
Katrin Lompscher gilt als Vorkämpferin für den umstrittenen Berliner Mietendeckel.Bild: imago images / bChristian-Ditsch.de
Deutschland
03.08.2020, 07:0003.08.2020, 07:00
Die Berliner Senatorin für Stadtentwicklung
und Wohnen, Katrin Lompscher, ist zurückgetreten. Die
Linke-Politikerin begründete dies am Sonntagabend in einer Mitteilung
mit Fehlern bei der Abrechnung ihrer Bezüge aus Verwaltungsrats- und
Aufsichtsratstätigkeit.
Sie habe es über Jahre versäumt, Vergütungen
für Aufsichtsratsposten in landeseigenen Unternehmen wie
vorgeschrieben an die Landeskasse zurückzuzahlen. Es geht um einen
Fehlbetrag von 7000 Euro.
Die 58-Jährige gilt als Vorkämpferin für den umstrittenen
Berliner Mietendeckel. In dieser Rolle genoss sie zuletzt auch
bundesweit Aufmerksamkeit.
Berliner Senatoren sind bezahlte Tätigkeiten in
Unternehmensgremien nur bei landeseigenen Firmen gestattet.
Vergütungen daraus müssen sie zum Jahresende an die Landeskasse
zahlen. Behalten dürfen sie pauschal bis zu 6135,50 Euro im Jahr.
Lompscher gehört Aufsichtsgremien der Investitionsbank Berlin (IBB),
der Tempelhof Projekt GmbH und der Tegel Projekt GmbH an.
"Für die Versäumnisse trage ich persönlich die Verantwortung"
Ihr Fehler sei ihr "im Zusammenhang mit der Beantwortung einer
schriftlichen Anfrage eines Mitglieds des Abgeordnetenhauses von
Berlin zu Beginn dieser Woche bekannt und bewusst geworden", hieß es
in der Erklärung. "Ich habe sofort nach Bekanntwerden der fehlenden
Abführung an die Landeskasse reagiert und den Differenzbetrag
überwiesen."
Eine Überprüfung ihrer Steuererklärung habe ergeben, dass
versäumt wurde, in den Jahren 2017 und 2018 diese Einnahmen
steuerlich geltend zu machen. Daraufhin habe sie unverzüglich eine
Korrektur der Steuerbescheide beim zuständigen Finanzamt beantragen
lassen.
"Für die Versäumnisse trage ich persönlich die Verantwortung und
entschuldige mich dafür", schrieb die 58-Jährige. "Ich versichere,
dass ich nicht mit Vorsatz gehandelt habe." Von politischen
Entscheidungsträgern werde ein besonderes Maß an Verantwortung
erwartet. "Dieser Verantwortung bin ich nicht gerecht geworden und
bitte die Bürgerinnen und Bürger Berlins dafür um Entschuldigung."
Für sie stehe fest, dass "mein schwerer persönlicher Fehler mein
weiteres Handeln als Senatorin dauerhaft überschatten würde". Deshalb
erkläre sie mit sofortiger Wirkung ihren Rücktritt als Senatorin.
Zudem lege sie die drei mit dem Amt verbundene Aufsichtsratsmandate
nieder.
CDU erwartet Aufklärung
Lompscher war zwischen 2006 und 2011 Senatorin für Gesundheit,
Umwelt und Verbraucherschutz. Das Amt als Senatorin für
Stadtentwicklung und Wohnen hatte sie seit 2016 inne.
Die Linke reagierte mit einer gemeinsamen Erklärung der
Landeschefin Katina Schubert, des Kultursenators Klaus Lederer sowie
den beiden Fraktionsvorsitzenden Anne Helm und Carsten Schatz.
"Politische Glaubwürdigkeit misst sich auch daran, wie man mit
persönlichen Fehlern umgeht", hieß es. Lompscher übernehme
Verantwortung für ihren Fehler und ziehe daraus die Konsequenzen.
Berlins CDU-Chef Kai Wegner sieht nach dem Rücktritt "viele
Fragen offen". Er erwarte vom Senat Aufklärung und Transparenz, hieß
es in einer Mitteilung. AfD-Fraktionschef Georg Pazderski bezeichnete
den Rücktritt als überfällig. "Geld der Steuerzahler unrechtmäßig in
die eigene Tasche zu stecken und nicht zu versteuern, ist
unappetitlich und kann bei politischen Mandatsträgern nur das
sofortige Karriereende bedeuten", sagte er.
(hau/dpa)