Michael Kretschmer (CDU, grüne Jacke), Ministerpräsident von Sachsen, spricht im Großen Garten mit Anhängern von Verschwörungstheorien zur Corona-Krise. Er möchte auf der Kundgebung mit den Teilnehmern ins Gespräch kommen.Bild: dpa / Sebastian Kahnert
Deutschland
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer stellte sich am Samstag den Corona-Demonstranten in Dresden – und wurde einem Bericht zufolge nun angezeigt. Weil er gegen die Corona-Auflagen verstoßen habe.
18.05.2020, 07:2318.05.2020, 13:45
Einige tausend Menschen haben sich in zahlreichen deutschen Städten am Wochenende erneut zu Demonstrationen gegen die Coronavirus-Beschränkungen versammelt. In Sachsen suchte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im Großen Garten von Dresden das Gespräch mit Menschen, die gegen die Auflagen demonstrierten. Doch der Ministerpräsident hatte sich keinen Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt. Und auch auf den Mindestabstand von 1,5 Metern verzichtete er, wie Videos auf Twitter zeigten.
Dafür bekommt Kretschmer nun offenbar Ärger. Denn: Ein Bürger hat den Ministerpräsidenten angezeigt, wie die Polizei Dresden laut dem "Spiegel" bestätigte. Die Anzeige werde nun an den Staatsschutz übergeben. Bei seinem Auftritt hat Kretschmer offenbar gegen die Auflagen der sächsischen Corona-Schutzverordnung verstoßen. "Die Versammlungsteilnehmer müssen einen Mindestabstand von 1,5 Meter zueinander einhalten und eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen," ist darin zu lesen.
Auf Nachfrage von watson heißt es, dass "im öffentlichen Raum keine Mund-Nasenschutz-Pflicht gilt". In größeren Menschenmengen sei sie jedoch sinnvoll. Des Weiteren hieß es:
"Zu seinen Gesprächspartnern hat der Ministerpräsident den Mindestabstand eingehalten und auch immer wieder darauf hingewiesen."
Ralph Schreiber,
Regierungssprecher Sachsen gegenüber watson
Von einer Anzeige gegen ihn hab Ministerpräsident Kretschmer erst aus den Medien erfahren, so Sprecher Schreiber. "Das Verfahren ist nun abzuwarten", teilte er watson mit.
Am Samstag demonstrierten vor allem Leute, die die Maskenpflicht als einschneidenden Eingriff ablehnen, so Kretschmer.
Während seines Rundgangs wurde der Ministerpräsident von den Demonstranten heftig beschimpft. "Kretschmer, Sie sollten sich schämen. (...) Sie haben das deutsche Volk ins Unglück mit gestürzt", schrie etwa ein Demonstrant. "Du bist doch der blödeste Hammel, den Sachsen je gesehen hat", rief ein anderer.
(lin)