Eine Corona-Impfung könnte im nächsten Jahr verfügbar sein.Bild: imago images / imago stock&people
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Die zweite Welle ist da – und mit ihr kommt auch der gesteigerte Wunsch nach einem Impfstoff. Einige Forschungsteams scheinen kurz vor dem Durchbruch zu stehen, doch zu früh sollte man sich nicht auf einen "Vor-Corona-Alltag" freuen.
lea senn
Wann kommt der Impfstoff?
Kommen wir zuerst zur meist gestellten Frage in diesem Zusammenhang: Wann wird der Impfstoff verfügbar sein und uns wieder einen Alltag wie vor der Pandemie ermöglichen?
Typischerweise werden Impfstoffe über Jahre erforscht und getestet, bevor sie eingesetzt werden dürfen. In der Corona-Pandemie ist der Druck allerdings so hoch, dass Wissenschaftler versuchen, bereits im kommenden Jahr 2021 eine erste Generation eines einsatzfähigen Impfstoffes zu haben. Wie gut dieser Impfstoff sein wird, ist zurzeit sehr schwer abzuschätzen.
Kommen einige Teams schnell voran, könnten sie sogar noch im laufenden Jahr eine Notfallzulassung erhalten – mehr dazu gleich weiter unten.
Wie wird ein Impfstoff entwickelt?
Nachdem das SARS-CoV-2-Genom im Januar entschlüsselt wurde, begann die Arbeit an einem möglichen Impfstoff.
Zuerst testen Forscher einen potenziellen Impfstoff an Zellen und später an Tieren wie Mäusen oder Affen. Haben diese eine (zumindest teilweise) Immunität erlangt, geht der Impfstoff in die drei klinischen Phasen. Dafür stellen sich weltweit hunderttausende Menschen als Testpersonen zur Verfügung.
Unter dem aktuellen Zeitdruck hoffen einige Firmen auf eine sogenannte Notfallzulassung. Diese kann frühestens zwei Monate nach der letzten Dosis an den Probanden beantragt werden. Eine solch verhältnismäßig kurze Zeit sorgt entsprechend für Kritik von Experten weltweit – die WHO selbst empfiehlt eine Dauer von mindestens drei Monaten.
Wie weit sind die Forscher bei SARS-CoV-2?
Von den 50 Vakzinen in klinischen Studien, die zurzeit parallel entwickelt werden, befinden sich laut der kanadischen McGill Universität elf in der dritten und letzten Phase.
Allerdings ist längst nicht gesichert, dass diese Impfstoffe den gewünschten Effekt haben. Einige von den Vakzinen aus Phase III werden unbrauchbar sein oder ohne sinnvolles Resultat enden. Es ist allerdings gut möglich, dass sich darunter auch Impfstoffe befinden, die den menschlichen Körper dazu bringen, effektive Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu entwickeln.
Wer forscht an einem Impfstoff?
Nie zuvor wurden gleichzeitig so viele Impfstoffkandidaten für eine einzige Krankheit in so kurzer Zeit entwickelt. Die aktuelle Dringlichkeit machte die Finanzierung dieser "Turbo-Forschung" möglich.
Das Unternehmen Biontech mit Niederlassung in Mainz gilt als aussichtsreicher Kandidat für einen Impfstoff.Bild: www.imago-images.de / Thomas Voelker
Laut der McGill-Universität sind aktuell 32 Länder an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das neuartige Coronavirus beteiligt. Die meistgenannten Kandidaten sind zurzeit die beiden Teams von Biontech/Pfizer und Moderna Therapeutics. Bei Biontech handelt es sich um ein deutsches Unternehmen. Als zweites deutsches Unternehmen ist Curevac an einem Corona-Impfstoff beteiligt. Beide haben bereits mit klinischen Prüfungen am Menschen begonnen.
Auch in der Schweiz sind einige Teams an der Erforschung eines geeigneten Impfstoffes beteiligt. Sie befinden sich allerdings noch nicht in den klinischen Phasen – ihr Potenzial abzuschätzen ist daher aktuell noch nicht möglich. Realistischerweise werden diese Schweizer Teams eher an der zweiten Generation beteiligt sein, wenn es um eine Verbesserung des bestehenden Impfstoffes geht.
Was passiert, wenn der Impfstoff da ist?
Dann ist die Forschung noch längst nicht beendet. Denn ein Impfstoff, der bei einmaliger Applikation einen hundertprozentigen lebenslangen Schutz bietet, ist momentan unwahrscheinlich. Die ersten verfügbaren Typen werden eine Wirksamkeit von vermutlich nur wenig mehr als 50 Prozent haben – so viel Wirksamkeit verlangt nämlich die US-Zulassungsbehörde FDA.
Und selbst wenn zu einem gewissen Zeitpunkt ein effektiver Impfstoff bereit steht, ist es wichtig zu wissen, dass nicht augenblicklich genug Impfdosen bereit stehen werden, um die gesamte Weltbevölkerung zu impfen.
Außerdem wichtig zu wissen: Ein Impfstoff wird idealerweise Infektionen mit dem Coronavirus verhindern können – die Folgekrankheit Covid-19 heilen wird damit allerdings nicht möglich sein.
Dieser Artikel erschien zuerst am 27.10.2020 auf watson.ch