Am 10.9. um 11 Uhr heulen die Sirenen – aber nur zur Probe.Bild: www.imago-images.de / Patrick Scheiber/Kegler
Deutschland
Erstmals seit der Wiedervereinigung wird in
Deutschland an diesem Donnerstag ein bundesweiter Warntag abgehalten.
Dabei sollen unterschiedliche Warnmöglichkeiten für den
Katastrophenfall getestet werden, etwa Sirenen, Durchsagen per
Lautsprecher, Mitteilungen über die sozialen Medien und Warn-Apps
sowie digitale Werbetafeln. Der Probealarm beginnt um 11 Uhr. Um
11.20 Uhr soll die Entwarnung erfolgen.
Die Bürgerinnen und Bürger sollten so die Abläufe kennenlernen,
um im Ernstfall die Warnmeldungen richtig wahrnehmen und einordnen zu
können, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn mit. Künftig ist der Warntag jährlich
an jedem zweiten Donnerstag im September geplant. Denkbar wären
Warnungen etwa bei Bränden oder dem Auftreten von radioaktiver
Strahlung, aber auch bei Stromausfällen oder Naturgefahren wie
Erdbeben und Überschwemmungen. Auch vor Krankheitserregern wie dem
Coronavirus warnt das Bundesamt über die Warn-App NINA bei besonderen
Situationen. Andere Warn-Apps sind BIWAPP (Bürger Info und Warn App),
KATWARN sowie diverse regionale Angebote.
Auch Warn-Apps wie "Nina" sollen am Warntag getestet werden.Bild: www.imago-images.de / Lakomski/Eibner-Pressefoto
Warntag soll Sensibilität schaffen
"Es geht nicht darum, Angst und Hysterie zu schüren", sagte
BBK-Präsident Christoph Unger. "Das wäre kontraproduktiv." Man dürfe
die Bevölkerung aber auch nicht einlullen. Fakt sei, dass die
Deutschen mit dem Thema bisher nicht sehr vertraut seien, und das
berge Risiken. Man solle zum Beispiel auch immer für ein paar Tage
Vorräte im Haus haben.
"Unser Ziel ist vor allem auch, dass man über das Thema
nachdenkt", sagte Unger der Deutschen Presse-Agentur. "Wir haben es
erlebt bei einem Warntag in Nordrhein-Westfalen, dass sich Kinder in
Schulen, in Kindergärten mit der Thematik befasst haben. Dadurch
schaffen wir eine gewisse Sensibilität, und das ist uns wichtig."
Flüchtlingshelfer baten darum, Kriegsflüchtlinge etwa aus Syrien
vorab über die Aktion zu informieren: Das Heulen der Sirenen könne
bei ihnen traumatische Erinnerungen etwa an Bombardierungen
wachrufen. Alte Menschen kennen das Sirenengeheul mitunter noch aus
ihrer Kinderzeit während des Zweiten Weltkriegs. Auch während des
Kalten Krieges in den 70er und 80er Jahren heulten in der
Bundesrepublik regelmäßig die Sirenen. Seit dem Mauerfall sind die
Sirenen allerdings in vielen Regionen abgebaut worden.
(lau/dpa)