Menschen haben an der Porta Nigra Kerzen angezündet. Am Nachmittag war ein Mann mit einem Auto durch die Fußgängerzone von Trier gefahren und hat dabei Menschen verletzt und getötet.Bild: dpa / Oliver Dietze
Deutschland
Weite Teile der Trierer Fußgängerzone sind mit
weiß-rotem Polizei-Band abgesperrt. Das zuckende Blaulicht der
Einsatzfahrzeuge spiegelt sich auf dem nassen Kopfsteinpflaster der
historischen Stadt an der Mosel. Wo das Auto des mutmaßlichen
Amokfahrers entlang gerast sein muss, liegen an diesen grauen
Dezember-Tag wahllos Dinge auf der Straße. Mit brüchiger Stimme
berichtet ein Polizeisprecher von "mehreren Toten und einer ganzen
Reihe Verletzter". Festgenommen wird ein 51 Jahre alter Deutscher aus
dem Kreis Trier-Saarburg.
Sichtbar erschüttert schildern Augenzeugen, wie Menschen durch die
Luft geschleudert wurden. "Es ist unfassbar. Wir sind fassungslos",
sagt eine Bewohnerin eines Hauses, das an die Fußgängerzone grenzt,
durch die der Täter gefahren ist. Auf den Pflastern sieht man einen
Blutfleck, blutgetränkte Tücher. Sie sagt:
"Das so etwas hier in Trier passieren kann, hätte ich nie gedacht"
Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe spricht von "einem Bild des
Grauens". Er sei nach dem Vorfall durch die Innenstadt gelaufen. "Es
war einfach nur schrecklich", sagt der SPD-Politiker und schildert,
wie er einen Turnschuh – wohl von einem der Opfer – gesehen habe.
"Wir sehen solche Bilder im Fernsehen ganz oft und denken, das kann
bei uns nicht passieren. Jetzt ist es auch in Trier passiert."
Warum bei uns? Diese Frage stellten sich viele Menschen im
vorweihnachtlich geschmückten Trier. Die Kommune mit rund 112.000
Einwohnern gilt als älteste Stadt Deutschlands, ist weltberühmt wegen
des römischen Stadttors Porta Nigra. In die internationalen
Schlagzeilen gerät der Geburtsort von Karl Marx (1818-1883) nur
selten, schon gar nicht wegen Kapitalverbrechen.
Video soll Festnahme zeigen
Nach der Todesfahrt kreisen Hubschrauber über der Innenstadt. Die
Polizei rät die Bevölkerung mit Nachdruck, die Innenstadt zu meiden.
Dann aber macht die Nachricht die Runde, der Fahrer sei festgenommen
worden. Die Erleichterung ist spürbar. In sozialen Netzwerken
kursiert ein Video, das die Festnahme zeigen soll. Darauf sind zwei
Polizeiautos zu sehen, die einem beschädigten Fahrzeug offenbar den
Weg abgeschnitten haben. Ein Mann liegt auf dem Boden, drei Männer – vermutlich Sicherheitskräfte – halten ihn fest. Später wird der
mutmaßliche Fahrer weggebracht.
Wieder ein Vorfall mit einem SUV (Sport Utility Vehicles) – schnell
werden in Trier Erinnerungen wach an einen schweren Verkehrsunfall
mit zwei Toten in Frankfurt im November. Damals soll ein 38-Jähriger
die Kontrolle über seine PS-starken Geländelimousine verloren haben.
Auch Stunden nach der Nachricht von der Festnahme sind Teile der
Trierer Innenstadt noch immer abgesperrt. Ermittler sichern Spuren in
der engen Fußgängerzone. Nur wenige Menschen hasten an den Geschäften
vorbei. Durch die nasskalte Luft dröhnen grell noch einige
Polizeisirenen.
(dpa)