Deutschland

"Wir sind fassungslos" – Trier steht nach Todesfahrt unter Schock

01.12.2020, Rheinland-Pfalz, Trier: Menschen haben an der Porta Nigra Kerzen angez
Menschen haben an der Porta Nigra Kerzen angezündet. Am Nachmittag war ein Mann mit einem Auto durch die Fußgängerzone von Trier gefahren und hat dabei Menschen verletzt und getötet.Bild: dpa / Oliver Dietze
Deutschland

"Wir sind fassungslos" – Trier steht nach Todesfahrt unter Schock

01.12.2020, 20:11
Mehr «Deutschland»

Weite Teile der Trierer Fußgängerzone sind mit weiß-rotem Polizei-Band abgesperrt. Das zuckende Blaulicht der Einsatzfahrzeuge spiegelt sich auf dem nassen Kopfsteinpflaster der historischen Stadt an der Mosel. Wo das Auto des mutmaßlichen Amokfahrers entlang gerast sein muss, liegen an diesen grauen Dezember-Tag wahllos Dinge auf der Straße. Mit brüchiger Stimme berichtet ein Polizeisprecher von "mehreren Toten und einer ganzen Reihe Verletzter". Festgenommen wird ein 51 Jahre alter Deutscher aus dem Kreis Trier-Saarburg.

Sichtbar erschüttert schildern Augenzeugen, wie Menschen durch die Luft geschleudert wurden. "Es ist unfassbar. Wir sind fassungslos", sagt eine Bewohnerin eines Hauses, das an die Fußgängerzone grenzt, durch die der Täter gefahren ist. Auf den Pflastern sieht man einen Blutfleck, blutgetränkte Tücher. Sie sagt:

"Das so etwas hier in Trier passieren kann, hätte ich nie gedacht"

Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe spricht von "einem Bild des Grauens". Er sei nach dem Vorfall durch die Innenstadt gelaufen. "Es war einfach nur schrecklich", sagt der SPD-Politiker und schildert, wie er einen Turnschuh – wohl von einem der Opfer – gesehen habe. "Wir sehen solche Bilder im Fernsehen ganz oft und denken, das kann bei uns nicht passieren. Jetzt ist es auch in Trier passiert."

Warum bei uns? Diese Frage stellten sich viele Menschen im vorweihnachtlich geschmückten Trier. Die Kommune mit rund 112.000 Einwohnern gilt als älteste Stadt Deutschlands, ist weltberühmt wegen des römischen Stadttors Porta Nigra. In die internationalen Schlagzeilen gerät der Geburtsort von Karl Marx (1818-1883) nur selten, schon gar nicht wegen Kapitalverbrechen.

Video soll Festnahme zeigen

Nach der Todesfahrt kreisen Hubschrauber über der Innenstadt. Die Polizei rät die Bevölkerung mit Nachdruck, die Innenstadt zu meiden. Dann aber macht die Nachricht die Runde, der Fahrer sei festgenommen worden. Die Erleichterung ist spürbar. In sozialen Netzwerken kursiert ein Video, das die Festnahme zeigen soll. Darauf sind zwei Polizeiautos zu sehen, die einem beschädigten Fahrzeug offenbar den Weg abgeschnitten haben. Ein Mann liegt auf dem Boden, drei Männer – vermutlich Sicherheitskräfte – halten ihn fest. Später wird der mutmaßliche Fahrer weggebracht.

Wieder ein Vorfall mit einem SUV (Sport Utility Vehicles) – schnell werden in Trier Erinnerungen wach an einen schweren Verkehrsunfall mit zwei Toten in Frankfurt im November. Damals soll ein 38-Jähriger die Kontrolle über seine PS-starken Geländelimousine verloren haben.

Auch Stunden nach der Nachricht von der Festnahme sind Teile der Trierer Innenstadt noch immer abgesperrt. Ermittler sichern Spuren in der engen Fußgängerzone. Nur wenige Menschen hasten an den Geschäften vorbei. Durch die nasskalte Luft dröhnen grell noch einige Polizeisirenen.

(dpa)