Er war der Erste, der sich mit dem Coronavirus in Deutschland angesteckt hat: der sogenannte Patient 0. Ein Mann aus Bayern hat sich bei einer Kollegin aus China mit dem Virus angesteckt.
Dem Radiosender Bayern1 hat er verraten, wie es ihm in der Quarantäne ging – mit erstaunlichem Ausgang.
Über seine Kollegin, die aus China für eine Schulung nach Deutschland gekommen ist, sagte er, dass sie ihm nicht krank vorgekommen sei. "Ich habe nicht gesehen, dass sie irgendwie geschnieft und gehustet hat. Für mich war sie komplett gesund." Jedoch hätten sie sich die Hände geschüttelt – und das Drama begann.
Doch nach einigen Tagen hatte er Halsschmerzen, Fieber, nahm eine Schmerztablette und ging am Montag ins Büro. Dort hörte er, dass seine Kollegin das Coronavirus hatte. Vom Büro ging es für ihn direkt zum Hausarzt, der ihn aber gleich ans Tropeninstitut verwies.
Der Rest passierte in einer Art Trance, beschreibt er: Einlieferung ins Krankenhaus, Unterbringung in einem Einzelzimmer, Untersuchung. Die Ärzte im Krankenhaus beschreibt er dabei als "sehr kompetent". Jedoch fühlte er sich gesund. "Ich habe mich nie in Lebensgefahr gefühlt", sagt er.
Viel schlimmer schien die mentale Situation für ihn gewesen zu sein. Er musste sich mit seinen Gedanken rumplagen.
Abwechslung? Fehlanzeige. Regelmäßig wurde Fieber gemessen (er hatte keins), Nasen- und Rachen-Abstriche wurden gemacht – danach war es ein normaler Tag, so normal er in Quarantäne sein kann: mit Arbeit am Laptop und hin und wieder einer Serie. Mit der Zeit kamen einige seiner Arbeitskollegen hinzu.
Die Ärzte haben übrigens Atemschutzmasken, eine Art Maler-Anzug und Handschuhe getragen.
Der Patient wurde nach 18 Tage aus dem Krankenhaus entlassen. So lange habe es gedauert, weil keine Entlassungskriterien feststanden. Das habe besonders auf die Psyche gedrückt, weil die Perspektive fehlte.
Und nach der Entlassung? Er ging zu seiner Familie, umarmte sie, wusch Wäsche und bestellte sich eine Pizza.
Er ist immer noch daheim und arbeitet im Home-Office. Weil er "noch nicht alle Auflagen des Gesundheitsamtes" erfüllte.
Und wenn es nach einigen Menschen in seinem Umfeld ginge, bliebe er wohl ganz zu Hause. Einige Eltern aus der Kita seiner Tochter waren unsicher und hätten hysterisch reagiert. Ganz anders die Betreuer.
(lin)