31 Tage, 31 Frauen. Im Monat März stellen wir anlässlich des "Women's History Month" bei watson jeden Tag eine bemerkenswerte Frau vor. Tag 31: Die Porno-Filmmacherin, Darstellerin und Produzentin Paulita Pappel.
31.03.2019, 14:0511.06.2024, 16:07
Sex ist überall. Und zugleich ist Sex nirgends. Wir leben zwar in Zeiten, die wir selbst gern für sexuell aufgeklärt halten. Aber nur, weil es in jedem Drogeriemarkt mittlerweile auch Dildos zu kaufen gibt, heißt das noch lange nicht, dass wir sexuell wirklich befreit sind. Das gilt vor allem auch für weibliche Sexualität. Eine Sexualität, die jahrhundertelang unterdrückt wurde und die sich auch in der Jetzt-Zeit noch einem Generalverdacht ausgesetzt sieht: Weibliche Sexualität ist passiv; nicht fordernd. Paulita Pappel wehrt sich gegen diese Sicht. Und sie will sie ändern.
Was macht sie?
Pornos. Die in Berlin lebende Spanierin ist Porno-Filmmacherin, -Darstellerin und -Produzentin. Auf der Plattform "Lustery" stellt Pappel "Homemade Porn" vor. Paare, die sich selber beim Sex filmen und – so die Hoffnung – dadurch auch ein Stück weit den Blick der Zuschauerin ändern. Denn die meisten der Filme werden aus weiblicher Perspektive gefilmt. Ein Blick, der im sogenannten "Mainstream-Porno" kaum vorkommt, aber wichtig ist, da er ein anderes Begehren und eine andere Sicht auf Körper zum Ausdruck bringt.
Pappel hat außerdem für die Reihe "XConfessions" der feministischen Pornoproduzentin Erika Lust bei zwei Filmen Regie geführt, "Female Ejaculation" und "Birthday Surprise". Außerdem ist sie Kuratorin des Berliner PornFilmFestivals.
Was macht sie besonders?
Pappel stellt sich den gängigen Vorurteilen gegenüber Porno und Sexualität entgegen: "Was ich am liebsten von Anfang an gewusst hätte ist, wie empowernd und wunderbar Porno sich für mich persönlich anfühlen kann." Die meisten würden Pornografie als erniedrigend für Frauen sehen, doch hinter diesem Blickwinkel oder Klischee stecke oft genug auch einfach die Annahme, dass Sexualität eben nicht die Entscheidung von Individuen sei und Frauen grundsätzlich kein autonomes Begehren hätten. Pappel sieht das ganz anders. Für sie ist Porno daher auch ein Vehikel der Emanzipation. Ein politischer Moment. Eine Möglichkeit der Selbstermächtigung und -befreiung für Frauen. Denn Porno-Filme, so Pappel, können neue Geschichten und Bilder entwerfen, mit denen wir alle unsere sexuellen Horizonte erweitern können. Weil wir durch sie unseren Blick ändern können. Auch auf uns selbst.
Was würde sie ihrem jüngeren Ich raten?
"Folge deinem Instinkt, und mach das, wofür dein Herz brennt. Hab' keine Angst vor dem Urteil anderer, auch nicht von deiner Familie. Was sich richtig anfühlt, wird richtig sein. Lass dir nicht sagen, wer du bist, sondern finde es selber raus. Identität und Sexualität sind Lebensprozesse, genieße die Reise."
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Anlässlich des "Women's History Month" stellen wir euch 31 bemerkenswerte Frauen vor – Frauen, die in den unterschiedlichsten Bereichen Außerordentliches leisten.
Hier könnt ihr, sobald sie alle erschienen sind, alle Folgen nachlesen: