleich. Ich sage: 'Ist das nicht irrelevant vielleicht?' Denn es ist ein strukturelles Problem, Und ja, es ist kein individuelles Problem, Und nein, es geht nicht um Ausnahmen, Denn es ist ein weltweites Phänomen, Dass Männer Arschlöcher sind."
In anderen Worten: Es reiche nicht, wenn sich Männer einfach nur von Sexismus distanzieren. Sie müssen aktiv werden. Aktiv gegen Sexismus. Denn das grundsätzliche Problem, so Schick, sei, das Männer auch immer dann von patriarchalen Strukturen profitieren, wenn sie schweigen. Und einfach nur zusehen. Statt sich einzumischen und laut zu werden, wenn sie Sexismus beobachten.
In anderen Worten: Wer Zaungast von Sexismus ist, macht sich mitschuldig. Und klar, der Hashtag provozierte. Nicht nur rechte Trolle, die Schick mit Gewaltdrohungen einzuschüchtern versuchten, sondern auch viele andere Twitter-User, die Schicks Thesen zu provokant fanden. Schubladendenken, Spaltung, unnötige Zuspitzung wurden Schick vorgeworfen.
Unsere Redakteurin Lia stimmte allerdings zu: Männer sind Abfall. Ja, auch die Guten
Video: watson/Lia Haubner, Marius Notter
Schick selbst erklärte "ze.tt": "Mir ist klar, dass einige Menschen die Pauschalisierung als problematisch empfinden. Was ich geschrieben habe, war: Solange ein Problem strukturell ist, kann es nicht individuell gelöst werden. Da können einzelne Männer noch so okay sein."
Was macht sie besonders?
Es reicht nicht, eine Stimme zu haben. Es reicht nicht, die eigene Geschichte zu erzählen. Geschichten werden erst zu einer allgemeinen Wahrheit, wenn sie auch geglaubt werden.
Ein Beispiel hierfür sind Frauen, denen Berichte von sexualisierter Gewalt nicht geglaubt werden. Sind Länder, in denen Frauen überhaupt keine Zeugenaussagen machen dürfen. Sind Minderheiten, deren Erfahrungen mit zum Beispiel Alltagsrassismus abgetan werden: "Ach, kann mir nicht vorstellen, dass das so schlimm ist."
Schick weist in ihren Tweets und Texten immer wieder auf dieses Problem hin. Wem geglaubt wird, und wer sich Gehör verschaffen kann. Denn wem nicht geglaubt wird, der kämpft ums Überleben.
Was würde sie ihrem jüngeren Ich raten?
watson sagte sie:
"Meinem jüngeren Ich würde ich raten, nicht aufzugeben. Die Angst vorm Scheitern ist manchmal so groß, dass sie Menschen sogar von eigenen Zielen und Träumen abhalten kann. Am Ende ist sie oft nur eine Illusion – sobald sie überwunden ist, gibt es kein Aufhalten mehr."
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Hier könnt ihr, sobald sie alle erschienen sind, alle Folgen nachlesen: