6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht richtig Deutsch lesen und schreiben. Mehr als die Hälfte von ihnen (52,6 Prozent) hat Deutsch als Muttersprache. Das zeigt die Studie "LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität" die am Dienstag in Berlin vorgestellt wird.
2011 hatten insgesamt noch 7,5 Millionen Menschen nur geringe Lese- und Schreibfähigkeiten – also etwa 1,3 Millionen mehr. Zu dieser Kategorie gehören all jene, die einzelne Sätze lesen oder schreiben können, aber keine zusammenhängenden Texte verstehen, auch keine kürzeren. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) nannte den Rückgang einen "Erfolg für unser Bildungssystem", wie sie der dpa sagte.
62,3 Prozent der Betroffenen sind laut der Studie trotz ihrer Lese- und Schreibschwäche erwerbstätig. Mehr als jeder Fünfte hat keinen Schulabschluss, weitere zwei Fünftel haben nur einen geringen.
Auch bei jenen Erwachsenen, die zwar zusammenhängende Texte verstehen, aber dennoch nicht gut lesen und nur sehr fehlerhaft schreiben können, gab es einen Fortschritt. Hier verringerte sich die Anzahl von 13,4 Millionen im Jahr 2011 auf nun 10,6 Millionen Menschen.
Enttabuisierung von Lese- und Schreibschwäche sowie mehr und bessere Angebote zum Lernen spielen laut Ministerium eine Rolle beim Rückgang der Zahlen. Studienautorin Anke Grotlüschen sagte der dpa zudem, die Fortschritte gingen mit besseren Schulabschlüssen und einer höheren Erwerbsbeteiligung einher.
Für die Studie wurden im Sommer 2018 rund 7200 Deutsch sprechende Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren befragt. Für die Befragung mussten die Menschen ausreichend Deutsch sprechen, um einer etwa einstündigen Befragung folgen zu können.
Karliczek sagte trotz der Fortschritte: "Politik und Gesellschaft dürfen aber nicht nachlassen." Gerade Erwachsene koste es oft viel Überwindung, sich dem Problem der Lese- und Schreibschwierigkeiten zu stellen. Stärker beachtet werden müssten Menschen mit Migrationshintergrund.
(fh/dpa)