
Neben allerlei persönlichen Angriffen ging es zumindest am Rande auch um Inhaltliches.Bild: Pool AFP/AP / Olivier Douliery
International
30.09.2020, 06:4430.09.2020, 12:06
US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe
Biden haben sich in ihrer ersten TV-Debatte mit persönlichen
Angriffen überzogen und chaotische Wortgefechte geliefert. Vor allem
Trump fiel Biden am Dienstag (Ortszeit) in Cleveland (Ohio) immer
wieder ins Wort und ließ ihn seine Sätze nicht beenden. Wiederholt
sprachen beide Männer gleichzeitig.
Biden bezeichnete Trump zwischenzeitlich als "Rassisten", "Putins
Welpen" und "den schlechtesten Präsidenten, den Amerika je hatte".
Trump weigerte sich auch vor einem riesigen TV-Publikum zu
versprechen, sich nicht vor dem offiziellen Wahlergebnis zum Sieger
zu erklären. Biden tat das.
Das Konzept der TV-Debatte war eigentlich, jeweils 15 Minuten lang
sechs Themenblöcke zu diskutieren. Der Moderator stellt eine Frage,
die Kandidaten haben jeweils zwei Minuten für ihr Statement, danach
folgt eine offene Diskussion. Diese Struktur fiel schnell
auseinander.
69 Prozent der Zuschauer nach TV-Duell verärgert
Trump ließ Biden oft nicht ausreden, der ehemalige Vizepräsident
reagierte häufig mit einem ironischen Lächeln und wehrte sich
gelegentlich mit leicht resigniertem Ton. "Würden Sie mal die Klappe
halten, Mann?", fragte er an einer Stelle. Und: "Es ist schwer, mit
diesem Clown auf den Punkt zu kommen." Auch der erfahrene
TV-Journalist Chris Wallace als Moderator der Debatte hatte zum Teil
große Probleme, Trump zur Ordnung zu rufen.
Bei den Zuschauern kam das Spektakel nicht gut an. Befragt nach ihrem
überwiegenden Gefühl beim Anschauen der Debatte antworteten in einer
CBS-Blitzumfrage mehr als zwei Drittel (69 Prozent), die Diskussion
habe sie vor allem verärgert.
Ein Überblick über die wichtigsten Themenkomplexe und Aussagen.
Thema: Richter-Nachbesetzung
Als erste Frage wählte Wallace die aktuell laufende Neubesetzung des
Posten der verstobenen Richterin Ruth Bader Ginsburg am Obersten
Gericht der USA aus. Daraus wurde schnell eine Debatte über das
Gesundheitswesen in der USA, weil Biden argumentierte, dass mit der
von Trump vorgeschlagenen Richterin Amy Coney Barrett die
Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama zu Grabe getragen würde.
Biden will, dass erst der Sieger der Wahl die Ginsburg-Nachfolge
regelt. Trump konterte, er sei immer noch Präsident: "Wir haben die
Wahl gewonnen, und wir haben das Recht, das zu machen."
Thema: Corona-Krise
Auch eine zentrale Frage für die USA - der Umgang mit der
Corona-Krise - sorgte für Streit. "Er will einen Shutdown dieses
Landes, und ich will es offen halten", sagte Trump. Biden konterte,
Trump habe sich "völlig unverantwortlich" verhalten und so Tausende
von Menschenleben gefährdet. Grenzschließungen, Ventilatoren,
Impfbereitschaft, Abstand halten, Masken - die Fernsehdebatte sprang
von einem zum anderen Streitthema der Corona-Krise.
Biden betonte, dass er als Präsident zum Tragen von Masken ermutigen
würde, weil das viele Menschenleben retten könne. Trump warf ein,
dass einige den Nutzen von Masken bestreiten. "Keine ernsthafte
Person hat das Gegenteil gesagt", konterte Biden. Die Corona-Pandemie
hat in den USA bislang mehr als 200 000 Menschen das Leben gekostet.
Biden nutzte den Wirtschaftsteil der Debatte, um sich direkt an die
Wähler zu wenden. In der Corona-Krise sei es Millionären und
Milliardären wie Trump gut ergangen, "aber Ihr Leute zuhause, wie
geht es Euch?", sagte Biden in die Kamera. Es ist ein klassischer Zug
in TV-Debatten in Amerika, seit der damalige Kandidat 1979 die
Zuschauer aufrief, darüber nachzudenken, ob es ihnen besser gehe als
vor vier Jahren. Trump wiederholte unterdessen, dass er die beste
Wirtschaft in der Geschichte des Landes aufgebaut habe.
Thema: Putin
Mit dem Vorwurf, dass Trump Kremlchef Wladimir Putin nicht die Stirn
biete, preschte Biden im Zusammenhang mit Berichten über angebliche
Kopfgelder Russlands auf US-Soldaten in Afghanistan. "Er ist Putins
Welpe", sagte Biden. Bestätigt wurden die Berichte bisher nicht.
Thema: Rassismus
Trump weigerte sich, sich ausdrücklich von weißen rassistischen
Gruppen wie die "Proud Boys" zu verurteilen. "Wen soll ich
verurteilen?", fragte er Moderator Wallace. Es folgte eine wirre Andeutung Trumps: "Proud Boys - haltet euch
zurück und haltet Euch bereit", sagte Trump danach ("stand down and
stand by"). Der Satz sorgte unter US-Kommentatoren für Stirnrunzeln.
Trumps Sohn Donald Trump Jr. sagte nach der Debatte im TV-Sender CBS,
dass sein Vater sich wohl versprochen habe.
Thema: Klimakrise
Ein eher überraschender Moment kam als Trump in der Debatte den
Einfluss des Menschen auf den Klimawandel einräumte - zumindest
teilweise. Auf die Frage, ob er glaube, dass Umweltverschmutzung und
Treibhausgase zur Erderwärmung beitrügen, sagte der Präsident: "Viele
Dinge tun das, aber in einem gewissen Ausmaß: ja." Trump sagte, die
Waldbrände an der US-Westküste hätten ihre Ursache auch darin, dass
dort anders als in Europa keine ausreichende Forstwirtschaft
betrieben werde.
(hau/dpa)
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