Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind unter Einhaltung von Test- und Hygienekonzepten für eine sofortige Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht.Bild: dpa / Guido Kirchner
Deutschland
25.05.2021, 07:1225.05.2021, 12:54
Knapp zwei Drittel der Bundesbürger sind unter
Einhaltung von Test- und Hygienekonzepten für eine sofortige Rückkehr
der Schulen zum Präsenzunterricht. 65.2 Prozent sind einer Umfrage
des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag der
FDP-Bundestagsfraktion auf jeden Fall oder eher dafür. Die Umfrage
liegt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor. 24.7 Prozent sind
auf jeden Fall oder eher dagegen. Jeder Zehnte ist unentschieden. Die
Mehrheit für die sofortige Rückkehr zum Präsenzunterricht reicht von
78.3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis 55 Prozent in Bremen.
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding sagte der
dpa, jede Verzögerung einer Rückkehr zum Präsenzunterricht sei ein
Bruch des Versprechens, die Schulen bei sinkenden Fallzahlen als
erstes wieder zu öffnen. "Luftfilter, Schnelltests, Impfungen für
Lehrkräfte ermöglichen sicheren Präsenzunterricht", sagte Suding. "Es
gibt längst keinen Grund mehr, Kindern ihr Recht auf Bildung auch nur
einen Tag länger zu verwehren."
In den Ländern wird die Frage teils kontrovers diskutiert. So sollen
in Nordrhein-Westfalen alle 2.5 Millionen Schüler ab dem 31. Mai
wieder Präsenzunterricht erhalten - bei einer stabilen
Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100.000
Einwohnern. Die Landeselternkonferenz kritisierte dort, die
Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI), erst bei einer
Sieben-Tages-Inzidenz von weniger als 50 zu öffnen, werde ignoriert.
Regelbetrieb in Niedersachsen
In Niedersachsen wechseln Schulen und Kindergärten vom 31. Mai an in
den Präsenz- und Regelbetrieb, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in den
jeweiligen Kreisen und Großstädten stabil unter 50 liegt.
Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper hatte in einem
Interview gesagt, sie hoffe auf "ein bisschen Normalität" an den
Schulen nach den Pfingstferien. Die Brandenburger Landesregierung
wollte an diesem Dienstag über die Wiederaufnahme des vollen
Präsenzunterrichts an Grundschulen beraten.
Laut dem jüngsten Tagesbericht des RKI sank in den vergangenen Wochen
der Sieben-Tage-Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner
in allen Altersgruppen. Covid-19-Ausbrüche beträfen vor allem private
Haushalte, aber auch das berufliche Umfeld sowie Kitas und Schulen.
Mehr als 112.000 Fälle sind aus Kitas, Horten und Schulen gemeldet.
46 000 Mal waren dort Beschäftigte wie etwa Lehrkräfte betroffen.
Die Politik denkt inzwischen verstärkt über den künftigen
Schulbetrieb nach, für den die Bundesländer zuständig sind.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hatte am Wochenende von allen
Ländern einen Fahrplan für Impfungen von Kindern und Jugendlichen ab
zwölf Jahren gefordert, möglichst bis zum Beginn des kommenden
Schuljahres, damit "nach den Sommerferien überall der Schulbetrieb
wieder relativ normal beginnen kann", wie die CDU-Politikerin den
Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag) sagte. Nach dem Willen der
Ministerin soll sich der Impfgipfel von Bund und Ländern am
Donnerstag mit dem Thema befassen.
Bis zum Schulbeginn wird das für alle allerdings kaum zu schaffen
sein. Denn die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) will zwar möglichst noch
in diesem Monat über die Zulassung des Corona-Impfstoffs von
Biontech/Pfizer für ältere Kinder entscheiden. Aber die Ständige
Impfkommission behält sich vor einer Empfehlung noch eine Prüfung
vor. Und die Sommerferien enden für die ersten Länder bereits Ende
Juli. Wenn die älteren Kinder also bis dahin durchgeimpft sein
sollen, die Zweitimpfung ihre volle Wirkung entfaltet haben soll und
das Impfintervall analog zu Erwachsenen sechs Wochen betragen würde,
müssten die ersten Kinder bereits Anfang/Mitte Juni ihre erste
Spritze erhalten.
Spahn: "Bis Ende August Impfangebot für Schüler"
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte zuvor einen späteren
Zeitpunkt als möglichen Beginn von Corona-Impfungen für Schüler
genannt. "Das erklärte Ziel ist, dass die Länder den minderjährigen
Schülerinnen und Schülern bis Ende August ein Impfangebot machen",
sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". Dazu müssten Impfdosen
von Biontech/Pfizer reserviert werden.
Der US-Pharmahersteller Moderna will nach Interviewangaben seines
Vorstandschefs Anfang kommenden Monats ebenfalls eine europäische
Impfstoffzulassung für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren
beantragen.
Der Städte- und Gemeindebund und die Bildungsgewerkschaft VBE
forderten bereits, den Corona-Infektionsschutz an Schulen für das
kommende Schuljahr zu verbessern. "Es ist geradezu fahrlässig,
weiterhin nicht alle technischen Möglichkeiten zu nutzen, um ein
möglichst sicheres Schulumfeld zu etablieren", sagte der
VBE-Vorsitzende Udo Beckmann am Montag.
(ogo/dpa)