Passagiere, die aus einem Hochrisikogebiet einreisen, müssen einen negativen Corona-Test vorweisen.Bild: dpa / Boris Roessler
Deutschland
Die Bundesregierung hat die
Grenzkontrollen und Einreiseregeln verschärft, um die
grenzüberschreitende Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Für
insgesamt fast 30 Länder mit besonders hohen Infektionszahlen oder
besonders gefährlichen Virusvarianten gilt seit Sonntag eine
Testpflicht vor der Einreise. Zu diesen Hochrisikogebieten zählen das
Nachbarland Tschechien, die Urlaubsländer Portugal, Spanien und
Ägypten sowie die USA. Die Tests werden nach Angaben des
Bundesinnenministeriums an den Flug- und Seehäfen systematisch
kontrolliert. In den Grenzgebieten zu den EU-Nachbarstaaten und der
Schweiz werden Einreisende stichprobenartig überprüft – das nennt man
Schleierfahndung.
Testpflicht für Einreisen aus Tschechien
An der deutsch-tschechischen Grenze bildeten sich wegen der neuen
Testpflicht am Sonntag teils lange Schlangen. Die deutsche Polizei
berichtete am Nachmittag von etwa 500 Menschen am Übergang im
bayerischen Schirnding (Landkreis Wunsiedel), an dem eine Teststation
eingerichtet wurde. Der stellvertretende Bürgermeister der
tschechischen Nachbargemeinde Cheb (Eger), Jiri Cerny, sagte der
Deutschen-Presse-Agentur, bei Temperaturen unter null Grad betrage
die Wartezeit zwei bis drei Stunden. Auch aus hygienischen Gründen
sei die lange Warteschlange ungünstig.
In Görlitz in Sachsen stehen Menschen für einen Corona-Schnelltest an.Bild: ZB / Sebastian Kahnert
Zur Frage, ob die Grenz-Pendler ein besonderes Risiko
darstellten, sagte er nur: "Es ist heute wenig sinnvoll zu fragen, ob
derjenige oder derjenige das Virus eingeschleppt hat." Schätzungen
zufolge gibt es zwischen 35.000 und 60.000 Tschechen, die in
Deutschland arbeiten und regelmäßig über die Grenze pendeln.
Für die Schleierfahndung in den Grenzgebieten zu den
EU-Nachbarländern und der Schweiz setzt die Bundespolizei zunächst
ihr dort vorhandenes Personal ein, das aber jederzeit verstärkt
werden könne, wie Sprecher des Bundesinnenministeriums der dpa sagte.
Neben der Bundespolizei würden auch die Polizeien der Länder
Kontrollen vornehmen. "Die Bundespolizei ist gebeten worden,
insbesondere bei den Virusvarianten- und Hochinzidenzgebieten von den
eingeräumten Kontrollbefugnissen der Coronavirus-Einreiseverordnung
umfassend Gebrauch zu machen", sagte der Sprecher.
Corona-Tests direkt an den Flugzeugen – Bundesregierung unterteilt in drei Kategorien
Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main erfolgt die
Überprüfung der Tests noch vor der eigentlichen Grenzkontrolle direkt
an den Flugzeugen, wie die Bundespolizei mitteilte. Am Sonntag
sollten davon 17 Flüge aus fünf Ländern betroffen sein.
Mit der Verschärfung der Einreiseregeln wird das
grenzüberschreitende Reisen in Europa noch unattraktiver – was aber
politisch auch gewollt ist. Bisher hatte die Bundesregierung bei der
Einreise zwischen Gebieten mit besonders ansteckenden Virusvarianten
und "normalen" Risikogebieten unterschieden. Seit Sonntag um
Mitternacht gibt es drei Kategorien mit unterschiedlichen Test- und
Quarantäneregeln:
"Normale" Risikogebiete:
Das sind Länder oder Regionen über
einem Grenzwert (auch Inzidenz genannt) von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Das gilt derzeit für
fast ganz Europa mit Ausnahme einzelner Gebiete in Griechenland,
Finnland, Norwegen, Österreich und Dänemark. Weltweit sind mehr als
130 aller knapp 200 Länder ganz oder teilweise "normale"
Risikogebiete.
Hochinzidenzgebiete:
Dazu gehören in der Regel Länder, die über
einem Inzidenzwert von 200 liegen und damit deutlich höhere
Infektionszahlen als Deutschland (111) haben. In diese Kategorie
fallen neben den bereits genannten Staaten Albanien, Andorra,
Bolivien, Bosnien-Herzegowina, Estland, Iran, Israel und die
Palästinensischen Gebiete, Kolumbien, Kosovo, Lettland, Libanon,
Litauen, Mexiko, Montenegro, Nordmazedonien, Panama, Serbien,
Slowenien und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Virusvarianten-Gebiete:
Das sind Gebiete, in denen
hochansteckende Mutationen des Coronavirus aufgetreten sind. Bisher
fallen Großbritannien, Irland, Südafrika und Brasilien in diese
Kategorie.
Reisende aus "normalen" Risikogebieten müssen sich spätestens 48
Stunden nach Einreise in Deutschland auf Corona testen lassen. Zudem
müssen sie zehn Tage in Quarantäne, können sich davon allerdings
durch einen zweiten negativen Test ab Tag fünf vorzeitig befreien
lassen. Der Unterschied bei den Hochinzidenz- und
Virusvarianten-Gebieten ist die Testpflicht höchstens 48 Stunden vor
Einreise. Außerdem gibt es für die Gebiete mit erhöhtem Risiko
weniger Ausnahmen bei der Quarantäne. Das regeln aber die einzelnen
Bundesländer.
(lau/dpa)