Eine Zeit lang schien es, als könne sich Scott Pruitt alles erlauben. Enthüllung reihte sich an Enthüllung, auf ein Ermittlungsverfahren folgte das nächste. Irgendwann forderten nicht nur Demokraten und Umweltschützer seinen Rücktritt, sondern auch die Republikaner.
Doch Donald Trump hielt schützend seine Hand über seinen Umweltminister, bis zu dieser Woche. Neue Berichte über Pruitts Einsatz von Behördenmitarbeitern zu privaten Zwecken brachten das Fass zum Überlaufen. Kaum ging das Weiße Haus auf Distanz, erklärte Pruitt am Donnerstagabend in einem Brief an Trump seinen Rücktritt.
Pruitt, Chef der Umweltbehörde EPA, stand wegen Skandalen und Skandälchen in der Kritik, die so zahlreich waren und so offensichtlich auf Korruption deuteten, dass es in normalen Zeiten für mehrere Rücktritte gereicht hätte. Es geht um das Verprassen öffentlicher Gelder, Vorteilsnahme und Vetternwirtschaft. Über ein Dutzend Untersuchungen liefen gegen ihn, im Kongress, bei seiner EPA, beim Rechnungshof.
Er spannte Regierungsbeamte zur Erledigung privater Anliegen ein, pflegte auffällige Nähe zu Lobbyisten, leistete sich zahlreiche Extravaganzen aus öffentlichen Geldern.
Von zahlreichen anderen Ansinnnen konnten ihn Mitarbeiter noch abbringen. Ein Problemfall, eigentlich wie gemacht für ein Exempel zu Donald Trumps Versprechen, er wolle den Sumpf trockenlegen, also Korruption und Lobbyhörigkeit in der Hauptstadt bekämpfen.
Doch Trumps Umgang mit Pruitt hat verdeutlicht, dass es der Präsident damit nicht besonders ernst meint. Im Gegenteil: Immer wieder lobte Trump den Mann, überlegte gar, ihn trotz seiner Skandale zum Justizminister zu befördern.
Trump stand deshalb so treu zu Pruitt, weil dieser sein Mann für die große Kehrtwende beim Umweltschutz war. Berühmt wurde Pruitt übrigens dadurch, dass er als Justizminister von Oklahoma vierzehn Mal die EPA verklagt hatte. Trump machte ihn daraufhin zum Chef ebendieser Behörde, die er am liebsten abgeschafft sehen wollte.
Pruitts Auftrag war klar: So viele Umweltschutzregeln wie möglich killen, insbesondere jene aus der Zeit Barack Obamas. Dass Pruitt den Klimawandel leugnet, machte ihm die Arbeit zweifellos leichter. Er war eine treibende Kraft hinter dem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen.
In seiner Behörde ging er methodisch ans Werk, genehmigte neue Öl-Pipelines, strich Standards und Vorgaben, kassierte Verbrauchshöchstwerte für Autos ebenso ein, wie Grenzwerte für Methan-Emissionen bei Ölbohrungen. Bei zahlreichen Bundesstaaten rief Pruitts radikale Politik Widerstand hervor.
Dahinter stand nicht weniger als das Ziel, den Kampf gegen die Erderwärmung einzustellen. Da die USA hinter China der zweitgrößte Produzent von Treibhausgasen sind, hat das Projekt globale Folgen.
In welchem Ausmaß dieser Kampf jetzt weitergeführt wird, ist im Moment noch nicht abzusehen. Mit der Leitung der Umweltbehörde hat Trump Pruitts Stellvertreter Andrew Wheeler beauftragt – der war zuvor Lobbyist für die Kohleindustrie.
Dieser Text erschien zuerst auf t-online.de
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