Bioladen nimmt Produkte von AfD-Mann aus dem Sortiment – der Briefwechsel hat es in sich
Die Biokette "Biomare" aus Leipzig hat bestimmte Hirseprodukte aus dem Sortiment genommen. Die Begründung ist hoch politisch: Der Bioladen macht das, weil der Geschäftsführer des Hirseherstellers Mitglied der AfD ist. "Auslistung" nennt die Biokette das.
Über das harte Vorgehen der Biokette kann sich der Biomarktkunde auf einem Aushang im Leipziger Biomarkt informieren. Darin heißt es zusammengefasst: Die AfD leugnet den Klimawandel, der Inhaber der Hirseprodukte ist AfD-Funktionär, die Produkte widersprechen daher dem Prinzip der Nachhaltigkeit und haben deshalb keinen Platz im Biomarkt.
Mit diesem Warnhinweis erklärt die Biokette ihren Vorstoß:
Briefwechsel zwischen Biomarkt und AfD-Mann – mit bitteren Folgen für AfDler
Der öffentlichen Verkündung des Biomarktes ging ein Briefwechsel zwischen dem Hersteller und AfD-Mitglied und dem Biounternehmen voraus. Der Inhaber und Geschäftsführer der Biokette hat diesen E-Mail-Verkehr nun veröffentlicht.
Bereits im Juli dieses Jahres schrieb der Biomarktchef dem AfD-Politiker und Hirseproduzenten eine E-Mail – mit ziemlich bitteren Folgen für den AfD-Mann. Der Biomarktchef begründet darin die "Auslistung" damit, dass die Kunden des Marktes erwarten, dass dieser das Sortiment nach den Kriterien der Nachhaltigkeit auswähle. Die AfD aber leugne den Klimawandel und bekämpfe eine aktive Klimaschutzpolitik.
Er schreibt:
In der Antwort bringt der Hirseproduzent zunächst sein Erstaunen über die "Auslistung" zum Ausdruck und unterstellt dem Biomarkt-Geschäftsführer eine "linksradikale Einstellung". Außerdem weist er auf einen geringen Anteil Deutschlands zum weltweiten CO2-Ausstoß hin – gefolgt von einem langen Schreiben, in dem der Absender grundsätzlich mit der Klima- und Flüchtlingspolitik abrechnet. Auch den Vorwurf, die AfD sei eine ausgrenzende Partei, will der Hirseproduzent nicht stehen lassen.
Er schreibt:
Außerdem seien "linke Flüchtlings-Apologeten" die "nützlichen Idioten des Großkapitals".
Er schreibt:
Das Antwortschreiben des Hirsemannes enthält auch einen kleinen Exkurs über "den" Islam. Dieser sei "frauenfeindlich, autoritär, antisemitisch, gewaltverliebt, intolerant". "Und ausgerechnet Menschen mit dieser Prägung und Sozialisation holen wir uns millionenfach ins Land. Das ist Selbstmord. Aber die Linke jubelt und sympathisiert", schreibt der Hirseproduzent.
In einer weiteren E-Mail verteidigt der Bioketten-Geschäftsführer sein Handeln dann erneut.
Er schreibt:
Auch zum Vorwurf des Linksradikalismus nimmt der Biomarktchef Stellung. Er erklärt, dass er selbst schon häufig Zielscheibe tatsächlicher linksradikaler Kräfte gewesen sei. Und der Duktus des Schreibens des AfD-Mannes unterscheide sich dabei ganz und gar nicht vom Auftreten der Gewalttäter von links: Wut, gewalttätige Sprache, Diffamierungen, eine hervortretende Kränkung und der Anspruch im Recht zu sein.
Er schreibt:
Die Antwort des Hirseproduzenten im Anschluss fällt dann verhältnismäßig kurz aus – aber deutlich.
Der AfD-Mann beklagt bittere Folgen der Biomarkt-Entscheidung für ihn:
Auch darauf reagiert der Biomarktchef wiederum mit einer E-Mail. Es ist das vorerst letzte Schreiben Mitte August. Den Vorwurf der Existenzgefährdung halte er für nicht nachvollziehbar – und er macht ein Angebot.
Er schreibt:
(ts)