Die Zeiten, in denen wir beim Coronavirus von einer normalen Grippe sprachen, scheinen ewig her. Seit Tagen schon sitzt zu Hause, wer kann. Man arbeitet vom Küchentisch oder Sofa aus, meidet körperlichen Kontakt. Der letzte Handschlag mit Fremden oder Bekannten: Tage oder gar Wochen her.
Bund und Länder haben im Kampf gegen das Virus Ausgangsbeschränkungen verhängt. In der Öffentlichkeit gilt ein Kontaktverbot, der Aufenthalt ist draußen nur alleine, mit Familienmitgliedern oder mit einer weiteren Person, die nicht im Haushalt wohnt, erlaubt. Etwas Bewegung an der frischen Luft und Besuchen von Lebenspartnern sind weiterhin nicht verboten. Dennoch sind viele Menschen aufgrund der bisherigen und bevorstehenden psychischen Belastung besorgt.
Zurecht fragen sich viele Menschen nun: Wie lange kann das so weiter gehen? Wie lange sollen wir Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkung, Kita- und Schulschließung, Vermeidung sozialer Kontakte durchhalten?
Bei der Antwort auf diese recht komplexe Frage gehen die Experten-Meinungen teils auseinander. Kein Wunder, schließlich haben wir es mit einer vollkommen neuen Situation zu tun.
Virologe Christian Drosten, der Mann der Stunde, den wir in Pressekonferenzen regelmäßig neben Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sehen, glaubt: Der Ausnahmezustand könnte uns das gesamte Jahr über begleiten. Allerdings nicht konstant in dieser Form. Im Interview mit "Zeit Online" sagte der Experte:
Das bedeutet nicht, dass wir uns ein Jahr zu Hause verbarrikadieren müssen. Drosten dazu: "Aber man wird wahrscheinlich nicht alle Maßnahmen genauso weiterführen, wie man sie jetzt gestartet hat."
Möglicherweise werde man bereits um Ostern herum die Wirkung der bisherigen Maßnahmen beurteilen können. Im Zweifelsfall könne man nachjustieren.
Im MDR-Podcast "Kekulés Corona-Kompass" vom Donnerstag schätzt Virologe Alexander Kekulé von der Uniklinik Halle in Hinblick auf die nicht-pharmazeutischen Maßnahmen, die bisher in Deutschland getroffen worden sind:
Generell spricht sich Kekulé übrigens gegen eine Ausgangssperre aus, wie sie in China angeordnet wurde. In der Podcast-Folge von Freitag begründet er seine Meinung wie folgt:
Auch Drosten sprach sich in seinem NDR-Podcast "Coronavirus-Update" gegen eine Ausgangssperre aus, da es keine wissenschaftlichen Daten gebe, die deren eindeutige Wirksamkeit belegen. Werden die Politiker sich also weiterhin an den Expertenmeinungen orientieren, ist unabhängig von der Dauer des Ausnahmezustands zumindest damit zu rechnen, dass die Maßnahmen nicht dauerhaft und allzu drastisch sind.
Für Fußball-Fans gibt es in diesem Zusammenhang allerdings eher schlechte Nachrichten: Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit erwartet, dass wegen der Corona-Pandemie nicht mehr in diesem Jahr Profifußball gespielt wird. "Ich gehe fest davon aus, dass es erst wieder im nächsten Jahr stattfinden kann in dem Umfang", sagte der Mediziner des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg im "Sportclub" des NDR-Fernsehens.
Gerade, was Großveranstaltungen wie Fußballspiele angeht, könnte es wohl längern dauern, bis wieder Normalität einkehrt.
Wie sich die Lage weiterentwickeln wird, ist momentan schwer abzuschätzen, sowohl für Virologen als auch Politiker. Dass uns das Coronavirus noch eine lange Zeit beschäftigen wird, ist wohl abzusehen. Wie stark, wird sich noch zeigen.
(ak/mit Materialen von dpa)