In Rheinland-Pfalz ging es schon los, in Berlin und im Norden Deutschlands startet die Schule jetzt. Nur Schüler in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen dürfen noch ein bisschen ausspannen. Die Bildungsdebatte kennt hingegen keine Sommerpause.
Neues Shame-Objekt: Quereinsteiger.
Das sind jene, die aus einem anderen Beruf als Lehrende an die Schulen wechseln, um den von der Politik verkannten Lehrermangel zu stoppen. Aber niemand scheint sie zu mögen. Der renommierte Grundschulexperte Jörg Ramseger warnte diese Woche im "Tagesspiegel".
3 Anmerkungen zur Debatte.
Vor allem in Grundschulen fehlen Lehrkräfte.
In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" schlagen Vertreter der Lehrer jetzt Alarm.
Ist das nicht schon längst der Fall?, fragt sich mancher, der die Schule schon verlassen hat. Aber der Kern der Kritik richtet sich auf die mangelnde Ausbildung der Quer- und Seiteneinsteiger.
Das trifft zu. Noch mehr aber trifft zu, dass etwa in Baden-Württemberg ganze Lehrergenerationen rumhängen, die durch ihre Ausbildung fürs Lehramt an Gymnasium (Sek II) mit ganzen vier Semesterwochenstunden auskommen.
Kurzum: Der Staat wollte Fachidioten. Und er bekam sie! Glücklich, wer daneben noch einen Menschen am Pult stehen hatte.
Bude hat einen Trost für alle bildungsgeplagten Eltern. Und der heißt demografischer Wandel. Weil Fachkräfte fehlen, werden sich die Firmen später ohnehin um die Schulabgänger reißen.
Vor allem in Berlin sieht es düster aus, was Bildung angeht. Das Land hat die Verbeamtung von Lehrern nämlich unter seinem Finanzsenator Thilo Sarrazin abgeschafft. Und unter Rot-Rot-Grün und dem fast unsichtbaren Regierenden Bürgermeister Michael Müller geht das auch so weiter.
Berlin bildet an seinen Universitäten zwar fleißig Lehrende aus, die gehen aber nach dem Studium nach Brandenburg, Niedersachsen oder Hamburg, weil sie dort verbeamtet werden.
Der Markt regelt die Sache, so heißt es doch auch schon in der Schule.
Bildungsexperte Ramseger fordert daher, an Grundschulen die Fächer Deutsch, Sachkunde und Mathe nur von ausgebildeten Pädagogen unterrichten zu lassen. Sein Vorschlag:
Schön für die Schüler, weniger schön für die Eltern. Denn auch die Hortplätze sind knapp.
Die ganze Debatte erinnert allmählich an die Diskussion um die sogenannten Schlecker-Frauen?
Zur Erinnerung: Das waren jene Angestellten, die nach der Pleite der Drogeriekette 2012 den Mangel an Erzieherinnen ausgleichen sollten.
Dem liberalen Bürgertum war das aber zu viel. Es fürchtete, wer an der Kasse sitze, könnte unmöglich das Kind auf die Aufgaben für das 21. Jahrhundert vorbereiten.
Und da beginnt eben das Problem: Es geht bei Bildung nicht mehr um Chancengleichheit, sondern nur noch um Statuserhalt.
Seien die Fachkräfte nun von studierten Pädagögen oder von Seiteneinsteigern ausgebildet worden. Die Wahrheit ist: Wie im jedem Beruf gibt es unter den Quereinsteigern nicht mehr und nicht weniger Flaschen als in jedem anderen Beruf auch. Journalismus nicht ausgenommen.
(dpa, afp, rtr, per)