Karl Lauterbach schlägt Alarm wegen der neuen Mutation.Bild: www.imago-images.de / Christian Spicker
Deutschland
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat
eindringlich vor einem schnellen Vordringen der in Großbritannien
entdeckten Coronavirus-Variante nach Deutschland gewarnt. "Wenn es
jetzt käme, wo wir mitten in der zweiten Welle sind, wo wir so hohe
Fallzahlen haben, wäre das eine Katastrophe", sagte Lauterbach am
Sonntagabend im "Bild"-Talk "Die richtigen Fragen". "Das ist so
ähnlich, als wenn ich ein Feuer habe und gieße noch einmal Benzin
nach." Die Wahrscheinlichkeit, dass die neue, angeblich deutlich
ansteckendere Corona-Variante über kurz oder lang nach Deutschland
komme, bezifferte Lauterbach auf 100 Prozent.
Vor Kurzem war in Großbritannien eine Mutation des Virus entdeckt
worden, die nach ersten Erkenntnissen von Wissenschaftlern um bis zu
70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form sein soll.
Premierminister Boris Johnson betonte, es gebe aber keine Hinweise
darauf, dass Impfstoffe gegen die Mutation weniger effektiv seien.
Wegen der Coronavirus-Variante schotten sich zum Wochenbeginn
Deutschland und weitere europäische Länder zunehmend vom Vereinigten
Königreich ab.
Lauterbach: Weiterer Grund für harten Lockdown
Lauterbach sagte, er hoffe aber, dass die Variante jetzt noch
nicht in Deutschland angekommen sei. "Dann müssen wir kämpfen, dass
das möglichst lange so bleibt." Dies sei "ein weiterer Grund, warum
wir den harten Lockdown rigoros durchführen müssen", bis die
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen deutlich
unter 50 oder besser unter 25 lägen. Dann könne man, "selbst wenn die
neue Mutation da ist, jedes neue Cluster sofort entdecken und beenden
und kommt wieder vor die Welle". Aktuell liegen aber allein sechs
Bundesländer über der Marke von 200, darunter Sachsen mit dem
Höchstwert von 427 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben
Tagen.
Die von Deutschland und anderen EU-Staaten verfügten
Einreisebeschränkungen für Reisende aus Großbritannien und dem
ebenfalls von der Virusvariante betroffenen Südafrika sind nach
Überzeugung Lauterbachs dringend notwendig und müssen möglicherweise
lange aufrechterhalten werden. "Wenn sich bestätigt, dass es so viel
virulenter ist, dann würde ich mindestens von Wochen, wenn nicht von
Monaten ausgehen." Und auch nach einer Aufhebung der Einreisesperren
sollte weiter jeder getestet werden, der aus den Regionen
kommt.
(hau/dpa)