In Krisenzeiten schauen wir uns mehr oder weniger verstohlen nach Helden um. Eine Gruppe, die sicherlich zu Recht oft als Corona-Helden bezeichnet wird, sind die Mitarbeiter der Gesundheitsdienste. Ärztinnen und Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern – sie alle leisten beachtliches und sind wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos zudem besonders gefährdet.
Doch wie belohnt man dieses Heldentum? Der Staat zeigt sich in dieser Hinsicht bisher sehr zurückhaltend. Und zu Beginn der Krise gab es noch jeden Abend Applaus von Balkonen und aus offenen Fenstern für die Mitarbeiter von Gesundheitsdiensten, doch das scheint inzwischen auch keine große Rolle mehr zu spielen. Und etwas kaufen konnten sich die Corona-Helden von dem kollektiven Beifall auch nicht.
Der Einzelhändler Rewe hat sich da aber etwas einfallen lassen. In den Filialen der Supermarktkette bekommen Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger sowie Rettungssanitäter aus Krankenhäusern, Arztpraxen und Altersheimen fünf Prozent Rabatt auf jeden Einkauf. Die Aktion startete Anfang Mai und geht noch bis Ende Juli.
Unter der E-Mail-Adresse heldencoupons@rewe.de registrieren sich die Berechtigten selbst, die Verifizierung erfolgt über einen aussagekräftigen Beschäftigungsnachweis aus der Gesundheitsbranche. Anschließend erhalten die Teilnehmer via E-Mail die Fünf-Prozent-Rabatt-Gutscheine.
In einer vorläufigen Bilanz zeigt sich Rewe mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden. Die Aktion werde sehr gut nachgefragt, erklärt eine Sprecherin gegenüber watson. "Mittlerweile haben schon einige Tausend Interessenten die 'Heldencoupons' für einen rabattierten Einkauf erhalten." Eine tolle Aktion, die den im Gesundheitssystem Beschäftigten einen tatsächlich spürbaren Effekt garantiert.
Und wie gehen die anderen Supermärkte damit um? Aldi Süd hat eine ähnliche Maßnahme derzeit zwar nicht geplant, wie eine Sprecherin gegenüber watson sagt. In Frankfurt am Main hat der Einzelhändler jedoch eine besondere Filiale auf dem Gelände des Universitätsklinikums in Frankfurt eingerichtet. Auf rund 500 Quadratmetern können die Mitarbeiter des Krankenhauses dort einkaufen.
Klinikdirektor Jürgen Graf zeigt sich über das "nützliche Angebot" sehr dankbar. "Aufgrund des momentan besonders hohen Arbeitseinsatzes bleibt für die Erledigung persönlicher Angelegenheiten, wie Einkaufen, wenig Zeit", wird er in einer Pressemitteilung von Aldi Süd zitiert.
Aldi Nord hat ebenfalls keine Rabattaktionen geplant. Das Unternehmen wolle seine günstigen Preise allen Kunden anbieten, so ein Sprecher des Discounters gegenüber watson.
Ähnlich äußert sich auch eine Sprecherin des Discounters Netto. "Besonders in der aktuellen Zeit sind für uns alle Menschen, die in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten, 'Helden', die 'den Laden am Laufen halten'", sagt sie gegenüber watson. Es sei der Anspruch von Netto, allen Verbrauchern unabhängig vom Haushaltseinkommen den Einkauf hochwertiger Lebensmittel zu ermöglichen.
Edeka indes kann die Frage nicht pauschal beantworten, da es sich um einen genossenschaftlichen Verbund mit rund 3700 selbstständigen Kaufleuten und sieben regionalen Großhandlungen handelt, wie eine Sprecherin gegenüber watson erklärt. Außerdem weist sie darauf hin, dass man nicht nur die Mitarbeiter des Gesundheitssystems als Helden sehe:
Verglichen mit der Konkurrenz zeigt der Discounter Lidl am wenigsten Interesse am Thema. "Aktuell planen wir nicht, Rabattaktionen für 'Corona-Helden aus dem Gesundheitswesen' durchzuführen", sagt eine Sprecherin gegenüber watson.
Allerdings unterstützt das Unternehmen eine andere Gruppe von Helden: Mit der Aktion "Kauf 1 mehr" sollen Waren an die Tafeln in Deutschland gespendet werden. Dafür stehen Spendenboxen hinter dem Kassenbereich bereit, in die die Kunden die Produkte legen können, die sie bei ihrem Einkauf zusätzlich für Bedürftige ausgewählt haben. Zusätzlich gibt Lidl selbst 500.000 Euro für die sogenannten Zukunftsfonds der Tafeln aus. Die Tafeln, bei denen sich Bedürftige kostenlos gespendete Lebensmittel abholen können, leiden unter der Corona-Krise ebenfalls stark.