Deutschland wird nach Angaben von Ermittlern im Zuge der Corona-Krise mit Drogen überschwemmt. Es gebe eine massive Zunahme des Drogenhandels über die Marktplätze im Internet und im Darknet, "der sich dort auch aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Krise verstärkt hat", sagte der Vorsitzende des Verbandes Bundespolizei beim Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Thomas Mischke, am Donnerstag der Zeitung "Welt". Clans, Kartelle und Mafia-Organisationen seien auf dem Vormarsch.
Die beschlagnahmten Rauschgiftmengen hätten 2020 noch einmal enorm zugenommen, sagte Mischke. Dies gelte besonders für Kokain und harte synthetische Drogen wie Amphetamin und Metamphetamin (XTC, Speed, Pep, Chrystal Meth). Aber auch Heroin, gestreckt etwa mit Fentanyl und dadurch viel stärker und gefährlicher, erlebe gerade eine Renaissance.
"Jahrelang haben sich in Deutschland Strukturen der organisierten Kriminalität entwickeln und verfestigen können", sagte Mischke. Bestens organisierte Kriminelle betrieben nach wie vor "weitgehend ungestört ihre Geschäfte", investierten Milliarden Euro daraus in Immobilien, Unternehmen und Luxusautos, um so ihre kriminell erworbenen Gelder zu waschen.
Alarmierend ist laut Mischke, dass die niederländische "Mocro-Mafia" mit Tätern meist marokkanischer Herkunft bereits nach Deutschland vorgedrungen sei. Die Polizei befürchte Revierkämpfe mit bisherigen "Platzhirschen". Den Polizeibehörden fehlt nach Angaben von Mischke Personal, um die Drogenlawine wirksam aufzuhalten.
"Für die Täter muss das ein Paradies sein: Sie machen weiterhin enorme Gewinne, die sie in den legalen Wirtschaftskreislauf einbringen und waschen", sagte er. Mischke forderte besonders im Grenzgebiet mehr Zusammenarbeit von deutschen und niederländischen Behörden in gemeinsamen Fahndungs- und Ermittlungsgruppen sowie einen deutlich größeren Personaleinsatz. Die deutsch-niederländische Grenze ist neben dem Hamburger Hafen das wichtigste Einfallstor für Drogen aller Art.
(mse/afp)