Einige mögen bereits den Überblick verloren haben, in der wievielten Woche sie bereits im Homeoffice sitzen, den Kontakt vermeiden oder beim Einkaufen einen Abstand von 1,50 Metern einhalten. Rund sechs Wochen sind vergangen, seitdem die Bundesregierung diese Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus beschlossen hat. Lockerungen finden nur in kleinen Schritten statt.
Der Lockdown soll verhindern, dass sich immer mehr Menschen anstecken, die Infektionskurve exponentiell wächst und das Gesundheitssystem am Ende überfordert wird.
Weltweit registrierte die Prestige-Uni Johns Hopkins aus dem US-amerikanischen Baltimore (Maryland) rund drei Millionen Fälle. Alleine Deutschland zählt circa 158.500 Infizierte. Bislang starben hierzulande knapp 6100 Menschen an Covid-19.
Rund um die Uhr arbeiten Pfleger und Ärzte daran, die Erkrankten zu kurieren – offenbar mit Erfolg.
Weltweit haben insgesamt schon 870.000 Menschen eine Infektion mit dem Coronavirus überstanden.
Anhand der Zahlen der Johns-Hopkins-University ist zu erkennen, dass auch in Deutschland bereits rund 115.000 der erfassten Patienten genesen sind – stolze 72 Prozent aller positiv Getesteten.
Deutschland sticht dabei durchaus hervor, was andere große westliche Länder anbelangt.
Zum Vergleich: In den USA sind nach derzeitigem Stand elf Prozent geheilt, in Italien rund 33 Prozent und in Spanien circa 52 Prozent.
Was sagen diese Zahlen über den Stand der Krise aus? Und wieso sind die Werte international derart unterschiedlich? Epidemiologe Timo Ulrichs von der Berliner Hochschule für Humanwissenschaft mahnt zur Vorsicht bei der Interpretation dieser Daten.
"Die Zahl der Genesenen wird in Deutschland nur geschätzt, da die Genesung von Covid-19 nicht meldepflichtig ist", sagt der Epidemiologe zu watson. In der Statistik werden Positiv-Getestete, die nicht ärztlich versorgt wurden, nach einer bestimmten Zeit als genesen aufgeführt, so Ulrichs. Und weiter:
Das ist aber nicht der einzige Grund für den großen Unterschied zwischen der Genesenenrate in Deutschland und der anderer Länder. Laut Ulrichs erkrankten außerhalb Deutschlands mehr positiv getestete Menschen tatsächlich an Covid-19 und mussten ins Krankenhaus. Deren Genesung dauerte länger als bei positiv getesteten Patienten, die jedoch ohne Klinik-Aufenthalt auskamen.
In Deutschland landeten verhältnismäßig wenige Infizierte im Krankenhaus. Wer im Krankenhaus landet, der bleibt jedoch tendenziell länger krank – es dauert also länger, bis die Zahl der Genesenen steigt.
Die deutlich geringere Prozentzahl in den USA erklärt der Experte auch mit dem unterschiedlichen Zeitpunkt im Pandemieverlauf: "Andere Länder befinden sich noch am Anfang der Virusausbreitung. Das heißt, es sind anteilig noch nicht viele Genesene unter den positiv Getesteten, zum Beispiel in den USA."
Er sieht Deutschland auf einem guten Weg, was die Bekämpfung des Coronavirus angeht. Aktuell übersteigt die Zahl der (rein rechnerisch) Genesenen die der täglichen neu positiv Getesteten, so Ulrichs. Das heißt, dass damit auch der Anteil behandlungsbedürftiger Infektionen weniger wird.
Er mahnt jedoch weiterhin zur Vorsicht: "Das bedeutet aber nicht, dass wir gleichzeitig in unseren Bemühungen nachlassen dürfen, die Ausbreitung weiter einzudämmen."