Es sind erschreckende Zahlen, die die Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) da präsentiert:
Auf Twitter veröffentlichte Rias Berlin Grafiken, um den Anstieg von judenfeindlichen Vorfällen zu illustrieren. Die Zahl der antisemitischen Angriffe stieg im Vergleich zum Vorjahr um 155 Prozent, die Zahl der antisemitischen Bedrohungen um 77 Prozent.
"Daraus lässt sich einerseits eine Zunahme verrohter Ausdrucksformen des Antisemitismus in Berlin und andererseits ein Sinken der Hemmschwelle aufseiten der Täter_innen konstatieren", heißt es dazu im Bericht von Rias Berlin.
Immer häufiger sind Einzelpersonen von antisemitischen Vorfällen betroffen, wie diese Grafik zeigt:
Rias weist auch daraufhin, dass sich antisemitische Vorfälle zunehmend an Orten ereignen, an denen es kaum Ausweichmöglichkeiten für die Betroffenen gibt; etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im eigenen Wohnumfeld.
Rias unterscheidet bei den Vorfällen zwischen physischer Gewalt, gezielter Sachbeschädigung, Bedrohungen und verletztendem Verhalten.
Letzteres bezeichnet sämtliche antisemitischen Äußerungen, die sich gegen jüdische oder israelische oder andere Personen und Institutionen richten. Darunter fallen auch Online-Kommentare, sofern die Äußerung direkt an eine Person oder Institution gerichtet war. Insgesamt verzeichnete Rias 831 Fälle von verletztendem Verhalten (plus 22 Prozent).
Die meisten Vorfälle konnten keinem konkreten politischen Spektrum zugerechnet werden. Insgesamt 18 Prozent der Vorfälle hatten einen rechtsextremen Hintergrund, 9 Prozent ordnete Rias israelfeindlichem Aktivismus zu.
Unter dem islamistischen Spektrum verzeichnete die Organisation 19 Vorfälle (2 Prozent). Allerdings waren sieben dieser 19 Vorfälle Bedrohungen – "das zeigt, welches Gefahrenpotential auch von diesem Spektrum ausgeht", schreibt Rias dazu.
Der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) bescheinigte der Stadt am Mittwoch bei Erscheinen des Rias-Berichts ein "Antisemitismusproblem", das sich in der Gesellschaft verfestigt habe. Der Kampf gegen Antisemitismus müsse eine "Querschnittsaufgabe" sein.
(ll/dpa)